Verschenkt meine Filme!

Ein Gastbeitrag von Drehbuchautor Fred Breinersdorfer für Peira

Berlin, 20.11.2013: Wenn ich bei Google die Wörter “Sophie Scholl Free Download” eingebe, noch nicht einmal kombiniert mit dem Begriff “Film”, führen acht Links auf der ersten Trefferseite zu den Dieben meines geistigen Eigentums.

Der Film “Sophie Scholl – Die letzten Tage”, für den ich als Autor und Produzent verantwortlich zeichne, ist mein bekanntestes Werk – leider auch bei den Filmpiraten. Fast alle Websites, auf die Google mich leiten will, sind illegal. Erst ganz unten auf der Seite findet sich ein einziges legales Angebot. Es führt zu iTunes, wo man den Film für 9,99 Euro erwerben und betrachten kann.

Bei “Sophie Scholl” bin ich Miteigentümer der Rechte – und wenn die Leute nicht gerade auf iTunes klicken, sehe ich von all diesen Nutznießern meiner kreativen Energie keinen müden Cent. Zwar könnte es sein, dass irgendwelche Anwaltskanzleien via Abmahnung bei meinen illegalen Nutzern Geld kassieren – aber davon weiß ich nichts. Falls jemand daran verdient, dann jedenfalls nicht ich. Sonst müsste es ja auf meinem Kontoauszug zu sehen sein.

Wo sind denn die legalen Alternativen?
Ist es einzusehen, dass irgendwelche Internetganoven im geschätzten Verhältnis von acht zu eins den Rahm abschöpfen, und wir alle – der Gesetzgeber eingeschlossen – schauen zu? Und wie kann es sein, dass die Betreiber dieser Piratenseiten die Filme zwar umsonst anbieten, aber trotzdem Millionen verdienen – für die Werbung auf ihren Seiten und für Premium-Abonnements, mit noch besserer Qualität und noch schnellerem Download?

Da stimmt etwas nicht, das ist jedem klar. Und es macht mich stinksauer. Aber gerade wir Künstler sollten auch die umgekehrte Frage stellen: Wo sind denn die massenhaften legalen Anbieter, die meine Google-Trefferseite füllen könnten? Wo sind denn die innovativen Webseiten, bei denen man mein Werk auf eine Weise herunterladen oder streamen kann, von der ich auch etwas habe? Die einfache Antwort ist: Es gibt sie nicht.

Selbstverständlich kann man sehr viele Filme bei den Giganten iTunes Store (Apple), Lovefilm (Amazon) oder im Play Store (Google) bekommen. Momentan leihen und kaufen beispielsweise iTunes-User weltweit mehr als 400.000 TV-Folgen und über 150.000 Filme – täglich. Aber ich weiß auch, was hinter den Kulissen passiert. Sogenannte “kleine” Filme haben praktisch keine Chancen, ins Repertoire aufgenommen zu werden. Die Großanbieter setzen die Preise fest wie sie wollen, sie diktieren die Bedingungen. Wer auf dieses legale Angebot zugreifen will, hat die Auswahl und die Konditionen per Mausklick und Kreditkarte zu akzeptieren.

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