Gefälschte Inobhutnahmestatistiken

Einen Skandal brachten die Recherchen zu dem Buch „Der Einzelfallmythos“ ans Tageslicht. Die Inobhutnahme-Statistiken des Statistischen Bundesamts sind nicht korrekt. Es gibt da wohl eine Dunkelziffer. Die von Jahr zu Jahr steigenden Zahlen von Inobhutnahmen beunruhigen die Menschen in unserem Lande. Nun aber stehen wir vor der Frage: „Wie hoch sind die Zahlen tatsächlich?“.

In 2006 wurde in Rheinland-Pfalz ein Projekt durchgeführt, welches zu einem extremen Anstieg der Inobhutnahmen und zu Beschwerden über Willkürlichkeiten führte. In der im Internet veröffentlichten Projektkonzeption heißt es: (…) „Ein weiteres Ziel des anwendungsbezogenen Forschungsprojekts war der Aufbau von Kooperations-strukturen zwischen der Erwachsenenpsychiatrie und der Kinder- und Jugendhilfe an den Forschungsstandorten.“
Der Aufbau von Kooperationsstrukturen war in Rheinland-Pfalz ein durchschlagender Erfolg, wie die Statistiken (siehe Anhang) belegen. Von 2006 auf 2008 waren es rund 77% (38%/Jahr) mehr Inobhutnahmen. Eine nie dagewesene Steigerung. Seither weisen die offiziellen Statistiken nur noch durchschnittliche Steigerungsraten auf. Eine beruhigende Normalisierung, wenn dem so gewesen wäre. Aber dem war wohl nicht so, wie die Antwort der Regierung von Rheinland-Pfalz auf eine Anfrage belegt.
Zitat: „Die amtliche Kinder- und Jugendhilfestatistik weist im Vergleich zu den Daten aus dem Berichtswesen für das Jahr 2010 eine geringe Zahl von Inobhutnahmen aus. Die Landesregierung arbeitet – soweit möglich – mit den Daten des Berichtswesens, da diese eine deutlich höhere Verlässlichkeit aufweisen.“ (Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlp. Drucks. 16/183.)
Schämt sich die Rheinlandpfälzische Regierung so sehr über die Aktivitäten ihrer Jugendämter, dass sie sich nicht einmal mehr traut die korrekten Daten zu melden? Die Zahlen der Vorjahre wären gewiss Anlass genug.

Im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2011 weist die amtlichen Statistik (Anrufung des Gerichts) für Rheinland-Pfalz 100% auf. In 57% der Fälle erfolgt eine Übergabe des Sorgerechts ans Jugendamt. Das ist ein Hinweis darauf, dass auch der Anteil an Willkürlichkeit weit über dem Bundesdurch-schnitt liegt. Für den Vergleich mit anderen Bundesländern siehe Anhang.
Da drängt sich unwillkürlich die Frage auf, wie es den bei den anderen Bundesländern ausschaut. Gib es da auch eine Dunkelziffer wie in Rheinland-Pfalz?
Und was ist mit unserer Bundesregierung? Weiß sie das, toleriert sie es etwa?

Quellen:
Buch „Die deutsche Schande“
Buch „Der Einzelfallmythos“
Drucksache Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlp. Drucks. 16/183

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Auszug aus dem Buch Die deutsche Schande.pdf144.77 KB