So finden Studienanfänger die richtige Uni

Uni oder FH? Großstadt oder Kleinstadt? Staatlich oder privat? Abiturienten müssen bei der Hochschulwahl viele Entscheidungen treffen. Die „Welt“ zeigt, wo es sich für wen am besten studiert.
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Endlich Abi! Die erste Hürde für die eigene berufliche Laufbahn ist geschafft. Jetzt kann es losgehen, das Leben. Die neue Freiheit kann einen aber auch ganz schön einschüchtern. Jeder weitere Schritt scheint das eigene Leben nun nachhaltig zu bestimmen. Will man studieren, gibt es so viele Möglichkeiten, dass es oft schwer fällt, sich für eine Richtung zu entscheiden. Viele sind daher verunsichert.

Und selbst wenn man endlich einen Studiengang aus dem Angebot von allein fast 8000 Bachelor-Studiengängen ausgewählt hat, nehmen die Entscheidungen kein Ende: Fachhochschule oder Universität? Öffentlich oder privat? Berlin oder Heidelberg? Schon am 15. Juli endet die Bewerbungsfrist für viele zulassungsbeschränkte Studiengänge. Sechs wichtige Tipps zur Wahl der Hochschule

Welche Vorteile haben Universitäten, welche Fachhochschulen?
Zunächst muss man sich fragen, welcher Typ man ist. Bernhard Börsel, Referatsleiter für bildungspolitische Fragen beim Deutschen Studentenwerk, teilt angehende Studenten in drei Gruppen ein: „Der absolute Praktiker sollte ein duales Studium machen, bei dem er parallel zum Studium eine Lehre macht.“ Anwendungsorientierte Menschen, die wissenschaftlich arbeiten und forschen wollen, passen gut auf eine Fachhochschule. „Universitäten sind vor allem für die Studierenden gut, die noch mehr theoretische Hintergründe erfahren, in Kontexte einordnen und stark forschungsorientiert lernen wollen”, sagt er.

Auch Dorothee Fricke von der Hochschulrektorenkonferenz, der Interessenvertretung der deutschen Hochschulen, will nicht von Vor- oder Nachteilen der einen oder anderen Hochschulart sprechen. „Universitäten und Fachhochschulen haben einfach eine andere Ausrichtung, die sich auch in der Gestaltung der Studienprogramme widerspiegelt“, so die Referentin.
Es kommt aber auch auf die Fachrichtung an, weiß Paul Ebsen, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit (BA): „Naturwissenschaften – Chemie, Physik, Medizin – lassen sich besser an Universitäten studieren.“ An FHs mit ihrem starken Praxisbezug ließen sich dagegen Fächer wie BWL gut studieren. Wer einen Master machen will, solle seinen Bachelor an einer Universität machen, da ein Anschlussstudium an einer anderen Hochschule dann in der Regel reibungsloser verläuft.

Zusammengefasst sind Universitäten theorielastiger und grundlagenorientierter. Fachhochschulen dagegen anwendungsbezogener mit längeren Praxisphasen.

Was spricht für eine staatliche, was für eine private Hochschule?
Natürlich sind dabei finanzielle Grundlagen entscheidend. Wenn man sich darum allerdings keine Sorgen machen muss, empfiehlt BA-Sprecher Ebsen, ins Ausland zu gehen, zumindest für den Master: „Durch die Globalisierung wird alles immer internationaler, da ist es nur von Vorteil, in einem fremden Land zu studieren.“ Der Besuch einer privaten Hochschule sei aber nicht zwingend nötig. Um seine gestalterischen und kreativen Fähigkeiten zu vermarkten, brauche man nicht das Netzwerk einer privaten Hochschule. „In der heutigen Zeit sollte es kein Problem sein, ein eigenes aufzubauen“, sagt Ebsen.

Es gilt: Je spezifischer eine Fachrichtung, umso besser sind private Hochschulen. Ein bedeutender Vorteil seien die kleineren Lerngruppen, so Bernhard Börsel vom Deutschen Studentenwerk. Allerdings gibt es auch staatliche Hochschulen mit kleinen Seminargruppen, wenn man nicht an eine Massenuniversität geht. „Staatlich anerkannt sollte aber auch der Abschluss an einer privaten Hochschule sein“, sagt Börsel. Zudem weist er daraufhin, dass das Land nur an staatlichen Universitäten für das Studium haftet, weil sie Körperschaften öffentlichen Rechts sind. „Geht eine private Universität unter Umständen pleite, wird die Schule geschlossen und man steht ohne Abschluss da.“

Was spricht für eine Großstadt, was für eine Kleinstadt?
„Hier spielt auch der Wohlfühlfaktor eine Rolle“, sagt Dorothee Fricke von der Hochschulrektorenkonferenz. Man sollte sich während der Entscheidungsfindung vor allem individuelle Fragen stellen: Will ich Natur? Ein besonderes Kulturangebot? Weitläufigkeit? „Häufig sind Universitäten und Fachhochschulen in großen Städten überlaufener, daher ist gegebenenfalls ein besseres Betreuungsverhältnis an kleinen Standorten möglich.“ Natürlich gehe es auch um den Kostenfaktor, so Fricke: „Oft sind die Lebenshaltungskosten in einer Großstadt höher – vor allem die Mieten.“ Dafür sei wiederum die Infrastruktur besser.

Welche Rolle spielen Uni-Rankings?
„Rankings können Orientierung bieten“, sagt Fricke. Wichtig dabei sei es aber, darauf zu achten, wer gefragt und was genau abgefragt und bewertet wurde. Da es sehr viele verschiedene Rankings, mit jeweils unterschiedlichen Ergebnissen gibt, solle man zusätzlich auch vergleichen. „Wichtiger ist es aber, in sich hineinzuhören und das zu finden, was man wirklich will“, meint Börsel. Nur nach dem guten Ranking gehen, mache keinen Sinn. Studierende sollte vor allem die Lehre interessieren. „Denn wird die Forschung hoch gerankt, heißt das lange nicht, dass sie dann auch didaktisch gut vermittelt wird.“ Mit einer bewerteten Forschungsleistung gebe es keine Rückschlüsse auf die Betreuung der Studenten.

03.09.2019: