Versicherungsmakler kritisieren AK-Empfehlung, keine Pflegeversicherungen abzuschließen

• Pflegerisiken nur über Eigenvorsorge mit Sparbuch absichern ist unsolidarisch
• AK-Vorschlag erster Schritt zur Zwei-Klassen-Gesellschaft

Wien, 31. Oktober 2006 … Kritik übt der Fachverband der Versicherungsmakler an der Empfehlung der Arbeiterkammer (AK), keine Pflegeversicherungen abzuschließen. Stattdessen sollen laut AK-Empfehlung Konsumenten mit Bausparverträgen oder Sparbüchern selbst Vorsorge tragen. Diese Aussage widerspricht jedoch dem Grundprinzip jeder Versicherung: Viele bezahlen jeweils einen kleinen Anteil, wodurch Einzelrisiken innerhalb einer Gesellschaft erst solidarisiert werden können.

Der Fachverband der Versicherungsmakler kritisiert die Empfehlung der AK Wien, statt über eine Pflegeversicherung mit einem Sparbuch oder einem Bausparvertrag für einen möglichen, späteren Pflegefall vorzusorgen. „Ich bin erschüttert, solche unsolidarischen Aussagen von der AK vernehmen zu müssen. Die Versorgung eines Pflegefalls kostet immens viel Geld, deshalb gibt es Pflegeversicherungen. Die Einzelrisiken werden über die Versicherung auf eine große Gruppe aufgeteilt, weshalb die finanziellen Belastungen für den Einzelnen wesentlich niedriger ausfällt als die Kosten eines tatsächlichen Pflegefalls“, erklärt Gunther Riedlsperger, Bundesobmann des Fachverbands der Versicherungsmakler. „Wenn jeder über ein Sparbuch vorsorgt, bricht das System zusammen.“

Zudem kritisiert Riedlsperger, dass der AK-Vorschlag nur für überaus Wohlhabende umsetzbar ist: „Schließlich braucht man viel Geld auf der hohen Kante, um sofort gegen das Pflegerisiko abgesichert zu sein wie bei einer Pflegeversicherung. Wer nicht reich genug ist, fällt bei dem AK-Vorschlag durch den Rost. Zudem bräuchte dann jedermann mehrere Sparbücher, um auch Feuer-, Hochwasser- oder Haftpflichtversicherungen ersetzen zu können. Die Mehrheit der Österreicher lehnt solche angloamerikanische Verhältnisse ab, wo sich nur Besserverdienende derartige soziale Absicherungen leisten können.“ Am gestrigen Montag hat die AK in einer österreichischen Tageszeitung empfohlen, statt einer Pflegeversicherung das Risiko über Ansparen mit einem Sparbuch, einem Bausparvertrag oder einer Erlebensversicherung abzudecken. Wenn keine Pflegebedürftigkeit eintrete, könne man das Geld anderweitig verwendet werden, so die AK.

„Dieser Gedanke hebelt das Grundprinzip des privaten Versicherungswesens völlig aus, bei dem Risiken innerhalb einer Gemeinschaft solidarisiert werden“, erklärt Riedlsperger. „Zudem kann das Geld niemals – wie die AK argumentiert – anderweitig verwendet werden, sondern nur vererbt, da ja erst im Todesfall feststeht, dass keine Pflegebedürftigkeit eingetreten ist.“

Foto Gunther Riedlsperger elektronisch unter http://www.prime.co.at/riedlsperger.html

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