Die bunte Welt der Sprachen

Kopenhagen, München (25. September 2012) – Not macht erfinderisch - wie viel Wahrheit sich hinter diesem Sprichwort verbirgt, erfahren Reisende wenn sie nicht der Sprache ihres Gastgeberlandes mächtig sind. Neben nonverbaler Kommunikation hilft da oftmals nur ein einfallsreiches Kauderwelsch, um sich verständlich zu machen. Auf ähnliche Art und Weise haben sich durch den Sprachkontakt zwischen zwei unterschiedlichen Sprachen in manchen Ländern eigene Sprachvarietäten herausgebildet. Pünktlich zum „Europäischen Tag der Sprachen“ am 26. September hat sich Momondo.de, die Preisvergleichs-Website für günstige Flüge, Hotels und Mietwagen, einige dieser Sprachvarietäten einmal näher angeschaut.

Sprachcocktail Spanglish
Spanglish ist den meisten Menschen ein Begriff – spätestens nach der Hollywoodproduktion von 2004 mit Adam Sandler und Paz Vega in den Hauptrollen. Das Phänomen Spanglish ist aus dem ständigen Kontakt des Englischen mit dem Spanischen entstanden, der bereits seit dem 16. Jahrhundert besteht. Damals erforschten spanische Seefahrer und Entdecker den südwestlichen Teil Nordamerikas und später auch Florida. Am Ende des 19. begann die Einwanderungswelle der Hispanos aus Südamerika. Vor allem Mexikaner, Puerto-Ricaner und Kubaner besiedelten nach und nach die USA. Die dadurch entstandene Sprachvarietät, die durch den Kontakt zwischen Spanisch und Englisch entstanden ist, heißt Spanglish – ein bunter Mix beider Sprachen, der auch heute in den USA noch sehr präsent ist. Hier ein paar Beispiele:

„Vamos a wachar la movie!“ – Let’s watch the movie/ Vamos a ver la película
„Te llamo para atrás!“ – I’ll call you back/ Te llamo luego

Spanglish wird auch häufig von bekannten Musikgrößen in ihren Liedern verwendet. Ein Beispiel hierfür ist Shakira, die sich im Jahr 2011 für ihren Hit „Rabiosa“ an dem interessanten Phänomen bediente:
[…] Oye papi, if you like it mocha
come down a little closer and bite me en la boca. […]

Sogar Zeitschriften gibt es inzwischen “auf Spanglish” beispielsweise Latina und Generation Ñ.

Sprichst du Deutsch oder Denglisch?
Als Weltsprache hat Englisch einen großen Einfluss auf viele Sprachen, darunter auch Deutsch. Den Mix aus Deutsch und Englisch nennen wir Denglisch. Es handelt sich um eine spezielle Art von Sprachkontakt, die nicht unbedingt durch die geographische Nähe zweier Sprechergruppen entstanden ist, sondern durch die Allgegenwärtigkeit der englischen Sprache in unserem Alltag. Ob in der Werbung Nonstop you von Lufthansa oder Come in and find out von Douglas – viele Unternehmen setzen auf englische Slogans, um Kunden zu werben. Ganz klar, dass wir wie selbstverständlich zum Drive-In-Schalter fahren, um Essen zu holen und zum Service Point gehen, um ein Ticket zu kaufen. Auch unsere Job –Bezeichnungen haben sich im Laufe der letzten Jahre verändert - der Hausmeister nennt sich nun Facility Manager und der Geschäftsführer wird zum Chief Executive Officer. Doch auch viele weitere Wörter werden übernommen und an die deutsche Grammatik angepasst, wie etwa: Der Flug wurde gecancelt.

Witzig wird es, wenn ganze Sätze oder Sprichwörter vom Deutschen ins Englische übersetzt werden:
„I think I spider“ – Ich glaub ich spinne
„No one can reach me the water“ – Niemand kann mir das Wasser reichen.
Diese Sprichwörter werden natürlich meist aus Spaß verwendet und gehören nicht zu den gängigen Anglizismen der deutschen Sprache.

Franglais
Eine weitere Sprache, die von der Weltsprache Englisch beeinflusst wird und sich zuweilen davon bedroht fühlt, ist Französisch. Das Franglais bezeichnet den französischen Sprachgebrauch, der zunehmend durch den Einsatz von Anglizismen geprägt ist. Hier einige Beispiele, bei denen die englische Bezeichnung übernommen wird oder durch eine französische Endung ergänzt wurde:
sexy
Le sandwich
Le weekend
Le football
Le parking
Faire du shopping
Beefsteak – bifsteck
Aquaplaning – aquaplanage
Boxer – boxeur
„Yo, longtemps, pas voir!" abgeleitet von „Yo, long time, no see!"

Mit Hilfe des „Loi Toubon“ versucht die Politik seit 1994, den Einfluss der Anglizismen im Französischen einzudämmen und die eigene Sprache anhand Quoten für die Verwendung fremdsprachiger Inhalte zu schützen und zu fördern. Der kreativen Begriff-Findung einiger Sprachkommissionen ist es zu verdanken, dass gängige Anglizismen wie Computer, Handy und SMS nicht in die französische Sprache übergegangen sind. Stattdessen benutzen Franzosen den ordinateur, das portable und verschicken textos.

Alemañol – Cómo se dice?
Das Alemañol setzt sich aus „alemán“ (Deutsch) und „español“ (Spanisch) zusammen und ist eine von der spanischsprachigen Bevölkerung in deutschen Sprachgebieten gesprochene vermischte Varietät der deutschen und der spanischen Sprache. Diese Sprachvarietät entstand spätestens mit der Einwanderung vieler Spanier in den Sechziger Jahren und wird heute besonders von lateinamerikanischen Einwanderern verwendet. Hierbei handelt es sich meist um Begriffe, die in der deutschen Sprache einen Sachverhalt besser bezeichnen als es mit dem entsprechenden spanischen Äquivalent möglich wäre. Die häufigsten Wörter, die im Deutschen treffender sind, werden abgewandelt und mit spanischen Verb-Endungen verbunden:
wandrear = wandern
bratear = braten, grillen
anmeldearse = sich anmelden
kaputearse = kaputtgehen

Diejenigen, die Deutsch im Erwachsenenalter gelernt haben, geben dem deutschen Wort oftmals eine andere Aussprache und einen anderen Genus:
der Bahnhof – la banjóf
der Keller – la quela
die U-Bahn – el uvan
Interessant und lustig zugleich wird es auch bei festen Ausdrücken, die von den spanisch-sprachigen gerne verändert werden:
Es muy mühsam para mí – es ist äußerst mühsam für mich
No hay que mischear los espraje – man soll die Sprachen nicht vermischen