Skoliose ohne Röntgenstrahlen messen

Es wird immer wieder über den die Notwendigkeit von Röntgenaufnahmen in der Skoliosetherapie diskutiert. Natürlich sind zur Behandlung der idiopathischen Skoliose zu bestimmten Zeitpunkten immer wieder Röntgenaufnahmen notwendig, um die Situation sicher zu erfassen. Allerdings gibt es auch andere technische Möglichkeiten zur Vermessung der Wirbelsäule. Dadurch lässt sich die Belastung durch Röntgenstrahlen für den Patienten verringern.

Skoliose - was ist das? Und was ist idiopathische Skoliose? Wenn die Wirbelsäule seitlich von der Längsachse abweicht, spricht man von Skoliose. Die Wirbel sind außerdem zusätzlich um die Längsachse verdreht. Die Erkrankung wird durch Verformungen der Wirbelkörper begleitet. Eine idiopathische Skoliose ist eine Skoliose, deren Ursache nicht bekannt ist.

Gibte es alternative Diagnoseverfahren ohne Röntgenstrahlen? Normalerweise werden dazu verschiedene topografische Methoden eingesetzt, die die anatomische Oberflächenstruktur (Morphologie) in viele unterschiedliche Parameter umrechnen.

Mithilfe der ermittelten Daten kann man den sogenannten Kyphosewinkel beim Krankheitsbild Morbus Scheuermann ableiten. Auch den Skoliosewinkel nach Cobb kann man auf diese Weise ermitteln.

Diese topografischen Verfahren ermöglichen es, auch Beinverkürzungen, den Grad eines Beckenschiefstands oder eine Beckenverwringung zu ermitteln und grafisch darzustellen. Die Ergebnisse der topografischen Verfahren weichen dabei nur wenig von den durch Röntgen ermittelten Werten ab.

Es bedeutet, dass erfahrene Ärzte anhand dieser Verfahren ungefähr den selben Cobb-Winkel ermitteln können, wie es mithilfe eines Röntgenbildes möglich ist. Für Skoliose-Patienten bedeutet es, dass sie nicht so häufig geröntgt werden müssten, als bisher angenommen.

Strahlungsfreie Methode zur Ermittlung des Cobb-Winkels

Zur Ermittlung von Krümmungswerten der Wirbelsäule, gibt es neben den hochtechnischen Geräten noch andere wirkungsvolle Methoden. Das sogenannte Skoliometer nach Bunnell ist beispielsweise eines der wichtigsten klinischen Messgeräte, mit dem sich ohne Strahlenbelastung Erkenntnisse über den Cobb-Winkel gewinnen lassen. In den 1980-er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat Dr. William P. Bunell dieses handliche Gerät erfunden.

Die Funktionsweise des Skoliometers ähnelt der einer Wasserwaage. Die Messung erfolgt, indem man es einfach auf die von der Fehlstellung betroffenen Wirbelsäulensegmente legt. Um anhand des ermittelten Wertes Rückschlüsse auf den Cobb-Winkel zu ermöglichen, hat Bunnell eine Skala entwickelt. Im Vergleich zu den hochtechnischen Geräten ist die Anwendung eines Skoliometers denkbar einfach:

Der Patient beugt sich einfach mit gestreckten Beinen nach vorn. Die Erhebungen und Absenkungen werden so am besten erkennbar, und ein erfahrener Arzt oder Therapeut kann daraus die Diagnose erstellen. Diese spezielle Haltung ist auch als Vorbeugetest nach Adams bekannt. William Adams war ein englischer Mediziner, der im 19. Jahrhundert lebte.

Bei jeder Skoliose-Untersuchung wird der Vorbeugetest nach Adams (Adams-Test) durchgeführt, da er sehr einfach und aussagekräftig ist. Um zu große Messfehler zu vermeiden, sollten die Messungen des Skoliometers immer vom selben Behandler durchgeführt werden. Übrigens sind Messtoleranzen von durchschnittlich 5 Grad auch bei Röntgenaufnahmen im normalen Bereich.

Man kann also sagen, dass topografische Systeme genau wie klinische Messgeräte den Verlauf einer Behandlung gut dokumentieren können. Die Röntgenstrahlen-Belastung kann also durch den sinnvollen Einsatz dieser Techniken erheblich verringert werden.

Dino Gallo

13.03.2013: |