Deutschland vor Ingenieurmangel – kann Qualifizierung Abhilfe schaffen?

Nach einer VDI-Studie aus dem Jahre 2005 fehlen dem deutschen Mittelstand derzeit 15.000 Ingenieure. Besonders im Bereich Forschung und Entwicklung konnten bei erfolgreichen Unternehmen 50 Prozent aller freien Stellen nicht besetzt werden. Dem steht aber die Tatsache entgegen, dass die Bundesagentur für Arbeit 2005 eine hohe Arbeitslosenquote unter Fachkräften vermeldete. Nach Angaben der BA waren im vergangenen Jahr rund 65.000 Ingenieure ohne Arbeit.

Um die Hintergründe für diese Diskrepanz zu erhellen, hat Bildung.de beispielhaft eine Stimme aus einem deutschen Unternehmen und eine der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung zu Wort kommen lassen. So kann Claudia Arnold, Pressereferentin für den Fachbereich Personal und Soziales bei der Robert Bosch GmbH, der These vom drohenden Ingenieurmangel nicht vorbehaltlos zustimmen. Ihrer Meinung nach beklagen in erster Linie kleine und mittlere Betriebe einen Mangel an geeigneten Fachkräften. Die Robert Bosch GmbH dagegen hat diese Sorgen nicht. „Wir sind ein großes Unternehmen, das Bewerbern und Mitarbeitern enorme berufliche Perspektiven bieten kann“, so Claudia Arnold. „Außerdem haben wir allein 2005 in Deutschland rund 107 Millionen Euro in den Weiterbildungssektor investiert.“

Mit ein Grund, weshalb große, global agierende Unternehmen bei Bewerbern so beliebt sind – wie Beate Raabe, Arbeitsmarktexpertin der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung, zu bedenken gibt. „Die VDI-Studie stützt sich in erster Linie auf Antworten der befragten kleinen und mittleren Unternehmen“, so Raabe. „Und diese Betriebe haben in der Tat Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Ein Grund für diesen Mangel ist sicherlich, dass diese Betriebe zu wenig Mitarbeiter im Personalwesen oder einen zu geringen finanziellen Spielraum haben, um in der Öffentlichkeit, an den Hochschulen oder auf Messen ähnlich präsent zu sein, wie es große Unternehmen sind.“ Allerdings darf auch nicht unterschlagen werden, dass viele vor allem ältere Arbeitssuchende demotiviert sind, da ihnen seitens der Personalchefs oder der Medien suggeriert werde, zu alt und zu unflexibel für den Job zu sein, so Beate Raabe weiter.

Deutschland droht vermutlich weniger dramatisch ein Ingenieurmangel, als dies in den Medien den Anschein hat. Vielmehr konzentrieren vor allem international tätige Unternehmen einen Großteil der hochkarätigen Bewerber auf sich, während die kleineren Betriebe dafür umso interessanter für zum Beispiel ältere Arbeitssuchende sind. Klar ist aber auch, dass durch umfangreiche Weiterbildungsmaßnahmen alle Arbeitssuchenden, ob frisch von der Uni oder jenseits der 50, ihre Arbeitsmarktchancen erhöhen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Motivation, die jeder Einzelne aufbringen muss, um auf verändernde Rahmenbedingungen flexibel zu reagieren. Manchmal ist ein Umzug, möglicherweise ins benachbarte Ausland, notwendig, um der Arbeitslosigkeit zu entkommen. Nicht selten genügt es aber auch, über das eigene Fachgebiet hinauszuschauen, da sich beispielsweise durch Quersubstitution innerhalb des Arbeitsmarkts für Ingenieure neue Berufschancen ergeben, zum Beispiel wenn ein Bauingenieur in die Automobilindustrie wechselt.

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30.11.2006:

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