„Pilawas peinliche Politik-Panne“ - In der Jubiläumssendung der Quiz-Show ging einiges durcheinander
Pressetext verfasst von NeueNachricht am Mo, 2006-10-30 09:53.Von Ansgar Lange
Bonn/Berlin – Jörg Pilawa http://www.joerg-pilawa.de gilt Freunden und Bewunderern als das „Gesicht der ARD-Unterhaltung“. Andere erfreuen sich nicht so stark an seiner Dauerpräsenz und fragen kritisch, über welche hervorragenden Fertigkeiten der smarte Hamburger verfügt, die ihn zur Moderations-Allzweckwaffe prädestinieren. Verena Kulenkampff, ARD-Koordinatorin im Vorabendprogramm und Unterhaltung, stellte Pilawas 1.000 Folge seiner Quiz-Show http://www.daserste.de/quiz aber ein hervorragendes Zeugnis aus. Auch in so genannten Pisa-Tests fühlt Pilawa seinen Gästen auf den Zahn. Doch ob der studierte Historiker und sein Team bei der Vorbereitung der Fragen immer mit der nötigen Sorgfalt vorgehen, darf seit der 1.000 Quizsendung in Frage gestellt werden.
„Nachdem sich Jörg Pilawa und seine Redaktion in genau tausend Quizsendungen auch in politischen Fragen ein umfangreiches Wissen angeeignet haben müssten, sollte es ihnen möglich sein, politik- und staatsrechtliche Begrifflichkeiten zumindest rudimentär auseinanderhalten zu können“, sagte der Politik- und Kommunikationswissenschaftler Stefan Keller vom Bonner Institut für Sprechpraxis und Rhetorik (ISR) http://www.isr-rhetorik.de gegenüber dem Magazin NeueNachricht http://www.neue-nachricht.de. An zwei Kandidatinnen war sinngemäß folgende Frage gestellt worden: „Welche dieser Familien stellte nur ein Staatsoberhaupt in ihren jeweiligen Ländern?
Antwort: a) Papandreou b) Peron c) Allende d) Gandhi.
Bei dieser Frage ging dem Quiz-Team des „Sympathieträgers“ und „Erfolgsgaranten“ (so ARD-Programmdirektor Günter Struwe) aber einiges durcheinander. Griechenland ist seit 1974 eine parlamentarische Demokratie. Georgios Papandreou war dort Ministerpräsident von 1944 bis 1945 und von 1964 bis 1965. Andreas Papandreou amtierte als Ministerpräsident zwischen 1981 und 1989 und 1993 bis 1996. Georgios Andrea Papandreou war von 1999 bis 2004 Außenminister und ist seit 2004 Oppositionsführer und Vorsitzender der Pasok. Indien ist eine parlamentarische Demokratie (Gründung der Republik im Jahr 1950) mit der Premierministerin Indira Gandhi (1966 bis 1977 und 1980 bis 1984) und dem Premierminister Rajiv Gandhi (1984 bis 1989). Beide waren Vorsitzende der „sozialdemokratischen" Kongresspartei. Nur Peron und Allende waren tatsächlich Staatspräsidenten ihrer Länder (Argentinien und Chile).
„In parlamentarischen Demokratien - und nicht nur dort - stimmen die Funktion und damit die Person des Staatsoberhauptes und des Ministerpräsidenten nicht unbedingt überein. Wohlweislich wird die Rolle des nur dem Parlament gegenüber verantwortlichen Regierungschefs und des Staatspräsidenten, der den Ministerpräsidenten ernennt und ihn mit der Regierungsbildung beauftragt, getrennt. Nicht umsonst wird bei Gipfelkonferenzen der Europäischen Union zum Treffen der Staats- UND Regierungschefs eingeladen. Insofern waren weder die Papandreous in Griechenland noch die Gandhis in Indien, wie die Fragestellung suggeriert, mit einem noch mit mehreren Familienmitgliedern Bewohner des Präsidentenpalastes ihrer Länder“, stellt der an der Universität Bonn lehrende Keller fest. Gerade in Zeiten, in denen sich Pilawa mit einer großen Samstagabendshow der allgemeinen PISA-Hysterie angeschlossen habe, um diese vermeintlich zu bekämpfen, sollten ihm und seiner Redaktion diese terminologischen Ungenauigkeiten nicht passieren. „Die Jubiläumsausgabe stand also unter dem Motto ‚Pilawas peinliche Politik-Panne’“, so Keller.