Marktwirtschaft an Deutschlands Schulen unbekannt
Pressetext verfasst von NeueNachricht am Fr, 2006-09-08 08:32.Lehrbücher und Unterrichtsmaterialien pflegen unternehmensfeindliche Sicht
Von Gunnar Sohn und Ansgar Lange
Berlin/Potsdam, www.ne-na.de – Deutschland leistet sich eine „Schule der Anti-Kapitalisten“. Diese These vertritt Stefan Theil, Deutschlandkorrespondent der amerikanischen Zeitschrift Newsweek http://www.newsweek.com in einem Beitrag für die Tageszeitung Die Welt http://www.welt.de. In der Schule werde nicht das Funktionieren des Marktes erklärt, sondern Werturteile über „böse Manager“ und „ungerechte Löhne“ gelehrt. Eine Studie der Initiative Juniorprojekt http://www.juniorprojekt.de wollte wissen, wie Wirtschaft und Unternehmen in nordrhein-westfälischen Schulbüchern vorkommen. Unternehmer, so ein Ergebnis der Untersuchung, werden nicht mit dem Schaffen von Arbeitsplätzen, sondern mit Kinderarbeit, Müllbergen, Internet-Sucht und Alkoholismus assoziiert.
Theil verweist auf die in Berlin und Brandenburg eingesetzten Sozialkundetexte aus dem Cornelsen-Verlag http://www.cornelsen.de. Im Kapitel „Was tun gegen Arbeitslosigkeit“ lernten Kinder nicht etwa, dass Arbeitsplätze von Unternehmen in der Wirtschaft geschaffen werden. Das Schulbuch beschreibe vielmehr Montagsdemonstrationen, staatliche Ausgaben sowie das Programm des Deutschen Gewerkschaftsbundes. „Andere Länder werden fit für die Globalisierung gemacht. Deutsche Kinder werden geschult in den gescheiterten Träumen längst vergangener Zeiten“, so der Chef des Deutschlandbüros von Newsweek. Viele Schulen blendeten systematisch aus, dass Deutschland neben China am meisten von der Globalisierung profitiere.
Dringenden Handlungsbedarf sieht auch Michael Müller, Wirtschaftssenator im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de und Geschäftsführer der auf IT-Dienstleistungen spezialisierten a & o-Gruppe http://www.ao-services.de mit Firmensitzen in Neuss und Potsdam. „Statt jede zweite Woche eine neue bildungspolitische Sau durchs Dorf zu treiben, sollten sich die Bildungspolitiker und Pädagogen besser daran setzen, die Schulbücher darauf hin zu untersuchen, wie dort wirtschaftliche Zusammenhänge dargestellt werden“, so Müller. „Auch ein Fach Wirtschaft bringt nichts, wenn dort nur Einseitigkeiten und Vorurteile gelehrt werden. Sicherlich werden viele Lehrer auch eigenes, objektiveres Material im Unterricht einsetzen. Und niemand will den Lehrern das Recht auf eine eigene Meinung absprechen. Doch wenn man jungen Leuten nur mit Marktmisstrauen und ökonomischen Vorurteilen malträtiert, dann darf man sich nicht wundern, wenn diese jungen Menschen später kein Verständnis für Unternehmertum, Markt und Risiko entwickeln.“ Vorbildlich hingegen seien die Schulen in Bayern und Baden-Württemberg. Dafür gesorgt habe die Aktionsgemeinschaft Soziale Markwirtschaft (ASM) www.asm-ev.de unter Leitung von Joachim Starbatty, Professor an der Universität Tübingen. Die ASM entwickelte das computergestützte Planspiel „MACRO“. Es bietet eine neue Art zu lernen. Anstatt sich durch lästige Fachbücher durchzulesen, können die Schüler laut Starbatty „spielerisch die Bedeutung der Marktwirtschaft erfahren“.
Die Schüler werden von den Lehrern in zwei Gruppen eingeteilt. Aus denen entstehen dann zwei vollkommen identische Länder. Um das Ziel – einen möglichst hohen Gewinn – zu erreichen, muss auf vier Faktoren geachtet werden: Haushalte, Unternehmen, Regierung und Notenbank. Um übersichtlich über Veränderungen in den vier Bereichen entscheiden zu können, wird eine Spielrunde in drei Phasen eingeteilt – nachdenken, eintippen und auswerten. Zuerst werden mögliche Änderungen mit den anderen Gruppen-Mitgliedern besprochen. So können sich zum Beispiel Haushalte und Unternehmen nicht gegenseitig schaden. Nachdem „Nachdenken“ geben die Lehrer die von den Schülern erarbeiteten Ergebnisse in den Computer ein. Vorher müssen die Schüler ihre Änderungen begründen. Dann wertet das Programm die eingegebenen Änderungen aus. Die veränderten Bilanzen werden dann als Grundwert für die nächste Spielrunde benutzt.
„Sogar in den Spielpausen diskutieren die Schüler, wie sie das Wachstum steigern oder den Schuldenstand abbauen können“, so Starbatty: „Ganz selbstverständlich reden sie innerhalb kürzester Zeit von Bruttoinlandsprodukt, Investitionsquote und Geldmengensteuerung“. In einer Online-Version des Spiels wurden auch Foren und Chats gegründet, in denen die Schüler über das Thema weiter diskutieren konnten. „Schon nach kurzer Zeit wächst bei den Schülern das Wissen über wirtschaftliche Vorgänge. Sie verstehen, dass Löhne Kaufkraft, aber auch Kosten bedeuten“, sagt Starbatty. Außer in Bayern und Baden-Württemberg komme „MACRO“ auch in anderen Bundesländern zum Einsatz - aber das seien noch Einzelfälle. „Entscheidend ist die Unterstützung der Kultusministerien und Schulen“, sagt Starbatty. Um die Ausbreitung des Spiels zu beschleunigen, biete die ASM Weiterbildungskurse für Lehrer dezentral in den Bundesländern an. Magazin NeueNachricht http://www.ne-na.de.