MindHeroes: Macht Vergebung Kinder glücklicher?

Laut einer neuen Studie, sollen tolerante Kinder glücklicher sein als unnachgiebige.

Eltern und Erzieher fordern das Kind täglich, manchmal sogar stündlich dazu auf, sich bei anderen zu entschuldigen. Die Entschuldigung und die Formulierung des Entschuldigungsgrundes ("Es tut mir leid … dass ich dich dumm genannt habe"), sind in unserer Kultur ein wichtiger Bestandteil der moralischen Erziehung. Wir erziehen unsere Kinder dazu "es auch wirklich so zu meinen" und "darüber nachzudenken", was sie getan haben, wenn sie jemanden verletzt habe.

Jedoch vergessen wir leicht einen entscheidenden Schritt im Versöhnungsprozess: die Vergebung. Neueste Forschungsergebnisse legen nahe, dass nicht einzig der Täter im Mittelpunkt stehen sollte, sondern auch die Reaktion des verletzten Kindes auf ein Fehlverhalten.

Viel wurde bereits über die positiven Auswirkungen von Vergebung bei Erwachsenen geschrieben. Studien zeigen, dass Vergebung uns Erwachsene glücklicher, gesünder und aufgeschlossener machen kann. In Selbsthilfegruppen, wie etwa den Anonymen Alkoholikern, wird Vergebung als ein wesentlicher Schlüsselfaktor des Heilungsprozesses angesehen. Je mehr wir verstehen, was es bedeutet, zu vergeben, desto deutlicher wird uns die Rolle von Vergebung im Leben unserer Kinder klar.

Forscher in den Niederlanden wollten wissen, ob die Fähigkeit der Kinder, anderen zu vergeben, mit ihrem psychischen Wohlbefinden zusammenhängt. Sie baten ältere Grundschüler (im Alter von 9-13) sich daran zu erinnern, wie ein Mitschüler ihnen einmal wehgetan hat. Die Kinder mussten dann einen Fragebogen ausfüllen, in dem gemessen wurde, wie sehr sie dem Mitschüler verziehen hatten und bekamen dann die Aufgabe dem Mitschüler Gutpunkte in Form von Geschenken zu geben. Praktisch war es ein Verhaltenstest zur Vergebung. Auch das psychische Allgemeinbefinden wurde untersucht, einschließlich der Zufriedenheit mit dem Leben, Glücks- und Selbstwertgefühl.

Die Forscher fanden heraus, dass beide Arten der Vergebung insgesamt positiv mit einem allgemeinen Wohlbefinden assoziiert werden konnten; mit einem Vorbehalt: der Missetäter musste als Freund angesehen werden. Bei Nicht-Freunden, gab es keine Beziehung zwischen Vergebung und Wohlbefinden.

Was könnte das für unsere Kinder bedeuten? Obwohl diese Studie keinen kausalen Zusammenhang erwies, zeigte sie doch einen möglichen Zusammenhang zwischen Vergebung und Wohlbefinden. Wenn ein Kind seinem Freund nicht verzeiht, kann sich die Freundschaft verschlechtern, was wiederum die Kinder unglücklich macht. Dieser Effekt ist irrelevanter, wenn es sich um jemanden handelt, der nicht so wichtig ist. Auf diese Weise kann Vergebung Kindern helfen, starke Beziehungen aufzubauen. Andererseits kann es auch sein, dass Kinder mit einem höheren psychischen Wohlbefinden vergebungsfähiger sind.

Als Erwachsene sollten wir unseren Kindern klarmachen, wann es wichtig ist zu vergeben.Hier sind einige hilfreiche Ideen:

- Seid ein Vorbild für Kinder. Sagt ausdrücklich wann und warum Ihr anderen vergebt. Macht Beispiele für die Komplexität von Beziehungen und zeigt, welche Rolle Vergebung in deren Aufrechterhaltung spielt.

- Helft den Kindern die einzelnen Schritte der Vergebung zu durchlaufen. Wenn einem Kind Unrecht angetan wurde, dann begleitet die Kinder durch den Erkenntnisprozess, dass jemandem Schaden zugefügt wurde. Dann vergewissert Euch, dass die Kinder ihre Besorgnis jemandem anvertrauen, etwa einem Elternteil oder einem anderen Freund. Helft ihnen einzusehen, dass es nachvollziehbar ist, sich verletzt zu fühlen, und zeigt den Kindern Vertrauenspersonen, mit denen sie sprechen können.

- Zeigt den Kinder, was Vergebung wirklich bedeutet. Bei der Verarbeitung von Problemen, erklärt den Kindern, dass wir beim Vergeben nicht nur etwas für andere machen, sondern auch für uns selbst. Wir können von unserer Wut ablassen, um angenehmeren Gefühlen Platz zu machen. Wenn Kinder vergeben, dann entschuldigen sie nicht den Fehltritt, sie wollen ihn überwinden.

Programme wie aufbauende Gerechtigkeit, die an Schulen immer beliebter werden, könnten helfen.
Weitere Studien werden wahrscheinlich die Beziehung zwischen Vergebung und Wohlbefinden bei Kindern aufzeigen. Es lohnt sich auf jeden Fall über das "Es tut mir leid" hinauszugehen und es nicht als das A und O der Konfliktlösung anzusehen. Um glücklichere Kinder zu erziehen, sollte das "Ich verzeihe Dir" gefördert werden.

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