Open Market TV AG News: Deutsches Aktieninstitut e.V.: 'Anleihen von Schuldensündern wieder so bewerten, wie sie es verdienen'

Uto Baader, Vorsitzender des Vorstands, Baader Bank AG:

'Anleihen von Schuldensündern wieder so bewerten, wie sie es verdienen'

Uta-Bettina von Altenbockum, Finanzplatz:

Uto Baader ist das, was man unter einem Self-made Man versteht. Angefangen hat er als Börsenhändler an der Börse München. Von dort hat er, als Vorstandsvorsitzender der Baader Wertpapierhandelsbank und seit 2008 als Vorstandsvorsitzender der Baader Bank AG, kontinuierlich sein Geschäft erweitert und fortentwickelt. Im Interview mit dem Finanzplatz kritisiert er die Basel-II-Regulierung, die falsche Anreize für Banken setze, und verurteilt die Anleihekäufe der EZB, die eine faire und angemessene Zinsbildung für Staatsanleihen verhinderten.

Interview

Herr Baader, 2011 hat die Baader Bank wegen der Auswirkungen der Staatsschuldenkrise Abschreibungen auf Wertpapiere vorgenommen und deswegen zeitweise Verluste erlitten. Wie wird sich Ihr Geschäft weiterentwickeln?

Wir sind ein sehr konservativ agierendes Haus. Dementsprechend haben wir auch Wertberichtigungen auf alle Wertpapiere nach dem Niederstwertprinzip vorgenommen, was sich negativ auf unser Ergebnis ausgewirkt hat. Operativ betrachtet aber hat die Baader Bank schwarze Zahlen geschrieben. Weil wir es mit politisch stark beeinflussten Kapitalmärkten zu tun haben, sind diese schwer einzuschätzen. Daher rührt eine hohe Volatilität, die unsere Situation morgen wieder völlig anders aussehen lassen kann.

Während andere Unternehmen wegen der Finanzkrise eher zurückhaltend in Bezug auf Übernahmen sind, haben Sie Ihr Geschäft in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert und tun es noch. Planen Sie weitere Übernahmen in naher Zukunft?

Wir haben in der Vergangenheit eine ganze Reihe von Firmen übernommen und daraus erhebliches Wachstum generiert. In den letzten Jahren aber haben wir nur mehr Skontren, also Orderbücher übernommen. Gegenwärtig sind wir dabei, unser Geschäftsmodell weiter zu diversifizieren und entsprechende Marktchancen zu nutzen. Hier investieren wir bewusst antizyklisch. Mit dem Rückzug einiger Marktteilnehmer aus dem Investmentbanking sehen wir eine sehr gute Gelegenheit, unsere Position in diesem Segment weiter auszubauen und eine respektable Stellung als regionaler Broker für deutsche und österreichische Aktien zu beanspruchen. Deshalb haben wir insbesondere hier unsere Aktivitäten deutlich verstärkt und sehen uns als Partner für Unternehmen in Deutschland und Österreich sowie für Investoren weltweit.

2008 hat Ihre Bank eine sogenannte Vollbanklizenz erhalten, d.h. Sie können die gesamte Palette an Bankdienstleistungen anbieten. Haben Sie diesen Schritt in der Zwischenzeit im Hinblick auf die zunehmende Bankenregulierung vielleicht schon bereut?

Nein, nicht im Geringsten. Die Vollbanklizenz ist Teil einer Langfriststrategie, in deren Rahmen wir verstärkt unsere Position im Investmentbanking aufgebaut haben. Außerdem sind wir nun in der Lage, unsere Liquidität besser steuern zu können. Das bildet die Grundlage für unser weiteres Wachstum im Kapitalmarktbereich.

Die Banken sind in der Finanzkrise ins Sperrfeuer der Regulierer geraten. In einem Interview im Deutschlandfunk 2010 haben Sie vor falscher Regulierung gewarnt. Geht die Regulierung unterdessen in die richtige Richtung? Welche Maßnahmen müssten, Ihrer Meinung nach, ergriffen werden?

Zunächst einmal wird Basel III das fortführen, was mit Basel II begonnen wurde. Zur starken Regulierung der Aktivseite der Bankbilanzen kommen immer höhere Anforderungen an das Eigenkapital. Darauf müssen die Banken reagieren. Sie können entweder Eigenkapital einwerben oder ihr Kreditengagement herunterfahren.
Man muss sich aber an die eigentlichen Gründe der Krise heranwagen. Basel III reguliert die Banken. Es handelt sich aber in erster Linie um eine politisch verursachte Staatsschuldenkrise. Durch falsche Regulierung, die falsche Anreize gesetzt hat, wurde jedoch aus der Staatsschuldenkrise auch eine Bankenkrise. Wie wir heute alle wissen, sind Staatsanleihen nicht risikolos. Durch diese Regulierung wurde ein Crowding-out-Prozess in Gang gesetzt, das heißt, die Kredite an Staaten haben die Kredite an die Wirtschaft verdrängt.
Oder nehmen Sie die Kritik der Politiker an den Ratingagenturen. Da ist jede Menge Heuchelei im Spiel. In Wahrheit war es die Politik, die über die Basel II-Eigenkapitalrichtlinien den Ratingagenturen einen hohen Einfluss verschafft hat. Nun beklagt man sich über den Einfluss der Agenturen und versucht sie an die kurze Leine zu nehmen. Einfacher wäre es, die verpflichtende Orientierung an deren Ratings in Basel III zu ändern.

Auch wenn die Banken weiter im Fokus stehen, sind vor allem die ausufernden Schulden der Staaten zu einer massiven Belastung der Kapitalmärkte geworden. Um die Liquidität der kriselnden Staaten zu sichern, kauft die EZB seit gut eineinhalb Jahren Anleihen der betroffenen Staaten - ein Vorgehen, das äußerst umstritten ist. Was würde passieren, wenn die EZB keine Anleihekäufe mehr tätigen würde?

Wenn die Europäische Zentralbank den Aufkauf von Staatsanleihen stoppte, würde wieder der jedem funktionierenden Markt immanente Mechanismus in Gang gesetzt: Es würde wieder zu einer fairen Preisbildung kommen, was zur Folge hätte, dass die Anleihen von Schuldensündern so bewertet würden, wie sie es verdient hätten. Vor der Euro-Einführung hatten wir das ja auch, dass Italien den Investoren für seine zehnjährigen Staatsanleihen bis zu 15% Zinsen bieten musste. Und bei griechischen Staatsanleihen waren es bis zu 25%. Wohlgemerkt, diese Zinsen kamen über den Markt zustande. Die von den Politikern gern zitierte 7%-Hürde, jenseits der den hochverschuldeten Staaten der Todesstoß versetzt würde, ist eine Mär. Der natürliche Marktmechanismus, dass für hohe Risiken hohe Renditen gezahlt werden müssen, wird durch die EZB-Interventionen ausgehebelt. Dafür ist die EZB bis unters Dach eingedeckt mit Euro-Staatsanleihen. Sie ist damit wohl zur größten Bad Bank Europas geworden.

Herr Baader, kann 2012 angesichts der weiter schwelenden Staatsschuldenkrise für Aktionäre ein positives Jahr werden?

Das hängt natürlich mit davon ab, wie die Politiker die von ihnen selbst verursachte Staatsschuldenkrise lösen werden. Die politisch beeinflussten Märkte werden extreme Auswirkungen auf den Aktienmarkt und den Euro haben. Denn der Euro ist keine starke Währung mehr, sondern im Begriff, eine Schwachwährung zu werden. Die steigende Inflation weist klar in diese Richtung. Deutsche Aktien, die vom Heimatmarkt abhängig sind und von der Politik stark reguliert werden können, dürften es daher schwer haben. Potenzial aber traue ich den deutschen Unternehmen zu, die global agieren und ihren Fokus auf dem Export haben. Interessant dürften auch Engagements in ausgesuchten Schwellenländern sein, die hohe Wachstumsraten und eine junge Bevölkerungsstruktur aufweisen. Üblicherweise haben solche Länder ihren Haushalt in Ordnung und würden en passant auch noch die Maastricht-Kriterien erfüllen. en passant auch noch die Maastricht-Kriterien erfüllen.

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12.01.2012:

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