Frundsberg mit Glanz und Gloria: Aber geschichtlichen Kummer haben die Nachkommen schon

Von HaukMedienArchiv / Alexander Hauk

Mindelheim (HMA/aha). Die Mindelheimer liessen sich zwar prächtige Bärte wachsen, um beim Frundsbergfest als Landsknechte gehörigen Eindruck zu machen, aber trotzdem wollen manche ein wenig an Frundsbergs Bart zupfen. War Georg von Frundsberg, kaiserlicher Feldhauptmann und Kriegsrat, Herr zu Mindelheim, St. Petersberg und Sterzing, gleichsam nur ein Held und Heiliger der Nation? Vor allem die jungen Intellektuellen der Stadt hegen daran Zweifel. Sie wünschen nicht, dass dieses Bild allein beim Frundsbergfest die Gestalt des Landsknechtsvaters so gezeichnet wird. Auch Frundsberg war ein Mensch, mit allen Schwächen seiner Zeit. Seine Kriege brachten dem Mittelalter auch viel Leid.

Mit dem Blick zur Mindelburg, die 65 Meter hoch über der Stadt thront und auf der 1473 bis 1528 der furchtlose Mann lebte, griffen drei Mindelheimer zur Feder und schrieben ein „Historisches Spiel Ritter Georg von Frundsberg“, das gleich ein Dutzendmal im Stadttheater aufgeführt wird, gleichsam um den Mindelheimern das rechte Geschichtsbewusstsein einzuflössen. Ein Studienrats-Ehepaar und ein Zahnarzt haben sich als Autoren bemüht, waschechte Szenen aus dem Mittelalter aufzufrischen. Die Mindelheimer lächeln ein wenig verlegen, denn jenes Spiel nimmt sich etwas nüchterner aus als der Empfang Frundsbergs nach siegreicher Schlacht auf dem Marktplatz. Dieses historische Spiel hat Arthur M. Miller, der schwäbische Heimatdichter, zum Verfasser.

Mag nun auch die Geschichte ein paar Wolken an den heiteren Himmel zaubern, so lassen es sich die Mindelheimer doch nicht nehmen, vom 25. Juni bis 11. Juli ihren Frundsberg“ zu feiern, der in Erz gegossen am Rathaus den Stadträten den Rücken kehrt. Die ganze 13 000-Einwohner-Stadt macht einen Plumps ins Mittelalter. Biwaklager und Landsknechtsleben überall, Renaissancemusik und –tänze, prunkvolle Festzüge am 27. Juni und 4. Juli – Frundsberg allewegen. Zweitausend Mitwirkende, alles Mindelheimer Bürgerinnen und Bürger, 110 Gespann- und Reitpferde, ein Dutzend Spielmannszüge und Trommelkorps, zwanzig zum Teil vier- und sechsspännige Festwagen werden das Bild der beiden Festzüge bestimmen.

Der 43jährige Sparkassenangestellte Albert Fischer wird, wie schon vor drei Jahren, hoch zu Ross den einstigen kaiserlichen Feldhauptmann Georg von Frundsberg darstellen, seine 45jährige Frau Hanni wird auch beim Fest seine Gemahlin sein. Freilich hat die Familie nur drei Kinder und fällt gegenüber Georg von Frundsberg mit seinen elf Sprösslinge aus zwei Ehen erheblich zurück. Ein 42jähriger Textilkaufmann (Werner Kienle) mimt den Kaiser Maximilian und ein 43jähriger Zahndoktor reitet als Kaiser Karl an seiner Seite. Viel hochedles Volk wir aus glänzenden Kaleschen auf Mindelheims Fahnen und Wimpel blicken, aber neben vornehmen Karossen wird es auch ächzende Marode-Wagen geben, auf denen fußkranke Landsknechte liegen.

Am allerwenigsten Sorge freilich hatten die Mindelheimer mit der Gruppe der Ratsherrn. Sie holen einfach ihren gesamten Stadtrat aus der nüchternen Ratsstube und stecken ihn in historische Gewänder. „Ganz allerdings wollen wir die Geschichte nicht mitmachen“, meint Bürgermeister Julius Strohmayer. Während der Frundsberg-Herrschaft wurde nämlich Mindelheim verpfändet. (15.06.1982)

19.11.2006:

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