Die Feuchtwangers - Familie, Tradition und jüdisches Selbstverständnis

Während Lion Feuchtwanger zu den bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts gehört und seine Werke seit den späten 1980er Jahren eine Art Renaissance erleben, ist weithin unbekannt, dass der Romancier aus einer großen, weitverzweigten bayerisch-jüdischen Familie stammte. Die Mitglieder der Familie Feuchtwanger – zu einem großen Teil über Generationen hinweg und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein fromme und praktizierende Juden – lebten und wirkten über Jahrhunderte im süddeutschen Raum. Die Geschichte der Feuchtwangers stellt in drei zentralen Aspekten eine Ergänzung und in gewisser Hinsicht auch ein Korrektiv dar zu bisherigen Auffassungen vom Profil des deutschen Judentums im 19. und 20. Jahrhundert.

Die Feuchtwangers
Familie, Tradition und jüdisches Selbstverständnis
Heike Specht
Wallstein Verlag
http://www.new-ebooks.de/ebooks/24091

Die Vorstellung von den deutschen Juden des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts als Männern und Frauen, die ihr eigenes Judentum als rein konfessionell-religiöse Angelegenheit definierten, in deren Leben das eigene Jüdisch-Sein nur mehr eine marginale Rolle spielte, dominiert nach wie vor die wissenschaftlichen Darstellungen deutsch-jüdischer Geschichte.
Michael Brenner macht darauf aufmerksam, dass die deutsch-jüdische Historiografie den Weg der deutschen Juden nicht selten als eine Geschichte von Aufstieg und Niedergang beschreibt.
Dabei wird meist davon ausgegangen, dass die deutschen Juden in der Phase zwischen Emanzipation und der jüdischen Katastrophe in den 1930er und 1940er Jahren sich nicht nur sukzessive von ihrer jüdischen Tradition zurückgezogen, sondern auch nach einem mehr oder minder vollständigen Aufgehen in der deutschen Gesellschaft und Kultur gestrebt haben.3 Immer wieder wird in der einschlägigen Literatur darauf hingewiesen, dass nicht wenige Juden in Deutschland erst durch die Nationalsozialisten wieder an ihre jüdischen Wurzeln erinnert wurden.
Der in Berlin geborene Historiker Peter Gay, der sich intensiv mit der Geschichte der deutschen Juden vor allem in der Zeit der Weimarer Republik befasst hat, ist ein eindringliches Beispiel hierfür. Über die »Machtergreifung« der Nationalsozialisten heißt es in seinen Memoiren:
»Aber im Jahr 1933 hatten wir dann größere Sorgen. Wir waren plötzlich zu Juden geworden.
Dem ebenfalls aus einer deutsch-jüdischen Familie stammenden amerikanischen Historiker Fritz Stern zufolge wurde und wird zum Teil noch heute das deutsche Judentum gemeinhin geradezu als das Symbol für Assimilation betrachtet.


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Erhard Coch ist Autor verschiedener Bücher und Essays.