Petra Mattfeldt: »Multiversum - Der Aufbruch«

Nachdem die Redakteure der Literaturplattform www.leserkanone.de zuletzt vor allem Bücher für erwachsene Zielgruppen rezensiert haben, haben sie sich dafür entschieden, dieses Mal ein Buch vorzustellen, das an eine jüngere Leserschaft gerichtet ist. Die Wahl fiel dabei auf »Multiversum - Der Aufbruch«, ein vor wenigen Wochen erschienener Jugendroman, der den Auftakt zu einer (kurzen) Buchreihe bilden soll. Er stammt aus der Feder von Autorin Petra Mattfeldt, die schriftstellerisch mehrere Schubladen gleichzeitig souverän bedient und dieser Tage unter ihrem Pseudonym »Caren Benedikt« mit ihrem neuesten Roman »Die Rache der Duftnäherin« die Freunde historischer Romane ein Stück glücklicher machen dürfte.

»Multiversum - Der Aufbruch« wurde im Juli vom Buntstein Verlag veröffentlicht, einem Imprint des Bookspot Verlages aus Planegg. Der Buntstein Verlag hat sich das Ziel gesetzt, Bücher zu publizieren, die Kinder und Jugendliche gleichzeitig anspruchsvoll unterhalten und dabei auch noch ein wenig Wissen vermitteln. Das Buch hat einen Umfang von rund 320 Seiten und ist sowohl als ansprechend gestaltetes broschiertes Taschenbuch als auch als E-Book erhältlich. Die auf Papier gedruckte Version kostet 9,99 Euro, die digitale Variante ist bereits für die Hälfte erhältlich. Amazon hatte längere Zeit Schwierigkeiten, die Altersklasse richtig einzuordnen, an die das Buch gerichtet ist, weswegen es womöglich Unsicherheiten geben könnte: Laut Verlag richtet sich das Buch an Leser, die zwölf Jahre und älter sind, und Frau Mattfeldt kündigte uns bereits vor wenigen Wochen in einem Interview an, dass die Leser wirklich nicht jünger sein sollten, da es an einigen Stellen gehörig zur Sache gehen würde. So viel sei schon vorweggenommen: Das ist tatsächlich der Fall, wobei die Einordnung »ab zwölf« schon in Ordnung ist, denn heutzutage ist man in dem Alter schließlich schon ein wenig abgebrühter als früher und hat zumindest schon mal ein paar schlimme Filmchen auf sein Mobiltelefon geladen.

Das Buch erzählt die Geschichte eines fünfzehnjährigen Jungen namens Tom, der bei seiner Großmutter wohnt, da er seine Eltern sechs Jahre zuvor verloren hat. Mutter und Vater waren damals mit dem Boot unterwegs gewesen und kamen nicht wieder zurück. Man fand ihr Boot kopfüber treibend und ging deshalb davon aus, dass es einen Unfall gegeben haben musste, bei dem die beiden ums Leben kamen, wenngleich ihre Leichen nicht gefunden wurden. Nun aber taucht eine Nachricht auf, die von Toms Mutter stammen soll und die in einer Kassette im Meer gefunden wird - allerdings nicht irgendeine Nachricht, sondern eine, die auf Pergament geschrieben wurde und allem Anschein nach aus dem Mittelalter stammt.

An dieser Stelle kommt eine Theorie ins Spiel, die auf den US-amerikanischen Physiker Hugh Everett III. zurückgeht und als populärste Interpretation der Quantenmechanik gilt: die »Viele-Welten-Theorie«. Laut diesem theoretischen Konstrukt leben wir nicht im einzigen Universum, sondern es gibt eine große Zahl an Universen, die parallel existieren. Dabei gibt es zwischen den einzelnen Universen Überschneidungen, somit Übergänge von einem Universum zum anderen. In Petra Mattfeldts Buch gibt es mit dem verschrobenen Professor Jonathan Steiner einen Wissenschaftler, der von der Richtigkeit der Theorie fest überzeugt ist, wodurch sich die Möglichkeit ergibt, dass sich an der einstigen Unfallstelle einer der beschriebenen Übergänge befinden könnte. Der Professor, sein promovierter Schüler Maximilian Winter und Tom begeben sich am Unfallort auf die Suche nach Spuren. Tatsächlich geraten Tom und Maximilian dort in das Portal und landen im Mittelalter. Zu Toms Glück ist sein Begleiter Historiker, weswegen er in der Lage ist, sich in der neuen Epoche zu verständigen, was auch notwendig wird, denn ihnen stehen viele spannende Erlebnisse bevor. »Multiversum - Der Aufbruch« wird an dieser Stelle also zum Zeitreise-Roman, obwohl gar keine Zeitreise im eigentlichen Verständnis des Begriffs unternommen wurde, sondern ein Übergang in eine Parallelwelt, in der die Uhren anders gehen. Fortan wird erzählt, wie sich die beiden in dem Paralleluniversum durchschlagen, während im »Hier und Jetzt« alles versucht wird, um sie zu retten.

Petra Mattfeldt hatte die Idee zu ihrem Roman bereits als Jugendliche, das Buch war also kein Schnellschuss, sondern ist behutsam gereift. Dass hier einiges an Vorarbeit geleistet wurde, sieht man allein schon in der Art und Weise, in der die Viele-Welten-Interpretation und die Funktionsweise von »Multiversen« im Buch wiedergegeben wird. Was an sich ein solch komplexes Konstrukt ist, dass die meisten Nichtphysiker den Wikipedia-Ausdruck der Erläuterung nach ein paar Minuten zu Geschnetzeltem verarbeiten würden, wird hier so anschaulich und leicht verständlich wiedergegeben, dass man mit einem kleinen Funken an Interesse folgen kann, so dass jugendliche Leser definitiv nicht überfordert sein werden. Das ist nebenbei etwas, das man dem Buch durchgängig zugute halten kann: Petra Mattfeldt hat ihren Roman äußerst lebhaft und bildgewaltig verfasst, so dass man pfeilschnell einen Zugang zum Geschehen bekommt und Spaß dabei hat, am Ball zu bleiben. Dazu trägt auch der hohe Grad an Abwechslung bei, der durch die große Unterschiedlichkeit der Schauplätze geboten ist. Mag es anfangs vielleicht konfus aussehen, dass auf dem geschickt designten Cover ein Geheimagent neben einem Ritter und einem Mann in Mönchskutte dargestellt wurden, so beschreibt es doch treffend, wie facettenreich die Geschichte ist, die Petra Mattfeldt erzählt.

Es fällt leicht, in den Roman hineinzufinden, denn es vergehen gar nicht viele Seiten, ehe schon viele redenswerte Ereignisse geschehen sind, und so ist man binnen weniger Minuten mitten im Geschehen. Fortan bleibt das Tempo hoch, und die - jugendbuchgerecht in kontraststarken und relativ großen Buchstaben bedruckten - Seiten fliegen nur so dahin. Dabei konzentriert sich die Autorin relativ stark auf die einzelnen Handlungsstränge, schweift nicht ab und verliert sich nicht in Nebensächlichkeiten. Was dem einen gefällt, könnte dem anderen womöglich zu viel Diszanz zur Handlung bedeuten, vielleicht sogar zu den handelnden Akteuren, denn auch bei diesen beschränkt sich Petra Mattfeldt auf Wesentliches und formt sie nicht zu komplexen Charakteren mit einem umfangreichen Innenleben. Das hat vor allem eine Konsequenz: Welchen Eindruck man von dem Roman am Ende haben wird, hängt stark davon ab, zu welcher Zielgruppe man gehört.

Um es etwas detaillierter auszudrücken: »Multiversum - Der Aufbruch« ist ein ganz hervorragendes Buch für jugendliche Leser, tendenziell jedoch für die männlichen Vertreter ihrer Art. Während die meisten zwölfjährige Mädchen vermutlich eher zu den neuesten Abenteuern der jugendlichen Version von »Conni« greifen werden und die meisten vierzehnjährige Mädchen im reichhaltigen Fundus an romantischer Literatur junger Selfpublisherinnen aufblühen dürften, bekommen ihre männlichen Gegenstücke hier genau die richtige Dosis an abwechslungsreicher und actionreicher Unterhaltung. Natürlich auch diejenigen Mädels, die von Gefühlsduseleien nichts hören wollen und lieber auf handlungsorientierte Bücher Wert legen. ;-) Älteren Lesern wird das Buch ebenfalls Spaß machen, allerdings müssen sie den Abstrich hinnehmen, dass das Buch wirklich auf eine jüngere Zielgruppe ausgerichtet ist und man nicht mit schockierenden Wendungen oder einem wiederkehrenden kalten Angstschauer rechnen kann. Das Buch ist spannend, aber eben altersgerecht spannend. Wer nach einem Jugendbuch sucht, das vor Emotionen tropft oder nach einem Buch, das ohne Abstrich als All-Age-Roman durchgeht, der wird mit »Multiversum - Der Aufbruch« vielleicht nicht zu hundert Prozent glücklich werden, auch wenn es das Buch verdient hat, dass ihm selbst von solchen Lesern eine Chance gegeben wird. Jede jugendliche Leseratte mit dem Hang zu rasanter schnörkelloser Unterhaltung kann hingegen bedenkenlos zugreifen und wird beim Schmökern eine gute Zeit haben.

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