Im Unterschied zur Energieeffizienz ist bisher wenig zur Optimierung des Materialverbrauchs getan worden

Berliner Materialeffizienzagentur Demea berät vor allem kleine und mittlere Unternehmen

Von Paul Humberg

Bonn/Berlin – Der sparsame Umgang mit Rohmaterialien wird vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen oft vernachlässigt. Experten schätzen die potenziellen Einsparungen durch mehr Materialeffizienz auf bis zu 30 Prozent je Betrieb. Ein Förderprogramm der Bundesregierung hilft speziell mittelständischen Betrieben bei der Umsetzung. Im Hinblick auf den effizienten Einsatz der für die Herstellung ihrer Produkte erforderlichen Rohstoffe und Materialien besteht bei etlichen Unternehmen noch erheblicher Nachholbedarf. Dabei stellt der Einkauf von Rohmaterialien mit etwa 40 Prozent der betrieblichen Gesamtausgaben einen der größten Kostenblöcke dar. „Im Unterschied etwa zur Energieeffizienz ist bisher recht wenig zur Optimierung des Materialverbrauchs getan worden“, sagt Wolfgang Domröse, Leiter der Deutschen Materialeffizienzagentur (Demea) http://www.demea.de in Berlin.

Das will die Demea in Zukunft ändern. Die Agentur ist verantwortlich für die Durchführung des Impulsprogramms Materialeffizienz (Vermat), das von der Bundesregierung im Januar dieses Jahres aufgelegt wurde. Zweck von Vermat: Die Erschließung der brachliegenden Einsparreserven speziell in kleineren und mittleren Unternehmen durch fundierte Beratung, Potenzialanalyse und betriebswirtschaftliche Betrachtung. Bundesweit rund 80 Berater wurden inzwischen entsprechend von der Denea zertifiziert. Das Förderprogramm hat ein Volumen von jährlich zehn Millionen Euro. Das Einsparpotenzial ist beachtlich, schließlich werden in Deutschland pro Jahr Rohmaterialien im Wert von 500 Milliarden Euro verbraucht. „Ehrliche 20 Prozent“, so Domröse ließen sich durch entsprechende Effizienzmaßnahmen einsparen, macht summa summarum stattliche 100 Milliarden Euro.

Dass das Vermat-Programm speziell für kleine und mittlere Unternehmen aufgelegt wurde, kommt nicht von ungefähr. „Während Großunternehmen in aller Regel über eigene Entwicklungs- und Controllingabteilungen verfügen, die Aufgaben der effizienten Materialwirtschaft wahrnehmen, stehen bei den Kleinunternehmen diese hausinternen Kapazitäten meist nicht zur Verfügung“, sagte Dr. Ing. Thomas Krassmann, Demea-Berater aus dem bayerischen Bad Windsheim, gegenüber der Zeitschrift Wirtschaftsbild http://www.wirtschaftsbild.de. Zudem hätten in der Vergangenheit die Unternehmen häufig die nicht unwesentlichen Beratungskosten gescheut.
Zumindest die Kostenseite dürfte dank Vermat künftig nicht mehr das Thema sein. Das zweistufig aufgebaute Programm fördert die Erstberatung (maximal mögliches Beraterhonorar 15.000 Euro) mit bis zu 67 Prozent beziehungsweise 10.000 Euro und bezuschusst die Vertiefungsberatung einschließlich der Umsetzung der Maßnahmen mit 33 Prozent beziehungsweise 99.000 Euro. Förderfähig sind dabei ausschließlich Beratungs- Schulungs- und Coachingkosten. Der Gesamtbetrag der Förderzuwendungen ist dabei pro Unternehmen auf 99.000 Euro begrenzt.

Mit der bisherigen Nachfrage nach „Vermat“ ist Demea-Leiter Domröse zufrieden: „Vermat wird von den Unternehmen gut aufgenommen.“ Gleich ist der Fördertopf für dieses Jahr noch nicht ausgeschöpft. „Vor allem für jene Betriebe, die mit sehr teuren Rohstoffen arbeiten wie Aluminium, Zink oder Kupfer ist Materialeffizienz existenziell.“

Wobei, so ergänzt Krassmann, es nicht nur um die für die Rohmaterialien geht, sondern gleichzeitig auch um die damit verbundenen möglichen Einsparungen bei den Energie- und Entsorgungskosten: „Werden zehn Prozent weniger Rohmaterial verbraucht, fallen quasi automatisch auch etwa zehn Prozent weniger Produktionskosten für die Verarbeitung dieses Materials an. Und auch die Entsorgungskosten können damit deutlich reduziert werden, zuzüglich einer Emissionsminderung und einer damit insgesamt günstigeren Ökobilanz für das Produkt.“ Gleichwohl: Nach durchaus reger Nachfrage unmittelbar nach Start von Vermat habe der Andrang auf die Fördermittel inzwischen wieder etwas nachgelassen. Das Förderprogramm, mutmaßt Berater Krassmann, sei bei den Betrieben vielleicht noch zu wenig bekannt.Kosten

30.10.2006: