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Der zweite Aspekt, um mit der Vergangenheit in einer guten Weise abzuschließen, ist das Verzeihen können. Everitt Worthington hat eine grausame Erfahrung machen müssen. Er und sein Bruder fanden ihre alte Mutter vergewaltigt, zu Tode geprügelt, in deren Wohnung. Der Bruder hat sich später das Leben genommen. Worthington dagegen hat einen Weg gefunden, wie man sich nachträglich vor Traumatisierungen durch solche Erfahrungen schützen kann. Indem man verzeiht. Das klingt absurd; Rache erscheint doch angemessen.

Es gab vor etlichen Jahren einen Fall in Norddeutschland, wo ein Journalist öffentlich im Gerichtssaal dem Täter verziehen hat, der seine 6-jährige Tochter missbraucht und umgebracht hatte. Die ganze Welt war empört und er erhielt Schmähbriefe. Und doch ist es möglicherweise der einzige Weg, mit der Vergangenheit abzuschließen.
Worthington hat aus dieser Erfahrung ein Programm in fünf Schritten entwickelt, die allesamt nicht einfach sind:

(1) Erinnere die Verletzung ohne dich selbst als Opfer zu fühlen, ohne den anderen zu verteufeln; verzichte auf Rachegefühle. Das ist nicht leicht.

(2) Und zweitens stell dir vor, der Täter sitzt dir gegenüber, drücke deinen Schmerz aus, deine Wut, deine Enttäuschung.

(3) Aber dann wechsle die Seite und antworte aus der Position des Täters, sodass ein wenig verständlich wird warum er/sie dir so wehgetan hat. Deswegen musst du es nicht rechtfertigen oder gut finden; aber du kannst vielleicht eher verstehen.

(4) Und dann verzeihe in Gedanken, vielleicht nicht unbedingt öffentlich, verzeihe in Gedanken, ohne Gegenleistung, ohne Vergeltungsgedanken. Denke an Gelegenheiten, bei denen du selbst jemanden verletzt hast und wie erleichternd es war, als man dir verzieh.

(5) Schreibe einen Zettel oder eine Notiz, dass du verziehen hast. Den behältst du für dich, aber lies diese Notiz ab und zu vielleicht zu Anfang täglich, um zu erinnern, dass du verzeihen willst. Das trifft übrigens auch aufs Geschäftsleben zu. Auch dort gibt es Unrecht und Gemeinheiten, die, wenn man sie weiter mit sich herum trägt, sich wie Gift im Inneren verteilen- ein sicherer Weg, schlecht für sich zu sorgen.

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