Mit dem Beamtenrecht in die USA – Professoren: Mit 65 ist in Deutschland Schluss
Pressetext verfasst von NeueNachricht am Mi, 2007-01-31 15:23.Von Ansgar Lange
Bonn/Neuss/Potsdam – Wieder bricht ein Hochschullehrer in Deutschland seine Zelte ab und geht in die USA. Der Berliner Makroökonom Harald Uhlig wechselt von der Humboldt-Universität http://www.hu-berlin.de an die University of Chicago http://www.uchicago.edu. „Das ist ein schwerer Schlag für die HU Berlin sowie die Wirtschaftswissenschaften in Deutschland insgesamt“, kommentierte der Frankfurter Ökonom Volker Wieland. Die volkswirtschaftliche Fakultät der Hochschule gilt als eine der besten der Welt, schreibt das Handelsblatt http://www.handelsblatt.de. In einem 2003 im Auftrag der European Economic Association erstellten Ranking lag sie weltweit auf dem zweiten Platz – die Volkswirte der HU Berlin rangierten lediglich auf dem 79. Platz.
Uhlig habe sich in den vergangenen Jahren immer wieder kritisch zu den Arbeitsbedingungen an deutschen Universitäten geäußert, so das Handelsblatt. Er kritisierte die Inflexibilität der hiesigen Hochschulbürokratie und die hohe Belastung der Forscher mit administrativen Tätigkeiten. „Meine wissenschaftliche Produktivität ist in Deutschland deutlich gesunken“, sagte Uhlig. Im vergangenen Jahr waren bereits die jungen Top-Ökonomen Dirk Krüger aus Frankfurt und Felix Kübler aus Mannheim abgewandert.
Ein weiteres Problem: Das starre deutsche Beamtenrecht führt zu einer „Vertreibung der Weisen“, schreibt Spiegel-Online http://www.spiegel.de. Deutsche Professoren würden mit 65 Jahren emeritiert – ob sie wollen oder nicht. Um weiterhin arbeiten zu können, zogen zahlreiche Spitzenforscher wie Ernst Ulrich von Weizsäcker in die Vereinigten Staaten. „Zumindest für die Elite unter den Professoren, die auch nach dem 65. Lebensjahr mit Leidenschaft forschen und lehren will, sollte die möglich sein. Wenn man aber unflexibel an der Altersbegrenzung, die es seit dem Jahr 1976 gibt, festhält, dann treibt man exzellente Professoren mutwillig ins Ausland“, sagt Michael Müller, Geschäftsführer der auf IT-Dienstleistungen spezialisierten a&o-Gruppe http://www.ao-services.de und Wirtschaftssenator im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de. Müller verweist auf den „Fall“ des Physikers Theodor Hänsch, der ungefähr zur selben Zeit den Nobelpreis erhielt und 65 Jahre alt wurde. Mit einer „Sondergenehmigung“ des bayerischen Wissenschaftsministeriums wurde verhindert, dass Hänsch sich aufs Altenteil zurückziehen oder in die USA auswandern musste.