Selbst klebt der Mann

Mit Eröffnung des ersten Baumarkts in Deutschland, dem Bauhaus, begann 1960 der Do-it-yourself-Trend. Seitdem wird in Eigenregie gehämmert, gesägt und geklebt, was das Zeug hält. Dass es heute für fast jede Anwendung eine passende Lösung zum Selbermachen gibt, ist auch der deutschen Klebstoffindustrie zu verdanken. Diese ebnete der DIY-Bewegung bereits im späten 19. Jahrhundert den Weg – und prägt den Markt seit jeher mit immer neuen Produkten und Technologien.

Erste Klebstoff-Produkte für Heimwerker gab es schon zu Kaiserreichszeiten. In den 1880er-Jahren entwickelte der Tapeziermeister Ferdinand Sichel gebrauchsfertige Malerleime und Tapetenkleister. Diese revolutionierten die Arbeitstechniken der professionellen Maler und Tapezierer, konnten aber ebenso von ambitionierten „Handwerks-Laien“ verwendet werden.
1896 kam dann das erste technische Klebeband der Welt auf den Markt. Dieses war eines der ersten DIY-Produkte im klassischen Sinne. Es konnte zum Flicken von Fahrradreifen und Regenschirmen verwendet werden. Wie so viele Errungenschaften, auf die heute niemand mehr verzichten möchte, entstand das Klebeband durch Zufall. Ursprünglich wollten die Forscher ein Wundpflaster entwickeln, doch dieses klebte zu heftig an der Haut. Es wurde kurzerhand zum technischen Tape umfunktioniert – und für den Massenmarkt eingeführt. Mit beispielhaftem Erfolg.

Breite Anwendungsvielfalt
In den folgenden Jahrzehnten brachten deutsche Klebstoffhersteller weitere lösungsorientierte Produkte auf den damals noch in den Kinderschuhen steckenden DIY-Markt. Die Bedeutung der Klebtechnik wuchs stetig. Fast prophetisch äußerte sich Klebstoff-Pionier Hugo Kirchberg 1934: „Ich glaube an die unbegrenzten Möglichkeiten der Selbstklebetechnologie.“ Und er behielt Recht.
Einen revolutionären Meilenstein stellte etwa die Erfindung des Klebestiftes 1969 dar. Die Idee dazu kam dem verantwortlichen Produktentwickler, als er beobachtete, wie eine junge Frau einen Lippenstift aus der Tasche zog und sich damit schminkte. Die Vorteile überzeugten ihn sofort: klein und handlich, sauber in der Anwendung und stets einsatzbereit. Nach dem Vorbild des Lippenstiftes entwickelte er einen steifen Klebstoff, der sich einfach aus der Verpackung herausdrehen ließ. Die Konsumenten hatten nun eine saubere und handliche Methode des Klebens, mit der völlig neue Anwendungsgebiete möglich waren.
Viele Klebstoff-Innovationen folgten. Heute ist die Palette im Baumarkt gut gefüllt. Das Angebot reicht von Produkten zum Abdichten, Füllen, Dämmen und Montieren über Holzleime und Tapetenkleister aller Art bis hin zu modernen Kontaktklebstoffen für extra starke Verbindungen. Selbst für Bereiche in denen früher nur Handwerker tätig waren, gibt es inzwischen technologisch anspruchsvolle Klebelösungen für Heimwerker. Sie ersetzen immer mehr traditionelle Befestigungslösungen. Ein Bücherregal an der Wand oder Accessoires im Bad anbringen – das funktioniert bestens mit der Klebtechnik. Kleben statt Bohren heißt die heutige DIY-Devise.

Kleben – aber richtig
Aufgrund der kontinuierlich hinzukommenden Anwendungen, Klebstoffrezepturen und Produktentwicklungen war und ist es wichtig, die Klebstoff-Verwender entsprechend zu informieren. Bereits Mitte der 1950er-Jahre hielt die Produktpräsentation in Displays Einzug im Einzelhandel. Diese revolutionierten nicht nur den Markenauftritt des Klebstoffherstellers, sondern trugen auch dank beigelegter Info-Broschüren wesentlich zur Aufklärung der Kunden bei. Inzwischen unterstützen Online-Kleberatgeber und POS-Videos die Konsumenten bei der Auswahl und Anwendung von DIY-Klebstoffen.

Hightech für den Haushalt
Moderne DIY-Klebstoffe sind einfach anzuwenden, obwohl es sich dabei um technisch hochkomplexe Produkte handelt. Die meisten von ihnen wurden ursprünglich speziell für anspruchsvolle, industrielle Anwendungen entwickelt und dann für den Heimwerker-Bereich leicht modifiziert und adaptiert, also Hightech-Produkte für den Haushalt.
Mehrheitlich basieren DIY-Klebstoffe auf innovativer Polymer-Technologie. Diese ermöglicht, nahezu alle Materialien auf allen Oberflächen zu kleben. Aufgrund ihrer hervorragenden Witterungsbeständigkeit sind auch zuverlässige Klebungen im Außenbereich problemlos möglich.

Darüber hinaus zeichnet qualitativ hochwertige DIY-Klebstoffe aus, dass sie frei von potenziell gefährlichen Lösemitteln sind und aus recycelten bzw. biobasierten Materialien hergestellt werden – ebenso wie ihre Verpackungen. Das verdeutlicht die Vorreiterrolle der deutschen Klebstoffindustrie in Sachen Umweltschutz. Auf das steigende Bedürfnis nach effizienten Qualitätsprodukten, die gleichzeitig nachhaltig sind, reagieren deutsche Klebstoffhersteller kontinuierlich mit neuen, optimierten Produkten – genauso wie auf die immer vielfältiger werdenden Materialien, aus denen die zu reparierenden Haushaltsgegenstände bestehen.

Ein Ende für erfolgreiche Neuentwicklungen ist nicht in Sicht. Die Palette im Baumarkt wird sich weiter vergrößern.

Über den Industrieverband Klebstoffe e. V. (IVK):
Der Industrieverband Klebstoffe e. V. mit Sitz in Düsseldorf vertritt die technischen und wirtschaftspolitischen Interessen der deutschen Klebstoffindustrie.
Der IVK ist – auch im globalen Wettbewerbsumfeld – der weltweit größte und im Hinblick auf das für seine Mitglieder angebotene Serviceportfolio ebenfalls der weltweit führende Verband im Bereich Klebtechnik.
Technische Fragestellungen sowie Umwelt-, Verbraucher- und Arbeitsschutz besitzen einen hohen Stellenwert in der Klebstoffindustrie. Dies dokumentiert der Verband gegenüber der Öffentlichkeit, Behörden, Verbrauchern und wissenschaftlichen Institutionen. Der Industrieverband Klebstoffe e. V. vertritt die Branche nicht nur nach außen, sondern ist auch innerhalb der Mitgliedsunternehmen aktiv, etwa um Produktnormen, Qualitäts- und Umweltstandards oder auch Arbeitssicherheitsrichtlinien zu beschließen und umzusetzen.
Dem Verband gehören aktuell 126 Klebstoff-, Dichtstoff-, Klebrohstoff- und Klebebandhersteller sowie Systempartner und wissenschaftliche Einrichtungen an. Insgesamt beschäftigt die deutsche Klebstoffindustrie circa 13.000 Mitarbeiter/-innen.