Obdachloser Max Bryan: «Weil ich an mein Glück glaube ... »

Schimmelwohnung, Schlafsack-Klau und immer noch kein Glück. Der Obdachlose Max Bryan hat´s nicht leicht auf seiner Tour vom nördlichen Hamburg in den Hochtaunus. Erst kürzlich hatten Unbekannte ihm Schlafsack und Isomatte geklaut, nur 3 Stunden will er beides aus den Augen verloren haben und gleich hatte ein Dieb die Situation schamlos ausgenutzt.

(ddp tp) „In 18 Monaten Obdachlosigkeit ist mir so was nicht passiert, weil ich die Sachen immer bei mir hatte und jetzt, wo ich andere Menschen kennenlerne, werde ich leichtsinnig, ein Fehler, der direkt auch ausgenutzt wurde“, sagt Max Bryan.

http://www.maxbryan.com

In seinem persönlichen Tagebuch bei Facebook.com beschreibt der 36-Jährige seine Eindrücke von der Reise. Auch sind erste Ergebnisse von den Wohnungsbesichtigungen dort zu finden. Ein eher glückloser Bericht, denn ein Schimmelhaus war auch schon dabei.

http://www.facebook.com/notes/max-bryan/ergebnis-wohnungssuche-minden-un...

Anfang letzter Woche setzte Max Bryan seine Tour dann fort und gastierte mehrere Tage in Hameln, wo er eine geradezu skandalöse Begegnung mit einem zunächst noch sehr freundlichen Vermieter hatte, der den Obdachlosen dann aber knallhart ausgrenzte.

Bericht dazu hier:
http://www.facebook.com/notes/max-bryan/ergebnis-hameln-hausverwalter-di...

Ein Umstand, der den Obdachlosen dann auch zur Fortsetzung seiner Suche zwang, denn Bryan sucht nicht nur eine Wohnung, er will sich auch mit seiner Familie aussöhnen, die im Hessischen Taunus lebt. Um es bis dorthin zu schaffen, ist Bryan Tag und Nacht gefahren.

Die Termine der Tour im Überblick:

Hamburg (20.11.), Buchholz, Bad Fallingbostel, Verden, Minden, Hameln (13.12.)
Paderborn 16.12. (7. Etappe), Hamm 17.12., Dortmund 18.12., Köln 19.12., Koblenz 20.12., Mainz + Wiesbaden 21.12., Kelkheim + Frankfurt 22.12., Giessen 23.12.2011, Cleeberg (24.12-26.12.), Butzbach (27.12.), Friedberg (28.12.) und Bad Nauheim (29.12.-31.12.), wo die Reise dann am Silvester-Abend auch enden wird.

Der bislang geheim gehaltene Ort im Taunus ist also die Stadt Giessen, dort sah Max Bryan seine Mutter vor 22 Jahren nach einer ähnlichen langen Abwesenheit erstmals wieder, die Mutter war damals auf der Flucht, warum und wieso ist nicht bekannt. Zurück blieben damals der minderjährige Max und seine gerade volljährig gewordene Schwester.

„[...] Ich war in dem X***-Heim untergebracht, die erste Station, bevor ich dann von einem Heim ins andere abgeschoben wurde und irgendwann auf einem stinkenden Bauernhof mitten im Taunus landete“, schreibt Max Bryan in seinem Tagebucheintrag, kurz vor seiner Abreise - damals aus Hamburg - hatte er diese Notiz verfasst.

http://www.facebook.com/note.php?note_id=304589576225631
(Brief an Mutter und Schwester)

Über die weiteren Details seines Traumas ist so gut wie nichts bekannt und Bryan schweigt dazu eisern. Das Thema Familie sei privat und bleibe es auch, sagt der heute 36-Jährige, der hofft, am Ort seiner Jugend sein altes „Ich“ wiederzufinden und endlich loslassen zu können und die Mutter könnte ihm dabei helfen.

Einen Brief hat sie ihm nun geschreiben, den Max am 23.12. dann mitnahm und in den nächsten Tagen lesen wird. Entgegen früherer Annahmen, Max Bryan werde Weihnachten zu Hause bei der Mutter verbringen, wurde das Vorhaben geändert und der Obdachlose blieb die Feiertage über allein, auch um seine Mutter zu entlasten, die ein grundlegendes Problem mit seinem äußeren Erscheinungsbild hat. Ein separater Bericht dazu ist in Arbeit.

Auf den letzten Etappen seiner Tour will Max Bryan auch die Stätten seiner Jugend besuchen. Butzbach (27.12.), Friedberg (28.12.) und Bad Nauheim (29.12.-31.12.), wo die Reise dann am Silvester-Abend enden soll. Vorausgesetzt er hat bis dahin eine Wohnung gefunden, sonst nämlich fährt er weiter Richtung Süden, so lange, bis er eine Wohnung gefunden hat.

In seiner aktuellen Notiz bei Facebook.com appelliert er deshalb auch noch einmal an die Vermieter und die „Chancengeber“, entlang seiner Wegstrecke freien Wohnraum bei wohnungsmelder.org einzutragen, damit er während der Etappen-Stopps die Wohnungen dann auch zeitnah besichtigen kann.

http://www.facebook.com/pages/Max-Bryan/161102710574227?sk=notes

Bericht der Lokalredaktion der Dewezet vom 15.12. (Print-Ausgabe, Seite 11 / Abschrift).

Max Bryan: "Und weil ich an mein Glück glaube ..."

Hameln. Er ist jung, er ist intelligent und er passt nicht ins Klischee. Doch etwas muss in der Biografie von Max Bryan schiefgelaufen sein. Denn der 36-Jährige lebt auf der Straße - ist obdachlos und macht sich moderne Medien und soziale Netzwerke zunutze, um für sich und andere Betroffene eine Wohnung zu suchen.

15 Jahre lang lebte Max Bryan in einer nur 28 Quadratmeter kleinen Dachkammer, wo er schrieb und sich in Themen zu Philosophie und Metaphysik irgendwie auch „selbst verlor“, wie er selbst sagt.

Dabei wollte er mal Musik machen, hat sogar zwei Jahre als Gasthörer Musiktheorie studiert, Klavier gespielt und etwa 100 Stücke komponiert, gebracht hat es ihm nichts. Nun ist er obdachlos und sucht dringend eine Wohnung, nachdem der Vermieter ihm wegen Eigenbedarfs gekündigt hatte.

„In Hamburg gibt es praktisch keinen bezahlbaren Wohnraum für mich“, so Bryan, dessen eigene Ausweglosigkeit ihn bewegte, die Hansestadt Mitte November zu verlassen - mit dem Fahrrad. Derzeit macht der 36-Jährige in Hameln Station und wirbt mit einem Pappschild für seine Idee, das Online-Projekt „Wohnungsmelder.org“, eine Initiative, die Wohnungslosen Zugang zu bezahlbaren Wohnraum ermöglichen soll.

Immer wieder hat Bryan mit Vorurteilen zu kämpfen. Wegen des langen Barts etwa. Den aber könne er jetzt noch nicht abnehmen, weil er „dann ja schon ein veränderter Mensch wäre“ und die Veränderung seines Äußeren helfe ihm später mal loszulassen, dann, wenn er sein Schriftwerk vollendet hat, bevor es dazu kam, verlor er seine Wohnung, 20 Monate ist das jetzt her.

In der Hamelner Innenstadt hat der Wohnungssuchende bereits von sich reden gemacht, als er mit seinem Pappschild „Flagge gegen Armut“ zeigte, wie er die Aktion nennt. Auch die Sozialstationen der Stadt will er sich anschauen und hofft auf einen Austausch mit anderen Betroffenen. „Viele, die auf der Straße leben, bekommen gar nicht erst die Chance, beweisen zu dürfen, dass sie willens sind, ihr Leben zu verändern“.

Sein Projekt sieht er als Chance „Menschen für Menschen zu begeistern, Vorurteile abzubauen und Vertrauen zu schaffen“.

In Minden schien ihm das gelungen zu sein, nur war die Wohnung zu groß und Bryan ist mittellos, das Jobcenter hätte sie nicht bezahlt. Aber Bryan will weiter kämpfen. Bis Ende des Jahres will er eine Wohnung gefunden haben und die braucht er auch. Denn die Einlagerungsstätte, dort wo Bryan seine Sachen stehen hat, will den Container auflösen und droht damit seine Sachen auf die Straße zu stellen, wenn er sie nicht rechtzeitig abholt. Ersatz tut also Not und gleichzeitig muss er sein größtes Hindernis überwinden, den Zugang zur Mutter und zur Familie wiederfinden.

„Diese Reise wird auch eine Reise zu mir selbst, mein inneres Ich, mit dem Verlust der Wohnung hatte ich es verloren“ ein vielleicht einzigartiger Fall, der so noch nie gelebt wurde. Was ihn dennoch und immer wieder mit anderen verbindet, ist das Internet. Eben dieses Medium, so hofft er, wird ihm helfen, wieder Fuß zu fassen - in einer Wohnung, in seiner Familie, in der Gesellschaft. (Christa Koch - Dewezet Hameln)

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