Ein Fünkchen Action im Kurort: 10 Jahre Paintball in Bad Kissingen

Kisspark-Geschäftsführer Frank Sterrmann hatte einst die Idee, Paintball in Bad Kissingen anzubieten und will damit ein breites Publikum ansprechen

Mit einem Hechtsprung rettet sich der Mann hinter ein paar Holzfässer neben dem Saloon. Der Wind fegt durch die Gassen, die Luft flimmert in der brütenden Hitze. Abgesehen von den ächzenden Schwingtüren des Schankgebäudes ist es unnatürlich ruhig in der alten Cowboysiedlung. Während der Mann keuchend nach Luft schnappt, kehrt seine Entschlossenheit zu ihm zurück, strömt bis in seine Fingerspitzen. Er greift zu seiner staubigen Flinte und springt auf. Sofort nimmt er ein dumpfes Geräusch wahr. Grüne Flüssigkeit ergießt sich auf seine Klamotten. Moment, Grün?

„Anfängerglück!“, ruft Frank Sterrmann lachend und reißt sich die Maske herunter. „Das gibt gleich ne‘ Revanche.“ Er befindet sich nicht etwa im neusten Lucky-Luke-Comic, sondern auf dem Western-Spielfeld seines eigenen Actionparks, dem Kisspark. Die grüne Flüssigkeit ist lediglich Farbe, die „Flinte“ ein beim Paintball eingesetzter harmloser Markierer. Dieses Jahr feiert seine Lieblingssportart zehnjähriges Jubiläum in Bad Kissingen. Aus diesem Anlass erinnert sich der Parkbesitzer zurück an die Anfänge seiner Mission: Paintball in den Kurort bringen.

Seit er 17 Jahre alt ist, übt Frank Sterrmann den Sport bereits aus. Bald schon hat der Actionfan alle Anlagen in einem weitläufigen Umkreis besucht. In der direkten Umgebung gibt es allerdings keine Möglichkeit, das Spiel mit den bunten Farbbällen zu spielen. Die zündende Idee kommt ihm, als er abends aus der Disco kommt, in der er damals jobbte. Sein Blick fällt damals auf eine nebenstehende leere Halle. „Indoor-Paintball“, denkt er sich, „hier bei uns im Kurort“.

Er lässt seinem Entschluss Taten folgen und so eröffnet im September 2007 „Franks Paintball Indoor“. Nach nur eineinhalb Jahren reiht sich eine zweite Halle 75 km südlich von Bad Kissingen in sein Angebot ein. „Damals trainierte bei mir sogar die Deutsche Paintball Nationalmannschaft, die dann 2009 in Malaysia die Weltmeisterschaft gewann. Wir liefen dann alle mit „Wir sind Weltmeister“ T-Shirt rum, eine tolle Zeit!“

Bälle mit harmloser Lebensmittelfarbe

Wem der Begriff nichts sagt: Paintball ist für den Actionparkbesitzer im Grunde nichts anderes als Völkerball, nur dass die Bälle nicht geworfen, sondern aus sogenannten Markieren verschossen werden. Wer getroffen wird, fliegt für die Runde raus. Die Bälle sind dabei mit völlig harmloser Lebensmittelfarbe gefüllt und platzen beim Aufprall. Für notorische Schummler ist der Sport also weniger geeignet.

In der Regel ist das Ziel des Spiels eine Fahne vom Gelände des Gegnerteams zu klauen und in die eigene Basis zu bringen. Geschickte Spieler schaffen das durch die Rückendeckung ihres Teams oft, ohne nur einen Farbklecks abzubekommen. Übrigens: Der treue Begleiter eines jeden Paintballspielers, der Markierer, kommt ursprünglich aus der Land- & Forstwirtschaft und erfüllte in abgewandelter Form einen ganz anderen Zweck. Die Förster kennzeichneten mit dem Gerät Bäume, die gefällt werden sollten. Die Bauern versahen ihre Rinder mit einem Farbfleck, um sie von denen der anderen Landwirte unterscheiden zu können.

Mit Rückendeckung zum Teamerfolg

In den letzten zehn Jahren begrüßte Frank Sterrmann über 65 000 Besucher in seinen Anlagen. Mit der Gründung des Kissparks 2015 wanderte das Angebot auf das neue Gelände. Dadurch wuchs das Gelände von circa 1.200 Quadratmeter Indoor-Fläche auf über 6.000 Quadratmeter Outdoor-Fläche an. „Paintball ist für fast jeden etwas“, meint der Bad Kissinger: „Egal ob Mann oder Frau, Junggesellenabschied oder Firmenausflug.“ Wichtig ist, dass man gerne aktiv ist und im Team arbeiten kann. Genau darin liegt für ihn die Faszination für den Sport begründet.

„Allein reißt man beim Paintball absolut nichts. Es ist ein hundertprozentiges Teamspiel. Nur mit einer funktionierenden Mannschaft, die klar kommuniziert und zusammenhält, kommt man zum Erfolg. Genau das haben auch viele Unternehmen erkannt, die großen Wert auf Teambuilding legen.“

Und was sagt der Betreiber des Kissparks Menschen, die den Sport dennoch für gefährlich halten? „Wir haben ziemlich erfolgreich daran gearbeitet, die Assoziation zum Thema Krieg aus den Köpfen der Menschen zu entfernen,“ fasst Frank Sterrmann die Entwicklung in den letzten zehn Jahren zusammen, während er sich für eine weitere Partie bereit macht. „Fakt ist: Paintball ist und bleibt ein Spiel. Würde man den Markierer entfernen und die Farbbälle werfen, würde keiner zweifeln, obwohl es im Grunde das Gleiche wäre. Und jetzt ab zur Revanche“. Er klappt sein Visier herunter und begibt sich grinsend auf das Spielfeld.