Helmut Schelsky - der politische Anti-Soziologe

Helmut Schelsky erscheint in unserer Zeit – überspitzt formuliert – als ein Vergessener, vielleicht auch als ein Ungeliebter. Drei Indizien deuten zumindest in diese Richtung: Erstens sind seine Werke nicht mehr lieferbar (außer auf antiquarischem Wege). Zweitens ist eine Werkausgabe weder in Arbeit noch in Aussicht. Schelsky genießt offenbar keinen »Klassiker«-Status – anders etwa als sein Lehrer Arnold Gehlen. Wer keine Werkausgabe bekommt, so mag man diesen Umstand zuspitzen, »ist nur ein Nebenklassiker oder ein Favorit von vorgestern«. In Frageform gekleidet wäre das im Falle Schelskys zu prüfen. Drittens, so das letzte Indiz, fiel die Berichterstattung in der Presse zu Schelskys hundertstem Geburtstag – rund um den 14. Oktober 2012 – insgesamt recht mager aus.

Helmut Schelsky - der politische Anti-Soziologe
Eine Neurezeption
Alexander Gallus
Wallstein Verlag

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Anlässlich seines Todes am 24. Februar 1984 hatte Schelsky dagegen eine Reihe von längeren, auch anerkennenden Würdigungen erfahren, wenngleich mancher Kritiker schon damals ein »dürres Gedenken«2 diagnostizierte: Der Spiegel – rund zehn Jahre zuvor von ihm als »Klassenkampfblatt « der Linksintellektuellen tituliert – betonte, wie sehr Schelsky »in den restaurativen Fünfzigern […] zu den wenigen progressiven Hochschullehrern « gehört habe. Und Ralf Dahrendorf achtete ihn in der Wochenzeitung Die Zeit als »öffentlichen Professor« wie »noblen Mann«, der »seine Gegner mit Fairness« behandelte. Weiter heißt es: »Er hat viele unterstützt, die seine Meinungen nicht teilten, und dabei die Großzügigkeit seines Herzens gezeigt.« Dahrendorf war davon überzeugt, so beschloss er seinen Nekrolog, dass »die Bundesrepublik […] ihn vermissen und seinesgleichen so leicht nicht wieder finden« werde.


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Erhard Coch ist Autor verschiedener Bücher und Essays.