Regenerative Energien: Gegenargumente sind überzogen - Kritik an Herstellungskosten und Verbrauchsmenge

Neuss/Bonn - Das Ende des Öls ist absehbar - Alternativen sind gefragt. "Regenerative Energien anstatt fossiler Brennstoffe", lautet die Forderung nicht nur aus dem Munde der eingefleischten Umwelt-Schützer. Der Anfang ist gemacht, Biokraftstoffe heißt das Zauberwort. Doch die ersten Stimmen mehren sich, dass Biodiesel aus Raps, Rapsöl, Bioethanol aus brasilianischem Zuckerrohr, aus hiesigem Getreide oder aus Zuckerrüben, Zellulose-Ethanol und synthetischer Biodiesel nicht nur Vorteile haben. "Sicherlich, es gibt immer eine Kehrseite der Medaille. Aber viele dieser Gegenargumente sind einfach überzogen", sagt Tobias Janßen von der Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Goldfish Holdings http://www.goldfish-holdings.com in Neuss.

Besonders auf die Verbrauchsmenge und die Herstellungskosten der neuen Energien haben sich die Gegner eingeschossen. Denn beim bundesdeutschen Autofahrer stehen die herkömmlichen Mineralöle immer noch deutlich höher im Kurs. Während 51,4 Prozent auf Diesel und 45 Prozent auf Ottokraftstoffe zurückgreifen, tanken lediglich drei Prozent der Autofahrer Biodiesel und gerade einmal 0,33 Prozent Pflanzenöl. Bioethanol wird gar nur von 0,27 Prozent der Autofahrer im Bundesgebiet verwendet. Diese Zahlen aus einer Studie des Instituts für Weltwirtschaft veröffentlichte unlängst die Wirtschaftswoche http://www.wiwo.de. "Das sind lediglich Momentaufnahmen. Wenn man die erwarteten Wachstumsraten der Hersteller für Biokraftstoffe und die dementsprechende Euphorie an der Börse beachtet, ist deutlich davon auszugehen, dass sich diese Zahlen in den kommenden Monaten und Jahren noch deutlich zu Gunsten der regenerativen Energien verändern werden", sagt Janßen. Er verweist zugleich auf die Tatsache, dass die Europäische Union vorgeschrieben hat, dass die Mitgliedstaaten bis zum Jahr 2010 den Anteil von Biokraftstoffen am Kraftstoffverbrauch auf 5,75 Prozent steigern sollen. "Das zeigt, dass der Markt sich kontinuierlich entwickeln wird und die Hoffnungen der Börsianer nicht auf Sand gebaut sind", so Janßen weiter.

Auch in Sachen Herstellungskosten seien die Biokraftstoffe derzeit noch nicht wettbewerbsfähig. Bis es soweit sei, dass sich beispielsweise Rapsöl rechnet, müsse sich der Preis für ein Barrel Rohöl zwischen 75 und 80 Dollar einpendeln. Bei den Alternativen zu Rapsöl müsse der Preis sogar noch weiter steigen, so die Kritiker. Sie berufen sich dabei auf Zahlen einer Untersuchung des Beratungsdienstleisters Meó Consult aus Wiesbaden. Janßen kann diesen Argumenten nicht folgen: "Schließlich ist für eine Investition, wie beispielsweise der Bau einer Biodiesel-Anlage die Marktentwicklung der nächsten 20 Jahre relevant. Man braucht heute doch nur noch sehr wenig Phantasie, um sich einen Ölpreis von 100 Dollar vorzustellen. Richtig ist, dass derzeit staatliche Förderungen unumgänglich sind, um diesen neuen Kraftstoffmarkt durchzusetzen. Doch die sind sowohl in der EU als auch in den USA über Jahre hinweg gesichert."

Ein weiteres Gegenargument, dass die Kritiker aufführen, sei die Tatsache, dass in Deutschland der Platz für Raps knapp werde. Im Jahr 2006 wurde die Pflanze auf insgesamt 1,4 Millionen Hektar angebaut. Dies entspricht in etwa einer Fläche der Größe Schleswig-Holsteins. Dies sei viel zu wenig, um die vorhandenen Biodieselanlagen auszulasten. Demnach müsse bereits Raps in großen Mengen importiert werden. Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2005/06 stiegen die Rapseinfuhren um das Dreieinhalbfache auf 880 000 Tonnen, meldet die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft (ZMP) http://www.zmp.de in Bonn. "Im eigentlichen Sinne ein richtiges Argument. Jedoch müsste es sich nicht gegen die vorhandenen Biodieselanlagen richten, sondern gegen die geplanten Neuerrichtungen", erklärt Janßen. Hier sei der Hebel anzusetzen.

17.11.2006: |