Schwächelnde Investitionen, aber gute Konjunkturaussichten

Wegen der weltweiten Krisen und einiger Unsicherheiten hält sich der deutsche Mittelstand mit Investitionen weiter zurück. Nur noch 19% der Unternehmen planen im Jahr 2015, in den folgenden 12 Monaten Geld in ihre Expansion zu stecken. Das ist der niedrigste Stand seit dem Jahr 2010. Im Vorjahr wollten sich noch 27% der mittelständischen Betriebe vergrößern, erläutert Dr. Lutz WERNER, Herausgeber des Finanzportals www.Anleger-Beteiligungen.de und des wöchentlichen, kostenfreien www.Investoren-Brief.de.

Die Investitionstätigkeit hat der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in einer Studie „Diagnose Mittelstand“ jüngst untersucht. Für die Studie wertete der Verband rund 250.000 Unternehmensbilanzen aus.

Die Bundesregierung hat ihren Jahreswirtschaftsbericht 2015 unter das Motto gestellt: „Investieren in Deutschlands und Europas Zukunft.“ Dazu führte Bundeswirtschaftsminister Gabriel aus: „Die deutsche Wirtschaft steht vor den Herausforderungen eines beschleunigten technologischen Wandels und einer alternden Gesellschaft. Innovationen in Wirtschaft und Gesellschaft und Investitionen in die Zukunftsfähigkeit sind für Deutschland und auch für Europa daher von zentraler Bedeutung.“

Die Bundesregierung räumt also eine Investitionsschwäche bzw. –stau ein, betont die Bedeutung von Investitionen und setzt mit Blick auf verbesserte Konjunkturaussichten auf zukünftig wieder steigende Investitionen.

Wie sieht aber die Lage bei den so bedeutungsvollen Investitionen im Mittelstand wirklich aus?

„Wir müssen erkennen, dass sich der Investitionsstau bei den Unternehmen bislang nicht aufgelöst hat,“ sagt Sparkassenpräsident Fahrenschon bei der Vorstellung der Ergebnisse der Studie. In den Unternehmen herrsche erhebliche Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung.

Die Entwicklung zeigt sich auch in der Erfahrung der Sparkassen. Die gaben an, dass die mittelständischen Kunden fast 46% weniger Investitionsmittel abgerufen hätten als im Vorjahr. Dafür spricht auch die Eigenkapitalquote. Den Ergebnissen der DSGV-Studie zufolge hat diese mit einem Durchschnitt von 22% einen neuen Rekordwert im Mittelstand erreicht. Im Vorjahr 2012 lag die Quote mit 19% noch deutlich niedriger.

Die Studie gibt auch Einblick in die Umsatzrentabilität der Unternehmen. Demnach hat sich die Ertragslage deutlich eingetrübt. Als Grund dafür macht der DSGV die schwache Wirtschaftsentwicklung und die steigenden Kosten aus.

Da der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren gute Daten vorweisen konnte, schlägt sich dies in den Bilanzen der mittelständischen Unternehmen nieder. Die Personalkosten stiegen 2013 um 1,2 auf 19%.

Die Folgen des Mindestlohns könnten dieses Niveau in den folgenden Jahren nach Einschätzung von Experten sogar noch einmal steigen lassen. Noch gäbe es keinen Anlass, eine wachstumshemmende Dynamik der Arbeitskosten zu befürchten. Für einzelne Branchen könnte dies aber anders aussehen.

Für das laufende Jahr erwarten die Experten aus der Wirtschaft - wie auch das Bundesministerium für Wirtschaft - besonders wegen des sinkenden Ölpreises und des schwachen Euros ein Wachstum von 1,5% oder sogar mehr. Ölpreis und Euro wirken für die Unternehmen wie ein „Sonderkonjunkturprogramm“. Das könnte ohne weiteres auch förderlich für die Investitionstätigkeit der mittelständischen Wirtschaft sein und gibt Hoffnung.