Leben, Arbeit und Wirtschaft in Südtirol

Die Finanzkrise im Jahr 2008, die Notwendigkeit des Klimaschutzes und seit Fukushima Deutschlands Ausstieg aus der Kernenergie haben eine neue Diskussion über die Richtung des Fortschritts ausgelöst. Klar ist, dass wir an einem Scheideweg stehen: Entweder lernt die Menschheit, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten den Begrenzungen unseres Planeten anzupassen und nachhaltig mit ihm umzugehen, oder die Umwelt schlägt zurück. Dennoch halte ich nichts davon, die Litanei über die drohenden ökologischen Katastrophen unaufhörlich zu wiederholen. Auch sollten wir aufhören mit dem Gerede, wir müssten den Gürtel enger schnallen, um das Klima zu retten. Diese Rhetorik ist eine politische Totgeburt.
Was wir stattdessen brauchen, ist ein Lösungsweg, der Klima- und Umweltschutz profitabel macht. Mein Kandidat dafür ist ein globaler Green New Deal: eine grüne technologische Revolution, die einen neuen Wachstumszyklus anstößt, der ohne zusätzlichen Verbrauch von Energie, Wasser und Rohstoffen auskommt, später sogar eine Minderung schafft. Vorbild für das Ergrünen des Kapitalismus wäre der Anstieg der Arbeitsproduktivität. Sie hat sich in den vergangenen 200 Jahren verzwanzigfacht und war damit der entscheidende Motor für unseren Wohlstand. Doch jetzt bedarf es einer neuen Maßzahl – die Ressourcenproduktivität. Sie ließe sich schon mit den heute verfügbaren Technologien verfünffachen. Im Klartext würde das bedeuten: Wir können die Ressourcenplünderung und den CO2-Ausstoß pro Einheit Wohlstand um 80 Prozent verringern. Ganz ohne Verzicht. Und langfristig wäre auch eine Verzwanzigfachung erreichbar.

Nord & Süd 2013
Leben, Arbeit, Wirtschaft in Südtirol
Business Location Südtirol
Edition Raetia

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Wie aber bekommen wir einen marktkonformen Umstieg auf ein grünes Wachstumsmodell hin? Im Kern geht es um ein dauerhaftes sozial- und wirtschaftsverträgliches Preissignal. Man könnte die Preise für Energie und andere wichtige Rohstoffe jedes Jahr in dem Maße verteuern, wie sich die entsprechende Rohstoffproduktivität im Vorjahr verbessert hat. Dann würden die Ressourcen im Durchschnitt gleich viel kosten wie zuvor, doch diejenigen, die die Entwicklung verschlafen, leben teurer, die Geschwinden billiger.
Dass solche Preissignale ein Feuerwerk an Innovationen auslösen können, hat Japan bewiesen. Unter dem Eindruck verheerender Umweltverschmutzung verteuerte die Regierung Anfang der 1970er-Jahre die Luftverschmutzung und den Energieverbrauch drastisch. Viele fürchteten damals eine De-Industrialisierung des Landes. Doch das Gegenteil trat ein: Die japanische Wirtschaft erfand Digitalkameras, Hochtechnologiekeramiken und den Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen – und entwickelte sich so zum technologisch führenden Land der Erde. Es ist höchste Zeit für einen neuen solchen Aufbruch. Grün und global.

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Erhard Coch ist Autor verschiedener Bücher und Essays.