„Wie Dir gehen die Backen – so gehen Dir die Hacken“ Angst – und wie gehe ich mit ihr um?

Unsere Ängste gehören z unserem Leben … unsere Vorfahren wären nicht weit gekommen, wenn diese grundlegende Emotion sie nicht hätte Gefahren erkennen und darauf reagieren lassen

Auch in unserem modernem Leben stehen wir ständig Situationen gegenüber, die Ängste auslösen können: die Sorge um Menschen, die uns nahe stehen, Arbeitsplatz- und Geldverlust, Prüfungen, Flugreisen, Zahnarzttermine und Krankheiten. Die Liste ist beliebig erweiterbar.

Wie Sie sicher schon erfahren haben, haben wir Menschen ein unterschiedliches Angstniveau.
„Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt“ … John Wayne hatte gut reden, denkt sich jetzt sicher manch einer.
Das Gefühl der Angst kann schließlich von einem leicht mulmigen Gefühl bis hin zu heftigen Angstzuständen mit deutlich körperlichen Beschwerden reichen.
Und das, obwohl von manchen Situationen objektiv keine wesentliche Gefahr ausgeht, wie der Zahnarztbesuch z.B.

Gerade die Angst vor dem Zahnarztbesuch oder vor dem Fliegen kann auch Menschen ergreifen, die ansonsten recht mutig und selbstbewusst durchs Leben gehen.
Diese Ängste sind zwar störend und lästig, lassen sich aber mit gezielten Maßnahmen oft recht gut in den Griff bekommen.
Mancher reagiert insgesamt ängstlicher auf unterschiedliche (Stress-) Situationen und Herausforderungen. Trotzdem kann er sich aber immer noch selber beruhigen oder Mut machen.
Was nicht bedeuten soll, dass gerade die genannten Ängste nicht auch Teile einer tiefer gehenden Angststörung sein können!

Wo liegt denn die Grenze zwischen normaler und krankhafter Angst?

Dazu sollte man die möglichen Ursachen hinter Angstgefühlen kennen:

- Alkohol und Drogen
Sie greifen in den Gehirnstoffwechsel ein und verändern die Wahrnehmung.
Ängste, Wahnideen und tiefe Depressionen gehören zu den Folgen der Drogensucht und des Alkoholsmissbrauchs.
Häufig ist es auch gerade die Angststörung, die in ein Suchtverhalten führt.

- Stress, Burnout und andere starke seelischen Belastungen

- Medikamente gegen z.B. psychische Störungen (Neuroleptika), gegen die Parkinson Krankheit, gegen Hirnleistungsstörungen oder bakterielle Infektionen (Antibiotika) können Angstgefühle auslösen oder sie verstärken.

- -körperliche Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Schilddrüsenstörungen, Erkrankungen der Atemwege oder des Nervensystems

- bedrohliche Krankheitsdiagnosen, die Ängste auslösen, die nachvollziehbar sind
(z.B. Krebspatienten, Patienten mit chronischen Erkrankungen oder auch Schmerzpatienten)

Bei den aufgeführten Erkrankungen stehen die Angstgefühle als Symptom gar nicht unbedingt im Vordergrund.
Ist z.B. unser Herz erkrankt, liegen uns vom Arzt die Diagnosen vor und alleine der Gedanke an unsere bedrohte vitale Sicherheit, kann in uns schon Angst auslösen.
Wer schon jemals einen Herzinfarkt hatte, weiß worum es hier geht.

Auch Menschen, die unter Atemnot leiden wie Asthmatiker (denen die Ausatmung durch eine plötzliche Verengung der Bronchien schwer fällt) wissen um das Gefühl der Angst.
Atemnot gehört nämlich zu den häufigsten Symptomen einer Panikattacke.

Weiteres Beispiel: bei einer Schilddrüsenüberfunktion produziert die Schilddrüse zu viele Schilddrüsenhormone - durch die gesteigerte Nervosität und dem Herzklopfen kann es zu Angstempfindungen kommen.

Bei der Alkoholkrankheit wirken schon kleine Mengen an Alkohol auf die Nervenzellen im Gehirn und schädigen es nachhaltig. Der so gestörte Gehirnstoffwechsel führt auf Dauer zu Gehirnschäden und psychischen Schäden. Folge können u.a. Angstzustände sowie Wahnideen sein.

Überhaupt sind Nerven- und Gehirnerkrankungen eng verbunden mit Angstgefühlen.
Sei es Migräne, die Menière-Krankheit (Störung im Gleichgewichtssystem) oder auch Verletzungen mit Gehirnblutungen, Demenzerkrankungen wie die Alzheimer-Krankheit oder auch die Parkinson – Kranken – sie alle leiden neben den typischen körperlichen Symptomen häufig auch unter Depressionen und Ängsten.

Auch die Arzneimittel, die bei den genannten Erkrankungen verordnet werden, können zu Angstgefühlen führen. Allerdings reagiert jeder Betroffene unterschiedlich auf diese Medikamente und Dauer der Einnahme und die Dosierung spielen natürlich auch eine wichtige Rolle.

Und dann gibt es noch die harten Drogen wie Opiate, Ecstasy, Kokain, Amphetamine oder Halluzinogenen wie LSD.
Die anfängliche Entspannung kann in heftige Angstgefühle, Wahnideen oder auch tiefe Depression umschlagen. Je länger der Süchtige diese Drogen zu sich nimmt, desto nachhaltiger verändern sie sein Wesen.

Krankhafte Ängste sind mit körperlichen und häufig seelischen Symptomen verbunden. Sehr oft entsteht ein Teufelskreis der Angst.
Aus Angst vor der Angst schränken die Betroffenen ihr alltägliches Leben stark ein und ziehen sich häufig in ihre eigenen 4 Wände zurück.

Bei Angststörungen (oder - erkrankungen) ist das Angstzentrum im Gehirn überaktiv.
Das Zusammenwirken mehrerer Faktoren ist dafür verantwortlich, wie familiäre Veranlagungen, frühkindliche Erfahrungen, traumatische Erlebnisse oder Persönlichkeitsstörungen.
Zu den wichtigsten Angststörungen zählen Phobien mit und ohne Panik, Panikstörungen und die generalisierte Angststörung.

Phobien
Diese gehen häufig mit Panikstörungen und dem Vermeiden der Situation einher. Es sind meistens Ängste VOR etwas, sei es Räume, Situationen, Menschen, Tieren oder Gegenstände.
Häufig ist dem Betroffenen der Angstauslöser gar nicht bewusst – Trennungsängste oder andere Erfahrungen in der Kindheit spielen häufig eine Rolle.

- Agoraphobie ( Platzangst)
Der Betroffene gerät in Panik, weil er sich an bestimmten Orten verloren oder ausgeliefert fühlt. Er kann sich an offenen Plätzen wie U-Bahnen, Kinosäle, Supermärkten, oder bei Menschansammlungen nicht wieder sofort an einen schützenden Ort, wie etwa seine Wohnung, begeben.
Diese Furcht veranlasst manche Menschen gar nicht mehr das Haus zu verlassen, was wiederum zu Depressionen und Suchterkrankungen führen kann.
Die Klaustrophobie ist eine besondere Form der Platzangst. Hier bezieht sich die Furcht auf enge Räume, wie in Flugzeugen, Umkleidekabinen oder überfüllte Bahnen.

Mitunter löst schon der Gedanke an die betreffende Räumlichkeit sehr starke Angstgefühle hervor.
Der Betroffene möchte den Ort sofort verlassen. Zittern, Herzrasen, Schwindel, Übelkeit, Schweißausbrüche und Atembeschwerden sind Symptome der Angstanfälle.

- spezifische Phobien
Bestimmt e Objekte oder Situationen sind hier die Auslöser. Das können Hunde, Spinnen, Prüfungen, Flugreisen oder Spritzen sein.
Die Furcht davor kann sich so steigern, dass der Betroffene sogar beim Anblick von z.B. Spritzen in Ohnmacht fällt – was seinen Alltag erheblich beeinträchtigt.

- Soziale Phobie
Haben Menschen starke Ängste, wenn sie vor größeren Menschenmengen auftreten müssen oder auch nur in kleiner Runde auf ihnen unbekannte Menschen treffen, dann spricht man von sozialer Phobie.
Im Vordergrund steht die Angst zu versagen oder sich zu blamieren. Allein der Gedanke daran löst Zittern, Übelkeit, starkes Schwitzen und Herzklopfen und Harndrang aus. Die Gedanken kreisen unablässig um das eigene mögliche Versagen.
Häufig endet diese Form der Phobie in der sozialen Isolation und der damit verbundenen Depression.

- Panikstörungen
Die Angst kommt überfallartig und ohne das es –scheinbar- einen erkennbaren Anlass gäbe.
Der Betroffene bekommt, verständlicher Weise, eine ausgeprägte Angst davor, dass es einen weiteren unkontrollierbaren Angstanfall gibt.
Diese Panikanfälle können z.B. nach einem Herzinfarkt auftreten. Wieder entsteht ein Teufelskreislauf aus sich gegenseitig verstärkenden Ängsten.

- generalisierte Angststörung
Die Befürchtungen, die dauerhaft das Denken des Betroffenen bestimmen, beziehen sich auf viele Bereiche und nicht auf eine bestimmte Situation.
Die Sorge um die Angehörigen, um ihren Gesundheitszustand oder ihre Arbeitsleistung bestimmt ihren Alltag. Diese Symptome müssen allerdings um als Angstneurose zu gelten, mindestens ein halbes Jahr lang und an den meisten Tagen vorhanden sein.

- Posttraumatische Belastungsstörung
Hierbei werden alle Erinnerungen an ein traumatisches Ereignis gemieden oder verdrängt. Dadurch zeigen sich die Ängste häufig verdeckt oder in unklaren körperlichen Beschwerden.

„Den toten Löwen kann jeder Hase an der Mähne zupfen“ (altes dt. Sprichwort)

Die Betroffenen sollten so früh wie möglich den Weg zum Therapeuten finden, damit sich die angsterfüllten Gedanken und die Reaktionsmuster nicht verfestigen.

Die Verhaltenstherapie z.B., mit ihren speziellen Programmen, hat sich sehr wirkungsvoll in der Behandlung vieler Phobien und Angststörungen erwiesen.
Eine Möglichkeit, ist die
- kognitive Verhaltenstherapie
(Kognitionen umfassen unsere Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen)
Hier wird davon ausgegangen, dass die Art und Weise, wie wir denken, bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten und wie wir körperlich reagieren.

Hierzu gibt es eine Art „ABC der Gefühle“:
A die Situation
B die Bewertung der Situation als positiv , negativ oder neutral
C Gefühle, Reaktionen und das Verhalten

Dieses ABC macht klar, dass wenn wir eine Situation als erfreulich und schön für uns bewerten, uns auch froh und glücklich fühlen.
Oder bewerten wir sie als gefährlich und schlimm, empfinden wir Angst, Wut Enttäuschung und sogar Depressionen.
Bewerten wir sie als neutral dann sind wir entspannt und ruhig.

Schon die alten Griechen wußten: Es sind nicht die Dinge an sich, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge“ (Epiktet)

Was immer auch passiert – wir haben Einflussmöglichkeiten auf unsere Gefühle.
A – die Situation können wir häufig nicht beeinflussen
B – die Bewertung können wir zu jederzeit verändern – wenn wir es wollen

Dieses Modell zeigt deutlich, dass andere keine Verantwortung für unsere Gefühle haben, sondern ausschließlich wir selber. Ebenso haben wir auch keine Kontrolle über die Gefühle anderer.
Die kognitive Verhaltenstherapie startet im Gegensatz zur Tiefenpsychologie nicht in der Vergangenheit sondern im Hier und Jetzt.
Unsere Einstellungen Und Verhaltensmuster sind zwar in der Vergangenheit durch bestimmte Erfahrungen entstanden, aber in dieser Therapieform geht es darum, herauszufinden, welche konkreten Einstellungen die momentanen Probleme verursachen. Oder wie die Betroffenen in Zukunft besser leben können.
So wird gemeinsam mit dem Therapeuten nach neuen Lösungswegen gesucht. Er vermittelt Wege zur Entspannung, zum Aufbau eines positiven Selbstbildnisses und eines neuen Lebenskonzeptes.

Je nach Schweregrad und Form der Angsterkrankung kann auch eine Psychotherapie hilfreich sein.
Aus der Sicht der Betroffenen wäre es sicherlich eine verlockende Idee, wenn sie ihre Angst ausradieren könnten und sie sich nicht mehr mit ihr auseinandersetzen müssten. Vielleicht der Gedanke an eine Art der Narkose, aus der sie dann ohne Ängste wieder aufwachen würden.
In der Psychotherapie passiert aber in aller Regel das genaue Gegenteil.
Im Vordergrund steht die gedankliche bzw. inhaltliche und emotionale Auseinandersetzung.
Im Mittelpunkt stehen hingegen die Angst und die körperliche Reaktion darauf. In den Übungen wird der Betroffene ganz bewusst mit seiner Angst konfrontiert. Nur so lernt er, dass die zuvor bestehenden Befürchtungen (z.B. im Angstanfall zu sterben, verrückt zu werden) unbegründet waren. Und nur so erlebt der Angstpatient, dass seine Angstanfälle nach einer gewissen Zeit zurückgehen und nicht immer stärker werden – so wie er befürchtet.
Er lernt seine bisherigen Vermeidungsstrategien kennen und findet aktiv neue Wege im Umgang mit seiner Angst.

In der Psychoanalyse geht es um die gesamte Persönlichkeit des Betroffenen und nicht um das Symptom, wie z.B. die Angststörung.
Auch wirkt in der Analyse der Therapeut weit weniger am Bewältigungsprozess mit – das wird alleine schon durch die Gesprächssituation zwischen Therapeut und Betroffenem deutlich: hier gibt es eine Couch ohne Sichtkontakt zum Therapeuten. So ist der Betroffene stärker auf sich selbst gestellt und kann z.B. nicht an der Reaktion des Therapeuten erkennen, ob er seiner Aussage zustimmt oder nicht.
Das Ziel der Analyse ist, dass der Betroffene von ganz alleine zu seiner Persönlichkeit und deren unbewussten Motiven findet und sich mit ihnen auseinandersetzt.

Sowohl die Psychotherapie als auch die Psychoanalyse können z.B. bei der generalisierten Angststörung (die Befürchtungen, die dauerhaft das Denken des Betroffenen bestimmen, beziehen sich auf viele Bereiche und nicht auf eine bestimmte Situation )als auch bei allen anderen Angsterkrankungen eingesetzt werden.
Aber auch die verhaltenstherapeutischen Ansätze erzielen gute Ergebnisse. Manchen Menschen liegt diese Methode mehr als die tiefenpsychologischen Ansätze.

Auch bei der Hypnose liegt die Wahl des Ansatzes bei der Persönlichkeit des Betroffene und der Beschaffenheit seiner Ängste.
Sowohl analytische als auch suggestive Herangehensweisen (positive Beeinflussung einer Vorstellung oder Empfindung) sind in der Hypnose möglich und mit einander kombinierbar. Auch wird in der Hypnose mit verhaltenstherapeutischen Ansätzen gearbeitet.
Manchmal reicht schon ein suggestiver Impuls um das Befinden deutlich zu verbessern.
manche Ängste wollen dagegen erst analysiert eingegrenzt werden bevor eine erfolgreiche Behandlung möglich wird.
Häufig helfen auch eine immer wiederkehrende tiefe Entspannung und damit verbundene positive Suggestionen. In diesem Fall kann auch das Erlernen der Selbsthypnose für die Zukunft hilfreich sein.
Die oft zu erkennende Erwartungshaltung, der Hypnotiseur würde die über viele Jahre entstandene Problematik in einer Stunde „wegzaubern“, ist natürlich falsch.

Neben der Psychotherapie können bei schweren Krankheitsbildern auch Medikamente zum Einsatz kommen. Das sind in erster Linie Antidepressiva. Sie greifen regulierend in den Stoffwechsel der Nervenbotenstoffe ein und können so angstlösend wirken.
Eine andere Gruppe sind die Benzodiazepine: es handelt sich dabei um Psychopharmaka, die bei Angstzuständen, bei Schlafstörungen du auch in der Anästhesie zum Einsatz kommen. Sie wirken angstlösend und entspannend allerdings auch bewusstseinstrübend und ermüdend.
Bei allen Nebenwirkungen können diese Medikamente auch zur Gewöhnung und Abhängigkeit führen.
Weitere mögliche Medikamente zu der Behandlung bei Angststörungen sind Betablocker (hemmen die Wirkung des Stresshormons Adrenalin), Neuroleptika und Johanniskraut-Präparate.

Eine medikamentöse Behandlung reicht in aller Regel nicht aus, da die Ursachen der Angst eben häufig psychischen Ursprungs sind. Daher bleiben die zentralen Behandlungsformen die Psycho – und Verhaltenstherapie (ggf. auch Psychoanalyse).

Der Betroffene kann Methoden wie das autogene Training oder die progressive Muskelentspannung in seinen Alltag integrieren, um möglicherweise einen leichteren Umgang mit seiner Angst zu bekommen.
Weitere Selbsthilfen können sein: Atemtherapien, Gruppentherapien Entspannungsübungen usw.

Die moderne Medizin bietet heute die verschiedensten Therapieformen an. Jeder Betroffene kann für sich und die Bewältigung seiner Angst die geeignete Behandlungsform suchen und finden.

Ein Großteil der Angsterkrankungen kann heute fast vollständig geheilt werden!

In diesem Sinne!

Herzlichst
Ihre
Cornelia Marsch
ancora-consulting
coaching-& hypnosepraxis
cornelia-marsch@ancora-consulting.de


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