Naturwissenschaftliche Förderkompetenz von Elementarpädagogen

von Gesche Gerdes – OPTIMUS Redaktion
In den letzten Tagen wurde von CDU und FDP ein viel umstrittenes Gesetz beschlossen, das ein Betreuungsgeld für Elternteile vorsieht, die ihr Kind nicht in einer Betreuungseinrichtung unterbringen, sondern bis zur Einschulung zuhause erziehen möchten. Die darüber entbrannte Debatte rückt auch Kinderbetreuungseinrichtungen verstärkt ins mediale Licht – schließlich spielen Kitas eine wichtige Rolle in der elementarpädagogischen Bildung und können früh wichtige (Bildungs-)Weichen stellen. Während Sprache und Bewegung seit Langem an Vorschulkinder herangetragen und ihre Entwicklung durch gezielte Maßnahmen unterstützt wird, hat die Förderung der Naturwissenschaften bislang nur sporadisch Einzug in den Kindergarten gehalten. Dieses Ungleichgewicht spiegelt auch die deutsche Forschungslandschaft wider: Während diverse Untersuchungen und Erhebungen zur Sprach- und Bewegungsförderung in Kindertagesstätten existieren, ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlicher Bildung im Elementarbereich noch wenig ausgeprägt.
An der Universität Flensburg wurde das Fortbildungskonzept „Versuch macht klug“ entwickelt, das Elementarpädagogen an die frühkindliche Bildung im Bereich der Naturwissenschaften heranführen soll. Im Rahmen einer durchgeführten Fortbildung hat Dr. Kirsten Richter unter Heranziehung sowohl quantitativer als auch qualitativer Methoden eine Untersuchung durchgeführt, welche den Einfluss der Fortbildung auf die Kompetenzentwicklung der Teilnehmer eingehend prüft. Anhand von Debatten über frühkindliche Bildung, der theoretischen Beleuchtung naturwissenschaftlicher Förderung im Elementarbereich und einer ausführlichen Vorstellung des von der Universität Flensburg entwickelten Fortbildungsprogramms „Versuch macht klug“ nähert sich Richter dem Forschungsschwerpunkt ihrer Dissertation – der Konzeption eines Analyseinstrumentariums zur Erarbeitung gesicherter Erkenntnisse einer Entwicklung der naturwissenschaftlichen Förderkompetenz von Elementarpädagogen. In diesem Rahmen unterteilt die Wissenschaftlerin ihre Ausführungen in zwei theoretische und zwei empirische Blöcke. Erstere betten die vorgenommene Untersuchung sowohl in die Hintergründe des Projekts als auch in die aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstände ein, während die nachfolgenden beiden Abschnitte die Organisation, Durchführung und Auswertung der Untersuchung herausarbeiten.
Mittels einer detaillierten Versuchsbeschreibung des Konzepts „Versuch macht klug“ und der Beleuchtung sowohl des Aspekts der Bildungsarbeit im vorschulischen Bereich als auch zweier Bildungsansätze innerhalb der Pädagogik schafft Richter einen geeigneten Einstiegsrahmen für ihre Ausführungen. Um Kompetenzentwicklung untersuchen zu können, nähert sich die Autorin dem empirischen Teil ihrer Arbeit über eine Kompetenzbegriffsanalyse – orientiert an den Theorien Erpenbeck und Rosenstiels – sowie durch Herausarbeitung der Kompetenzdispositionen „Einstellung“, „Motivation“ „Interesse“ und „Selbstkonzept“. Im Zuge des angesetzten Forschungsdesigns ergibt sich die quantitative Analyse aus Fragestellungen, Hypothesen und der Konzeption eines Fragebogens, während qualitativ ein leitfadengestütztes Interview zum wissenschaftlichen Untersuchungsinstrumentarium zählt.
Adressiert ist diese Dissertation vor allem an Personen im wissenschaftlichen Bereich, der Soziologie und der Pädagogik, aber auch Akademiker, die allgemein an frühkindlicher Bildung und Kompetenzförderung von Pädagogen im Vorschulbereich interessiert sind. Gut strukturiert, theoretisch durchdacht und empirisch gestützt bereitet Richter ihre Untersuchungen nachvollziehbar auf. Dabei schreibt sie verständlich und wissenschaftlich und rückt einen bisher wenig beachteten Bereich der Elementarpädagogik in den Fokus des Interesses: Die frühkindliche Förderung im Bereich der Naturwissenschaften.