Interkulturelle Stolperfallen: "Gut gemeint" ist nicht immer "Gut gemacht"

Sie führen ein angeregtes, intensives Gespräch mit mehreren ausländischen Gesprächspartnern. Sie verhalten sich ganz natürlich, fühlen sich wohl, alles scheint bestens, dann schlägt die Stimmung plötzlich um. Die Freundlichkeit ist weg, das Gesprächsklima abgekühlt - was ist passiert? Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie gerade unwissentlich jemanden beleidigt haben ist hoch.

Vielleicht haben Sie als Mann einer Gesprächspartnerin ein Kompliment gemacht und dabei ihre Ehre verletzt. Oder Sie haben sich entspannt gesetzt, die Beine übereinander geschlagen und Ihren Gesprächspartnern Ihre Schuhsole zugewandt. Möglicherweise haben Sie Ihre linke Hand zum Essen oder Trinken benutzt oder das Angebot etwas zu essen oder zu trinken ganz abgelehnt. Je nach Land kann eine oder mehrere dieser "Kleinigkeiten" eine schwere Beleidigung anderer sein.

Aber bei Kontakten mit Menschen aus westlichen Ländern verbergen sich unerwartete kulturelle Abgründe. Zum Beispiel ist bei Nordamerikanern, trotz aller Lockerheit, der körperliche Abstand voneinander sehr wichtig und wesentlich größer im Radius als bei den Deutschen. Kommen Sie daher einem Amerikaner körperlich zu nahe, kann es gut sein, dass dies als aufdringlich und unangenehm empfunden wird und Sie eine dementsprechend ablehnende Reaktion erfahren.

Zweifellos sind die Spielregeln weitaus komplizierter als meist angenommen in einem Umfeld in dem ein Blick oder ein Lächeln als mögliche Beleidigung missverstanden werden können. Hilfreich ist zu wissen, dass erfolgreiche interkulturelle Kommunikation weit mehr bedeutet als eine Liste von Verhaltensregeln. Selbstverständlich sind die "Grundregeln" der jeweiligen Kultur wichtig und müssen beachtet werden, aber das Auswendiglernen einer Liste baut noch kein interkulturelles Verständnis auf.

Geschäftlicher oder persönlicher Erfolg in interkulturell herausfordernden Gegebenheiten ist oft von der persönlichen Anpassungsfähigkeit bei unerwarteten Situationen abhängig. Wie eigne ich mir diese wichtige Kompetenz an? Was kann ich tun um Missverständnisse wie die obigen zu vermeiden?

Ein guter Ausgangspunkt beim Erwerb dieser Fertigkeiten ist das passende interkulturelle Training. Gute interkulturelle Trainings starten mit einem Verständnis der eigenen Kultur und bauen daraus Brücken zur Wertschätzung und zum Verständnis anderer Kulturen. Durch eine positive, achtende Haltung gegenüber einer fremden Kultur wird die wichtigste Voraussetzung zum gegenseitigen Verständnis, und damit auch zum Erfolg, geschaffen.

Testen Sie Ihr interkulturelles Know-How mit unserem aktuellen Quiz:

1. Während Ihres Gesprächs mit türkischen Gesprächspartnern wird Ihnen die 6 Tasse Tee oder Kaffee angeboten. Sie können aber nicht mehr trinken, Sie haben wirklich genug. Was ist die angemessene Reaktion?

a) Das Getränk höflich, aber bestimmt ablehenen.
b) Das Getränk annehmen und zum Mund führen ohne zu trinken, es aber auf keinen Fall ablehnen.
c) Das Getränk annehmen und unbeachtet stehen lassen.

2. Sie sind geschäftlich in Frankreich und versuchen eine freundliche Beziehung zu Ihrer französichen Kollegin aufzubauen. Dazu machen Sie dieser ein Kompliment, sie wirkt jedoch nicht erfreut. Warum?

a) Komplimente verletzen die Ehre der Frau.
b) Komplimente machen wird als "Anbaggern" verstanden.
c) Komplimente im geschäftlichen Umfeld werden oft als unaufrichtige Schmeichelei aufgefasst.

3. Am Wochenende sind Sie zufällig in der Nachbarschaft Ihres amerikanischen Kollegen und entschliessen sich zu einem unangekündigten Besuch. Als dieser Ihnen die Haustür öffnet scheint er nicht sehr erfreut über Ihren Besuch zu sein. Was ist passiert?

a) Sie hätten sich vorher telefonisch ankündigen sollen, unangekündigte Besuche sind, wenn überhaupt, nur bei sehr engen Freunden oder Familie passend.
b) Kollegen besuchen sich nie privat.
c) Er ist sicher nur überrascht, kein Problem.

4. Sie arbeiten mit Niederländern an einem Projekt zusammen. Ihre Aufforderung, am Wochenende an dem Projekt weiter zu arbeiten trifft auf betretenes Schweigen. Warum?

a) Niederländer mögen Projektarbeit nicht.
b) Niederländer sind fleißige Menschen, legen aber großen Wert auf ihr Privat- und Familienleben. Daher opfern sie ihr Wochenende generell nur für Notfälle.
c) Es handelt sich hier bestimmt um ein Missverständnis und Ihre Kollegen haben Sie falsch verstanden.

5. Sie treffen sich zum ersten Mal mit Kollegen in Glasgow. Sie freuen sich sehr darüber und teilen ihnen mit, dass sie sich auf die Zusammenarbeit mit Ihren englischen Kollegen freuen. Ihre Kollegen scheinen aber gar nicht erfreut. Warum?

a) Glasgow liegt in Schottland, daher sind dessen Einwohner Schotten, keine Engländer.
b) Ihre Kollegen sind sicher sehr beschäftigt und verbringen ungern Zeit weg von ihren Aufgaben.
c) Diese Art Äußerung gilt als sehr unhöflich.

6. Sie stehen schon länger in der Schlange bei einer italienischen Bank. Als Sie endlich am Schalter angekommen sind werden Sie angehalten zu warten während jemand vor Ihnen bedient wird der gar nicht in der Schlange gewartet, sondern direkt zum Schalter gelaufen ist. Sie ärgern sich und verstehen nicht was hier passiert.

a) Sie hätten eine Szene machen sollen, dann wären Sie bedient worden.
b) Wen man kennt ist in Italien wichtiger als "Regeln". Anscheindend war der "Vorgezogene" "wichtiger" als Sie.
c) Sie haben sich bestimmt nicht richtig angestellt, standen in der falschen Schlange.

Lösung: 1. b), 2. c), 3. a), 4. b), 5. a), 6. b)

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