Ecofys prognostiziert Überschuss an Emissionsrechten in der zweiten Phase des EU-Emissionshandels

28.11.2006 – Durch das Risiko eines Überschusses an Emissionszertifikaten im europäischen Emissionshandelsystem (EU-ETS) könnte das Ziel verfehlt werden, die Treibhausgasemissionen der europäischen Industrie zu verringern. Zu diesem Ergebnis kommt Ecofys in einer Untersuchung der Zuteilungspläne für Emissionszertifikate für den Zeitraum 2008 bis 2012. In diesem Fall müsste das Erreichen der Kyoto-Ziele durch die Kleinindustrie, Haushalte und den Transport-Sektor oder durch den vermehrten Ankauf von Emissionszertifikaten aus Entwicklungsländern erfolgen.

Die Ecofys-Analyse bewertet die Entwürfe der Nationalen Allokationspläne (NAPs) für die zweite Handelsphase des EU-ETS von 2008 bis 2012. Im Fokus der Studie stehen die Fortschritte der Mitgliedstaaten im Hinblick auf die Erreichung der Kyoto-Ziele und ihre Vorschläge für Obergrenzen der Emissionsrechte verglichen mit Business-as-Usual (BAU) Emissionen. Die NAP-Entwürfe bedürfen noch der Zustimmung der Europäischen Kommission. Erste Entscheidungen werden dazu in den nächsten Tagen erwartet.

Dem Markt droht ein Überschuss an Zertifikaten
Unabhängige Berechnungen von Ecofys zeigen in der zweiten EU-ETS-Handelsperiode pro Jahr einen Überschuss von 2,5 Prozent (50 Millionen Tonnen CO2). Dies widerspricht den offiziellen Emissionsprognosen der Mitgliedstaaten, die von einer jährlichen Verknappung von sieben Prozent der Gesamtemissionen (150 Millionen Tonnen CO2) ausgehen. Die Erklärung dafür liegt in den zu hohen Prognosen der BAU-Emissionen einiger europäischer Staaten. Monique Voogt, Leiterin des Bereichs Energie- & Klimastrategien bei Ecofys, dazu: „Wenn die Europäische Kommission den Vorschlägen der Mitgliedstaaten folgt, erwarten wir keine Verknappung der Emissionsberechtigungen auf dem Markt innerhalb der zweiten Handelsperiode. Der Markt würde eher über zu viele als über zu wenige Zertifikate verfügen, vor allem auch durch das zusätzliche Angebot von Projekt-basierten Emissionszertifikaten durch den Clean Development Mechanism (CDM) und Joint Implementation (JI). Der Markt wird nur richtig funktionieren, wenn die Gesamtmenge der ausgegebenen Zertifikate knapp genug ist, damit ein deutliches Preissignal entsteht und Emissionen in der EU verringert werden.“

Teilweise überhöhte Emissionsprognosen
Die länderspezifische Analyse von Ecofys basiert auf den NAP-Entwürfen von 18 der insgesamt 25 EU-Mitgliedstaaten, sowie auf denen von Rumänien und Bulgarien. Sie repräsentiert damit 97 Prozent der EU-ETS-Emissionen in diesen 27 Ländern. Vor allem überraschend sind dabei die großen Differenzen zwischen offiziellen nationalen Emissionsprognosen und den Berechnungen von Ecofys, die auf Energieszenarien der Europäischen Union basieren. In neun von 20 untersuchten Staaten sind die nationalen Emissionsprognosen über zehn Prozent höher als die der Ecofys-Analyse.

Uneinheitliche Beiträge zur Erreichung der Kyoto-Ziele
Gemäß den derzeitigen Allokationsplänen von neun Mitgliedstaaten würden die am Emissionshandel teilnehmenden europäischen Industrieunternehmen nicht genügend zur Erreichung der Kyoto-Zielvorgaben beitragen. Diese Ziele müssten dann durch andere Markt-Sektoren (Haushalte, Kleinindustrie, Transport) oder durch den Ankauf von Projekt-basierten Emissionszertifikaten (JI/CDM) erfüllt werden. Allerdings hat nur einer dieser neun Mitgliedsstaaten den Ankauf einer ausreichenden Menge von Projekt-basierten Emissionszertifikaten eingeplant, wenn man davon ausgeht, dass diese den verschiedenen Wirtschaftssektoren gleichermaßen zugute kommen sollen.

Ecofys International (www.ecofys.com)
Ecofys ist ein führendes Beratungsunternehmen in den Bereichen der erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Klimaschutz. Seine über 250 Experten in elf Ländern entwickeln nachhaltige und innovative Energielösungen und -konzepte für Unternehmen und Institutionen. Ecofys gehört zur Econcern-Gruppe, eines von 500 am stärksten wachsenden Unternehmen in Europa und verfolgt das Ziel einer nachhaltigen Energieversorgung für alle.

Hinweis für Redaktionen:
Eine Zusammenfassung der Studie kann auf der deutschen sowie englischen Unternehmenswebsite im Bereich “Publikationen” heruntergeladen werden (www.ecofys.de).

EU-ETS
Das EU-Emissionshandelsystem ist ein Quotensystem mit handelbaren Zertifikaten, das Grenzen im Hinblick auf Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2) von Kraftwerken und Schwerindustrien der EU25-Staaten setzt. Ziel des Systems ist es, Anreize für Emissionsreduzierung in den Sektoren mit den niedrigsten Vermeidungskosten zu setzen und gleichzeitig den Handel von Emissionsrechten zwischen Unternehmen zu ermöglichen. Wenn Teilnehmer höhere Emissionen haben als ihnen Emissionsrechte zugewiesen werden, dann können sie wählen, ob sie selbst Emissionen reduzieren oder zusätzlichen Emissionsrechte von Unternehmen, die einen Überschuss haben, kaufen. Die erste Phase des EU-ETS, am 1. Januar 2005 in Kraft getreten, endet am 31. Dezember 2007. Es bindet über 11.000 Unternehmen ein, die für ungefähr die Hälfte aller CO2-Emissionen in der EU verantwortlich sind. Die Phase 2 des Handelssystems beginnt am 1. Januar 2008 und läuft über fünf Jahre bis Ende 2012.

NAP
Jeder EU-Mitgliedstaat muss einen Nationalen Allokationsplan (NAP) für das eigene Land erarbeiten, der Einzelheiten zur Zuteilung der Emissionsrechte an die Teilnehmer des Systems enthält, und auch darauf eingeht, inwiefern dies mit den Verpflichtungen der Mitgliedsstaaten unter dem Kyoto-Protokoll übereinstimmt. Die Phase-II-NAPs sollten der Europäischen Kommission bis zum 30. Juni 2006 zur Zustimmung eingereicht werden. Bisher sind nicht alle NAPs formell eingereicht worden und viele NAPs sind bisher nur in der Orginal-Sprache verfügbar.

JI/CDM
Mitgliedstaaten können den Emissionshandelsteilnehmern erlauben, ihre EU-ETS-Ziele teilweise mit Hilfe von Projekt-basierten Emissionszertifikaten zu erreichen. Dies kann entweder durch Projekte im Rahmen von Joint Implementation (JI) oder Clean Development Mechanism (CDM) geschehen, den so genannten flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls. Durch den Ankauf von Projekt-basierten Emissionszertifikaten unterstützen Emissionshandelsteilnehmer die Entwicklung von Projekten, die Kohlendioxid-Emissionen anderswo reduzieren anstatt die eigenen Emissionen vor Ort zu reduzieren. Einer der Hauptantriebe für die Nutzung der Projekt-basierten Zertifikate ist dabei, dass die Kosten für diese Zertifikate (pro Tonne CO2) geringer sind als die Kosten für die Zertifikate auf dem EU-Markt.

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