Hätte ich das mal im Unterricht gelernt

(von Julia Pfrötschner – OPTIMUS Redaktion) Was man in der Schule lernt und was man im Leben braucht, sind oft zwei völlig unterschiedliche Dinge. Von dieser Diskrepanz wissen alle, die einmal die Schulbank gedrückt haben. Sätze wie "Hätte ich das mal im Unterricht gelernt" sind wohl den meisten Schulabgängern und Berufseinsteigern schon einmal über die Lippen gekommen.
Dr. Andreas Biela widmet sich diesem allseits bekannten Alltags-Phänomen aus wissenschaftlicher Perspektive. In seiner Dissertation mit dem Titel "Lernfelder als Repräsentation der Arbeits- und Lebenswelt" befasst sich Biela mit der Curriculumkonstruktion im Kontext der Wirtschaftspädagogik. Seinem Fachbereich entsprechend knüpft er Verbindungen zwischen wirtschaftswissenschaftlichen Theorien und pädagogischen Gesichtspunkten. Lernprozesse sowie Lehrziele werden vor diesem Hintergrund differenziert dargestellt und diskutiert.
Die Dissertation schließt somit an einen Themenkomplex an, der sowohl im politischen als auch medialen Diskurs von zentraler Bedeutung ist. In einer Zeit, in der kaum eine Legislaturperiode ohne eigene Bildungsreform auskommt, führt Dr. Biela grundlegende Gedanken aus Pädagogik und Wirtschaft zusammen. Mit seiner Arbeit gelingt es dem Autor nicht nur neue Perspektiven aufzeigen, sondern vor allem eine sorgfältige und methodisch fundierte Theoriebildung vorzustellen. In diesem Sinne leistet Dr. Biela einen aufschlussreichen Beitrag zur bildungspolitischen Diskussion rund um curriculare Regelungen und Ziele.
Ausgehend von grundsätzlichen Überlegungen zu Beschaffenheit und Struktur von Arbeit, wird der Leser für die heutigen Anforderungen einer veränderten Arbeits- und Lebenswelt sensibilisiert. Indem Biela zudem das Wesen des Erkenntnisgewinns hinterfragt, findet auch eine philosophische Dimension Eingang in seine Ausführungen. Über eine bloße Darstellung des Status Quo geht Biela somit schon im ersten Kapitel weithinaus.
Präzise und umfassend setzt sich der Autor mit dem oft missverständlich und unklar gebrauchten Begriff des Curriculums auseinander. Ergänzt wird dieser definitorische Klärungsprozess durch einen Überblick zum aktuellen Forschungsstand und der Auseinandersetzung mit namhaften Fachvertretern.
Auf diesem theoretischen Fundament vollzieht Biela eine Reflexion des Verhältnisses von Bildung, Politik und Wissenschaft, ehe er seinen Entwurf eines Dynamischen Modells zur Curriculumkonstruktion und Inhaltsauswahl vorstellt. Sein Vorgehen beschreibt er dabei ebenso umsichtig und ausführlich wie das entstandene Modell selbst.
Die wissenschaftliche Untersuchung ist dabei stets von der Frage geleitet, wie Bildungsprozesse optimiert und berufliche sowie allgemeine Bildung noch besser miteinander verknüpft werden können.
Durch seine starke methodisch-theoretische Orientierung spricht Bielas Dissertation nicht nur ein Publikum mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund an, sondern auch all jene, die der politischen Debatte mitunter kopfschüttelnd folgen und sich fragen, warum ihr Schulwissen so selten Anwendung im wahren Leben findet.