Schimären - Ein Roman über die Pandemie

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ROMAN

Schimären

Wir sind im Leben auf der Suche, oft jagen wir dabei Schimären nach. Aber manchmal verwandelt sich eine Schimäre in etwas Reales.

Die Erzählung hat zwei Protagonisten: Ich und Er, die einen (Fern)dialog führen.

Niemand konnte genau sagen, wann die Pandemie begonnen hatte, aber allen erschien sie endlos zu sein. Jeder bisher verwendete Impfstoff war früher oder später von immer neuen Virusmutanten eingeholt worden, die die Impfstoffe irgendwann wirkungslos machten. Deswegen hatte die Wissenschaft beschlossen, das Übel an der Wurzel zu packen und einen neuen Menschen zu erschaffen. Welches Gewicht hatten ethische Bedenken dagegen, wenn es um das Überleben der Rasse ging?

Die Lösung: Affe-Mensch-Chimären

In Labors wurden einige Tage nach der Befruchtung einer Affenleihmutter menschliche Stammzellen in Blastozysten, frühe Stadien der Affenembryos, injiziert, um so lebende Wesen zu zeugen. Nach vielen Rückschlägen wurden diese Stammzellen in von den Affenembryos angenommen. Es gab eindeutige Hinweise auf Interaktionen der menschlichen und der Affenzellen miteinander. Das Ergebnis war die Geburt eines Mischwesens, das äußerlich menschliche und tierische Merkmale vereinte, aber im Wesentlichen dem Homo Sapiens glich, abgesehen von seinen extrem breiten Schultern und seinem stark gewölbten Brustkorb. Auch das Gesicht, Haaransatz, Ohren, Backenknochen, Nase und Augenpartie hatte eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit mit seiner leiblichen Mutter, einem Chimpansenweibchen

Bisher war die Evolution als Entwicklungsfortschritt per se interpretiert worden. Dass Evolution auch Rückschritt bedeuten konnte, war niemand jemals in den Sinn gekommen oder auch nur als vorstellbar erschienen.

Dieses ungeschriebene Gesetz hatte sich als Trugschluss erwiesen. Die Evolution hatte den Rückwärtsgang eingelegt. Nach einer Reihe erfolgreich verlaufener Feldversuche und der Geburt einer wissenschaftlich signifikanten Anzahl Affe-Mensch-Chimären vergingen einige Jahre, in denen die so gezüchteten Nachkommen der Affenleihmütter unter strenger Geheimhaltung ihres Entstehungsprozesses wie normale Homo Sapiens-Zeugungen in die Gesellschaft integriert wurden: vom Kindergarten in die Schule und später sogar in das Berufsleben. Was sich jedoch als der Schlüssel für ihre Verbreitung erwies, war ihre von Wissenschaftlern festgestellte Immunität gegen jede bisher aufgetretene Form des Virus, das den Planeten seit einer Reihe von Jahren heimsuchte, ohne dass es gelungen war, es wirksam zu bekämpfen geschweige denn endgültig zu besiegen. Worin lag das Geheimnis der Pandemieresistenz der neuen Rasse? Testergebnisse kamen zu dem Schluss, dass ihre Vertreter keine Aerosole einatmeten. Die Zusammensetzung ihres Nasenhöhlensekrets verhinderte ihr Eindringen in die Atemwege.

Versuchsreihen mit Exemplaren junger Erwachsener des neuen Typus Mensch hatten zwar seine unterdurchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten bestätigt, diese jedoch gleichzeitig als entwicklungsfähig ausgewiesen.

Je nachdem wie sie von der Pandemie betroffen waren, markierte eine Weltkarte die verschiedenen Regionen durch unterschiedliche Farbe. Hellere Farben wiesen eine geringere Inzidenz aus, dunklere eine stärkere. Schon seit Monaten überzog die Karte eine einheitlich dunkelrote Farbe. Aufhellungen gab es nur punktuell und kurzzeitig.

In der Erläuterung zur aktuellen Pandemiesituation wurden auch die verschiedenen Mutanten der Pandemie aufgeführt, von denen die einzelnen Regionen betroffen waren. Mittlerweile wurden, verbreitet über den Globus, über hundert Mutanten gezählt. Und die Anzahl der Virusstämme, denen die Wissenschaftler durch Abstimmung untereinander ironischerweise die Namen großer Philosophen gegeben hatten, hatte sich innerhalb eines Jahres von sechs auf zwölf verdoppelt. Die bisher Auserwählten waren: Seneca, Plato, Heidegger, Spinoza, Sartre, Sokrates, Descartes, Nietzsche, Wittgenstein, Aristoteles, Schopenhauer, Kant.