Altglassammlung in Österreich: Umstellung auf modernes Behältersystem angelaufen

Die Altglassammlung in Österreich zählt bereits seit Jahren im internationalen Vergleich zu den erfolgreichsten. Die Austria Glas Recycling GmbH (AGR), verantwortlich für die Sammlung und Verwertung von Glasverpackungen in Österreich, bietet mit rund 86.000 Altglassammelbehältern österreichweit das dichteste Sammelnetz Europas, berichtet das Branchenmagazin EUROPATICKER Umweltruf. Im Durchschnitt entspricht die Entfernung zum nächst gelegenen Sammelbehälter jener zur nächsten Einkaufsmöglichkeit.

Verpackungsglassammlung 2005 und Prognose 2006

Im Jahr 2005 konnte AGR die beachtlichen Sammelergebnisse auf dem hohen Niveau der vergangenen Jahre halten. 206.600 Tonnen Glasverpackungen wurden durch Haushalt, Gewerbe und Industrie im Vorjahr gesammelt. Wie bereits in den Jahren davor stammt der Großteil der Sammelmengen aus privaten Haushalten. Im Jahr 2005 waren dies konkret 186.500 Tonnen, das sind rund 90% der Gesamtmenge. Auch die Prognose für das Jahresergebnis 2006 verspricht nur Gutes, da das Vorjahresergebnis voraussichtlich sogar übertroffen wird.

Aktuellste FEVE-Ergebnisse: Top-Recyclingquote für Österreich

Die Vereinigung der europäischen Glasindustrien, FEVE, hat in ihrer jüngsten Veröffentlichung eine Übersicht der Recyclingquoten der europäischen Länder bekannt gegeben. Österreich wurde dabei erneut ein hervorragendes Zeugnis ausgestellt. Mit einer Recyclingquote von 83 Prozent befindet sich Österreich, wie auch in den vergangenen Jahren, wieder unter den besten. Die durchschnittliche europäische Recyclingquote liegt bei rund 65 Prozent.

Modernes Behältersystem – Umstellung in ganz Österreich im Gange

Eine zentrale Aufgabe der AGR ist die Optimierung der Behälterinfrastruktur. Zusammen mit ihren Partnern arbeitet die AGR daher kontinuierlich daran, das Sammelsystem in ganz Österreich auf moderne Behälter umzustellen. Die Bundeshauptstadt Wien wird bis Frühjahr 2007 fast vollständig mit den neuen Doppelkammerbehältern ausgestattet sein. Auch in anderen Bundesländern wird die Umstellung der Sammelbehälter forciert. Das Burgenland zum Beispiel wird in Kürze komplett umgestellt sein, auch Niederösterreich und die Steiermark tauschen laufend alte Behälter gegen neue. Auch die Anschaffung neuer Glassammel-LKW sind ein wichtiger Schritt zur Modernisierung der Altglassammlung. Diese neuen Fahrzeuge zeichnet vor allem aus, dass sie lärmarm, abgasarm und Bio-Diesel tauglich sind. Durch ihre Ausrüstung sind diese LKW bestens geeignet für die Entleerung der modernen Doppelkammerbehälter.

Deutliche Qualitätsverbesserung durch Doppelkammerbehälter

Der Doppelkammerbehälter entspricht den Anforderungen an eine effiziente Altglassammlung und beeinflusst die Sammelergebnisse nachweisbar positiv. Der unmittelbarste Vorteil für die Bürger ist die Lärmdämmung dieser neuen Behälter – vor allem in dicht bebauten Gebieten eine willkommene Verbesserung. Durch die kleinen Einwurföffnungen wird überdies bestmöglich verhindert, dass falsche Glasarten wie Fenster, Bauglas oder Spiegel zur Verpackungsglassammlung gelangen. Dadurch wird automatisch die Qualität des Altglases und somit der Recyclingerfolg verbessert. Außerdem sind diese neuen Behälter massiv qualitätsbeeinflussend, was im Recyclingkreislauf letztendlich für alle ein gewaltiger Vorteil ist. Hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und einer nachhaltigen Sicherung der Verpackungsglassammlung ist die Forcierung dieses Hubsystems in ganz Österreich in jedem Falle sinnvoll.

Ökologische und ökonomische Auswirkungen

Altglas dient als Sekundärrohstoff bei der Verpackungsglasproduktion und stellt den mengenmäßig wichtigsten Rohstoff dar. Hohe Rohstoff- und Energieeinsparungen, die bei etwa 145.000 Tonnen Quarzsand, 198 Millionen Kilowattstunden elektrischer Energie und mehr als 5 Millionen Kubikmeter Erdgas liegen, können so alljährlich erzielt werden. Neben dieser positiven ökologischen Bilanz hat Glasrecycling auch ökonomische Vorteile: Wiederverwerten ist nachweislich billiger als deponieren, was Unternehmen und Konsumenten zu Gute kommt.

Wiederverwerten ist nachweislich billiger als deponieren, was Unternehmen und Konsumenten zu Gute kommt.

Durch die Verpackungsglassammlung und -verwertung konnte 2005 an Rohstoffen eingespart werden:
145.000 Tonnen Quarzsand
47.000 Tonnen Kalk und Dolomit
36.000 Tonnen Soda
507.000 m3 Abbauvolumen
188.000 m3 Deponievolumen für Einwegglas
198 Mio. kWh elektrische Energie
5 Mio. m3 Erdgas
Zahlenangaben gerundet
Die Einsparung an elektrischer Energie entspricht dem jährlichen Bedarf von etwa 30.000 Haushalten. Die Einsparung von Erdgas trägt zur Reduktion der CO2-Emissionen bei.

Qualität des Altglases – Wichtiger Erfolgsfaktor

Bei der Produktion von Glasverpackungen wird 60% und mehr Altglas eingesetzt. Diese Einsatzquote könnte höher sein, wenn die Qualität des Sammelgutes besser wäre. Dazu Dr. Gerald Hirss-Werdisheim, Geschäftsführer AGR: „Nicht nur die Quantität ist ausschlaggebend, vor allem die Qualität des Altglases ist für die Wiederverwertung von großer Bedeutung. Nach wie vor landen falsche Glasarten in den Sammelcontainern. Nur Glasverpackungen, also Flaschen, Konservengläser oder Parfumflakons, sind für die Altglassammelbehälter gedacht. Fensterglas, Keramik oder Trinkgläser gehören zum Restmüll oder Recyclinghof. Diese „falschen“ Glasarten oder Fremdmaterialien führen zu großen Problemen beim Recyclingprozess.“

Fatale Folgen von falschem Altglassammeln

Austria Glas Recycling setzt auf laufende Informations- und Aufklärungsmaßnahmen, um der Bevölkerung die Wichtigkeit des richtigen Altglassammelns zu vermitteln. So gibt es zum Beispiel die Broschüre „Altglas sammeln – gewusst wie!“, ein ideales Informationsinstrument für alle Erwachsenen. Eine wichtige Zielgruppe der AGR sind auch die Kinder, die durch den Flaschengeist Bobby Bottle viel Wissenswertes über das Altglasrecycling erfahren.

Enormes Interesse an Bobby Bottle: Schultour

Im Jahr 2001 war seine Premiere, bis zum Abschluss der heurigen Schultour im Juni 2006 hatte er rund 20.000 Volksschülern der 3. und 4. Klassen das richtige Altglas-Sammeln auf spielerische Art und Weise beigebracht: Bobby Bottle, der lustige Flaschengeist. Mit einem gut durchdachten Programm steht eine Unterrichtstunde ganz im Zeichen von Bobby Bottle und den Umweltdetektiven. Die Show ist für Schulen gratis.

Alleine im Frühjahr 2006 haben über 5.000 Kinder begeistert den Ausführungen von Bobby Bottle gelauscht und bestimmt auch versucht, hinter den einen oder anderen seiner Zaubertricks zu kommen.

Wettbewerbe

Über große Resonanz konnte sich die AGR auch bei ihrem Schulprojekt für das laufende Herbst/Winter-Semester 2006/2007 freuen. An einem für alle heimischen Volksschulen organisierten Malwettbewerb haben knapp 900 Schulen teilgenommen und über 12.000 Kunstwerke eingeschickt. „Wie sieht wohl die Wohnung eines Flaschengeistes aus?“ lautete die Fragestellung, die sichtlich Lehrer beeindruckt und Schüler zu kreativen Höchstleistungen gebracht hat.

Unterrichtsmaterialien

Ergänzend zur Live-Show stellt AGR seit dem Jahr 2005 einen Lehrbehelf für 3. und 4. Volksschulklassen zur Verfügung. Arbeitsanleitungen und weiterführende Materialien für die Lehrenden unterstützen die Vor- und Nachbereitung des Themas. Malen, Schreiben, Raten und auch Basteln wird mit lehrreichen Inhalten verbunden. Herzstück des Lehrbehelfs ist ein kindgerecht gestaltetes Plakat, welches den Glaskreislauf zeigt. Dazu Dr. Hirss-Werdisheim: „Wir sind davon überzeugt, dass Aufklärungsarbeit über die Altglassammlung und-verwertung bereits im Kindesalter begonnen werden soll. Und der Erfolg gibt uns recht: Wir freuen uns überlaufende Nachfragen nach der Bobby Bottle-Tour, begeisterte und aufgeschlossene Kinder und reges Interesse an dem Lehrbehelf.

Auszeichnungen für Bobby Bottle

Im Spätherbst 2005 wurde die multimediale Aktion Bobby Bottle mit dem ÖGUT-Umweltpreis, konkret mit dem Sonderpreis der Bank Austria, ausgezeichnet. Bereits im Jahr 2004 gewann Bobby Bottle den Öko-Business-Award der Stadt Wien in der Kategorie Kommunikation.

EMAS-Preis 2005 für Umwelterklärung

Im Juni 2005 wurde die AGR mit dem EMAS-Preis 2005, initiiert und vergeben vom Lebensministerium, ausgezeichnet. EMAS ist das europäische System für Umweltmanagement. Austria Glas Recycling orientiert sich seit dem Jahr 2001 am Umweltmanagementsystem gemäß EMAS und erhielt für die Umwelterklärung 2004 diesen begehrten Preis. Die Umwelterklärung 2004 ist ein Informationsinstrument und Nachschlagewerk für alle Partner im Glasrecyclingsystem, Dialoggruppen und die interessierte Öffentlichkeit. Alle Umwelterklärungen der AGR sind unter www.agr.at/ Service und Download abrufbar.

Wissenschaftliche Untersuchungen verschiedenster Packstoffe

Laufend wird der Packstoff Glas im Zuge wissenschaftlicher Untersuchungen unter die Lupe genommen. Eine der jüngsten Publikationen zu diesem Thema stammt z.B. von der Stiftung Warentest Deutschland, die im Jahr 2005 20 Wässer hinsichtlich Geschmack, Geruch und mikrobiologischer Qualität gestestet hat. Während PET-Flaschen lt. Stiftung Warentest die Gefahr bergen, Stoffe an den Inhalt abzugeben, konnte Glas als optimale Hülle definiert werden.
Interessante Ergebnisse lieferte auch eine kürzlich veröffentlichte Studie, durchgeführt vom Institut für Rationelle Psychologie in Stuttgart im Auftrag der Brauerei Veltins. Dieser wissenschaftliche Test weist einen signifikant höheren Trinkgenuss bei Getränken aus Glasverpackungen nach. Die aktuellsten Untersuchungen stammen von der Universität Heidelberg, wo Experten nachgewiesen haben, dass Flaschen aus Polyethylenterephthalat (PET) das Schwermetall Antimon an die enthaltenen Getränke absondern.

Lizenztarifsenkung

Innerhalb von nur 2 Jahren kann der Lizenztarif abermals erheblich gesenkt werden. Betrug er 2005 noch 0,078 € je Kilogramm, wird ab dem Jahr 2007 für ein Kilogramm Verpackungsglas nur mehr 0,061 € Lizenzentgelt verrechnet. Die Senkung bringt neuerlich eine Ersparnis für die Wirtschaft von rund 2 Millionen €.

Autor: Dr. Gerald Hirss-Werdisheim

26.12.2006:

Über EUROPATICKER

Benutzerbild von EUROPATICKER

Vorname
Hans

Nachname
Stephani

Adresse

Blumenstr.11, 39291 Möser

Homepage
http://www.europaticker.de

Branche
Der EUROPATICKER Umweltruf erscheint im 8. Jahrgang. Das Ersterscheinungsdatum war der 20. März 2000., Für die Titel: EUROPATICKER, KORRUPTIONSREPORT und UMWELTRUF nehmen wir Titelschutz nach § 5 Abs. 3 MarkenG. in Anspruch., Wir unterliegen dem Presserecht des Landes Sachsen-Anhalt. Verantwortlich im Sinne des Presserechtes ist: Diplom-Betriebswirt Hans Stephani.