Musik: Hysterie im Opernhaus - Wenn Jenny Lind sang, wurden Zuhörer ohnmächtig

Wiesbaden (biografien-news) - Die umjubelten Auftritte der schwedischen Sängerin Jenny Lind (1820-1887) trugen die Züge heutiger Rock-Konzert-Hysterien: Bei ihrem Gesang wurden Damen ohnmächtig und Herren besinnungslos und mussten aus den Opernhäusern getragen werden. Jenny (eigentlich Johanna Maria Lind) gilt als führende Koloratursängerin ihrer Zeit. Die begnadete Künstlerin machte sich unter dem Ehrentitel „schwedische Nachtigall“ in der Welt der Musik einen Namen.

Nachzulesen ist dies in dem Taschenbuch "Superfrauen 10 - Musik und Tanz" des Sachbuchautors Ernst Probst aus dem Wiesbader Stadtteil Mainz-Kostheim. Der Titel gehört zu einer 14-bändigen Taschenbuchreihe mit Biografien berühmter Frauen. Alle 14 Titel sind auf der CD-ROM "Superfrauen: 14 Bücher auf einer CD-ROM" enthalten.

Johanna Maria Lind erblickte am 6. Oktober 1820 als Tochter eines brotlosen Spitzenfabrikanten in Stockholm das Licht der Welt. Als Kind hörte sie gerne die Märsche vorbeiziehender Regimentstrompeter. Später trällerte sie die Melodie ihrem weißen Kätzchen vor oder spielte sie auf dem Klavier nach. Die ehrgeizige Mutter ließ Johanna Maria im Alter von neun Jahren beim Intendanten des schwedischen Hoftheaters vorsingen, der dem Mädchen ein Studium an der „Dramatischen Schule“ in Stockholm ermöglichte.

Am 7. März 1838 feierte die 17-jährige Jenny Lind ihr erfolgreiches Debüt als Agathe in der Oper „Der Freischütz“ des deutschen Komponisten Carl Maria von Weber (1786–1826). Nach weiteren triumphalen Auftritten lag der Primadonna bald ganz Stockholm zu Füßen. Sie wurde Ehrenmitglied der Musikakademie, sang bei den musikalischen Soiréen im königlichen Schloss und wurde von König Oskar I. (1799–1859) zu seiner „Ersten Sängerin“ ernannt.

Bereits im Alter von 20 Jahren zeigte Jenny Linds Stimme erste Ermüdungserscheinungen. Deswegen ging sie 1841 nach Paris, um dort den spanischen Sänger und Gesangspädagogen Manuel García (1805–1906) zu konsultieren. Nach einer längeren Ruhepause begann sie bei Garcia ein zehnmonatiges Studium, und mit seiner Hilfe gewann ihre Stimme wieder Schönheit und Kraft. Ihr Sopran reichte nun vom „tiefen B“ bis zum „hohen C“.

Im Herbst 1844 kam Jenny Lind an die preußische Hofoper nach Berlin. Dort sang sie die Titelrolle in der Oper „Norma“ des italienischen Komponisten Vincenzo Bellini (1801–1835). Im Dezember 1844 hörte man sie – ebenfalls in Berlin – als Vielka in „Ein Feldlager in Schlesien“ des deutschen Komponisten und Generalmusikdirektors Giacomo Meyerbeer (1791–1864). Dank dieser und weiterer Aufführungen in Stockholm, Hamburg, Köln, Koblenz, Leipzig und Wien wurde die Nachtigall aus dem Norden in ganz Europa berühmt. Sowohl der österreichische Kaiser als auch der König von Preußen ernannten sie zur Hofsängerin.

Zu Jenny Linds engen Freunden gehörten der dänische Dichter Hans Christian Andersen (1805–1875), der vergeblich um ihre Zuneigung warb, und der deutsche Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809–1847). Andersens Märchen „Die Nachtigall“ spiegelt die unerfüllte Liebe des Dichters zu der Sängerin wider. Darin heißt es: „Aus allen Ländern der Erde kamen Leute zur Stadt des Kaisers gereist, und sie bewunderten sie, das Schloß und den Garten. Aber wenn sie die Nachtigall hörten, sagte einer wie der andere: ,Die ist trotz allem das Beste‘.“

Zusammen mit Felix Mendelssohn-Bartholdy gab Jenny Lind eine Reihe von Konzerten. Im „Leipziger Gewandhaus“ trug die Sängerin den Liederzyklus „Auf Flügeln des Gesanges“ des Komponisten vor. Sie begleitete ihn auch bei einem Musikfest in Aachen, wo sie das Oratorium „Die Schöpfung“ des österreichischen Komponisten Franz Joseph Haydn (um 1732–1809) präsentierte.

1847 eroberte Jenny Lind die Herzen des Londoner Publikums im Sturm. In Anwesenheit von Königin Victoria I. (1819–1901) und Prinz Albert (1819–1861) triumphierte sie als Alice in Meyerbeers Oper „Robert Le Diable“ („Robert der Teufel“). Im selben Jahr sang sie auch als Amalia in der Uraufführung von Verdis Oper „I Masnadieri“ („Die Räuber“) in der britischen Hauptstadt. In den folgenden zwei Jahren hörte man sie vor allem im London und in Stockholm.

1849 gab Jenny Lind, die ein distanziertes Verhältnis zur Oper hatte, den Operngesang auf und arbeitete künftig ausschließlich als Konzertsängerin und Gesangspädagogin. Von 1850 bis 1852 unternahm sie eine von dem Zirkusunternehmer Phineas T. Barnum (1810–1891), dem „König des Humbugs“, organisierte Konzerttournee durch die USA.

Am 5. Februar 1852 heiratete Jenny Lind in Boston (Massachusetts) den deutschen Dirigenten Otto Goldschmidt (1829–1907), den sie während ihrer Tournee in Nordamerika kennen gelernt hatte. Auf Jennys Einfluss war es zurückzuführen, dass in London die „Matthäus-Passion” des deutschen Komponisten Johann Sebastian Bach (1685–1750) unter der Leitung ihres Mannes aufgeführt wurde. Von 1883 bis 1886 wirkte sie als Gesangsprofessorin am „Royal Conservatory of Music“ in London.

Nach dem Abschied vom weltlichen Gesang wandte sich Jenny Lind der geistlichen Musik zu. Vor allem liebte sie die Oratorien „Elias“ von Felix Mendelsohn-Bartholdy und „Messias“ von Georg Friedrich Händel (1685–1759). In England, das nach ihrer Heirat ihre zweite Heimat wurde, beteiligte sie sich regelmäßig an den Proben des von ihrem Mann geleiteten Bach-Chores.

Kritiker lobten den silbrig-elegischen Klang der Stimme von Jenny Lind, das Timbre und die glashelle Reinheit ihrer hohen Töne. Der deutsche Komponist Johannes Brahms (1833–1897), der sie erstmals in Haydns „Schöpfung“ hörte, sagte noch Jahre später, bei jedem Blick in die Partitur des Oratoriums strahle ihm der leuchtende Sopran Jenny Linds entgegen. Felix Mendelssohn-Bartholdy erklärte: „Im Jahrhundert nur einmal wird ein Talent wie das ihre hervorgebracht; ohne Nachbarschaft leuchtet es und verglüht“.

Trotz ihres Ruhms blieb Jenny Lind ihr Leben lang eine bescheidene und mitfühlende Frau, die einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen für Bedürftige und musikalische Stiftungen abzweigte. Laut Legende kniet die fromme Sängerin nach jeder Vorstellung nieder und dankte Gott, alle Versuchungen von ihr ferngehalten zu haben. Man sagte über sie: „Ihre Augen waren tiefe Teiche der Empfindung, ihr blondes Haar umrahmte wellig das blasse Gesicht. Sie hatte die Grazie ihrer eigenen Innerlichkeit und die Melancholie der dunklen, schwedischen Tannenwälder. Wenn sie sang, verklärte sich ihr Antlitz und sie glich einem Engel.“

Am 2. November 1887 schloss Jenny Lind im Alter von 67 Jahren auf ihrem Landsitz „Wynd’s Point“ in Malvern Hills bei Worchester (Großbritannien) für immer die Augen. Eine Gedenktafel in der Londoner „Westminster Abbey“, die zwischen denen der Dichter William Shakespeare (1564–1616) und Lord Byron (1788–1824) angebracht ist, ehrt ihr Andenken.

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10.10.2006:

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