Corona-Impfung: "Wenn alle mitmachen, geht es schneller"

Die Charlottenburger Praxis für ästhetische und plastische Chirurgie DOCURE impft seit 16. April jeden Freitag gegen Covid 19. Die Praxisinhaberin Dr. Annett Kleinschmidt hat einen Kassensitz und kann somit – wie jeder zugelassene Arzt – eine wöchentliche Ration an Impfdosen erhalten. "Der einzige Weg zurück in die Normalität ist impfen", so die Chirurgin, "und wenn alle mitmachen, geht es schneller. Ich hoffe, dass wir es schaffen, bis Ende Juni 60% der volljährigen Bevölkerung mit einer Erstimpfung versorgt zu haben."
Voller Überzeugung hat sie schon vor Monaten angeboten ihren freien "Familien-Freitag" zu opfern, um durchzuimpfen. Tatkräftig unterstützt wird sie von der OP-Fachschwester Janina Schererz-Lösch, die ebenfalls ehrenamtlich ihren freien Tag zur Verfügung stellt. Eine der Top-Frauen der IT Branche, Linda Mihalic, sorgt dafür, dass Organisation und Dokumentation rund laufen.

Heute 36 Dosen - nächste Woche 16 Dosen
Bisher erhielt das Frauenpower-Team 36 Dosen Biontech, die heute (Freitag 16.04.21) an 43 Personen verimpft wurden. "Da ist noch Luft nach oben", so Dr. Kleinschmidt, "wir haben so viele Impfwillige und rund 20% Karzinompatienten, die wir gerne versorgen würden." Besonders ans Herz ging ihr am ersten Impf-Freitag der Fall von "Oma Gunda". Ihre Tochter mit Familie wohnt und arbeitet in Kuwait und normalerweise verbringt Kunigunde dort den kompletten Winter, um die Enkelin zu versorgen, während die Eltern arbeiten. Sie hofft, auf eine baldige Familienzusammenführung mit voranschreitenden Impfungen und dass irgendwann Reisen wieder möglich ist.
Nächster Woche werden nur 6 Dosen Biontech und 10 Dosen Astra Zeneca ankommen. Vorwiegend sollen die niedergelassenen Ärzte in nächster Zukunft den Impfstoff Astra Zeneca erhalten. Die Verteilung der Dosen unter den Ärzten ist bisher noch recht improvisiert. Erst acht Tage vorher erfahren sie, wie viele Dosen und welchen Impfstoff sie in der Folgewoche erhalten. "Die Anzahl von 16 Dosen pro Woche und Arzt ist sehr gering", so Dr. Kleinschmidt, "dafür einen Freitag zu öffnen, lohnt an sich kaum. Wir hoffen, dass das schnell mehr wird. Aktuell gibt es so viele – auch fachfremder Praxen – die engagiert und voller Einsatzbereitschaft in den Startlöchern stehen, um zu helfen."
Unbürokratisch wurde bei Docure gestern die Familie eines krebskranken Kindes für nächsten Freitag auf die Impfliste gesetzt, damit das Kind im Krankenhaus Besuch erhalten kann. Solche Fälle werden schnell und menschlich versorgt, wenn niedergelassene Ärzte impfen und ihnen Impfstoff in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Um in solchen Fällen auch jüngere Patienten zu impfen, sollte die Lieferung nicht ausschließlich aus Astra Zeneca bestehen.

Der Normalität ein Stück näher kommen
Auch wenn man von "Schönheitschirurgen" eher Botox als Biontech erwartet, ist die Fachärztin für ästhetische und plastische Chirurgie und Fachärztin für Chirurgie eine bekannte Größe im Bereich soziales Engagement. Erst im Dezember wurde Dr. Kleinschmidt mit der Berliner Ehrennadel für besonderes soziales Engagement für das vor zwölf Jahren von ihr und zwei Kollegen gegründete Projekt Interplast Berlin-Paraguay ausgezeichnet. Alle zwei Jahre opfert sie zusammen mit ihrem zehnköpfigen Team 14 Tage Urlaub, um im Krankenhaus von Presidente el Franco am Rande des Dschungels von Paraguay Kinder ohne Krankenversicherung zu operieren. Bei jedem Einsatz wir dabei rund 80 Kindern ein "normales" Leben ohne Stigmatisierung und Ausgrenzung ermöglicht.
Auch die ehemalige HR-Chefin von Oracle Linda Mihalic ist sozial rege und kümmert sich zum Beispiel um Flüchtlingsfrauen in Berlin. Nach ihrer Motivation zur Impfaktion gefragt, bringt sie es trocken auf den Punkt: "Ich möchte etwas für die Gesellschaft tun, der Normalität ein Stück näherkommen. Gerade habe ich beruflich Zeit dafür …"

Über Dr. med. Annett Kleinschmidt, DOCURE Berlin:
Dr. med. Annett Kleinschmidt absolvierte ihr Medizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover und an den Universitätskliniken Zürich (Schweiz), Newport Beach / Orange County (U.S.A.), Kapstadt (R.S.A.) und Peking (China). Den Facharzt für Allgemeinchirurgie und die anschließende Ausbildung zur Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie machte sie im Martin-Luther-Krankenhaus, Berlin, in Brasilien an der Universitätsklinik USP Sao Paulo und im Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin. Dort war sie sieben Jahre als Oberärztin in der Abteilung für Plastische und Ästhetische Chirurgie tätig, bevor sie 2016 ihre Praxis DOCURE mit ambulantem OP- Zentrum in Berlin nah am Kurfürstendamm eröffnete.

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