Innovation, Inspiration, Interaktion – der BHV ist auf der Höhe der Zeit und vertritt selbstbewusst die Interessen der Heilbäder

Zum Start der Reise- und Freizeitmesse f.re.e. zieht der Bayerische Heil-bäder-Verband Bilanz und blickt selbstbewusst in eine moderne und fort-schrittliche Zukunft. Neben der Freude über viele positive Entwicklungen im letzten Jahr wird jedoch auch große Kritik an den Krankenkassen laut. Diese unterstützen immer weniger ambulante Kuren und zeigen sich dabei nicht einmal in der Lage, korrekte statistische Angaben über genehmigte Kuraufenthalte abzugeben.

Innovation gibt den Ton an
Im Jahr 2010 konnte der Bayerische Heilbäder-Verband viele Neuerungen und Neuheiten auf dem Weg bringen: „Wir reden nicht nur von Innovation, wir sind und handeln auch konsequent innovativ, denn wir wollen und müssen uns am Gesundheitsmarkt weiterhin als wichtiger Faktor positionieren“, so der 1. Vorsit-zende des Bayerischen Heilbäder-Verbandes, der Bad Wörishofener Bürger-meister Klaus Holetschek. Er hat den BHV offiziell mit einem Erneuerungskurs versehen und zu diesem Zweck demonstrativ den ehemaligen Manager der Olympiabewerbungsgesellschaft 2018, Richard Adam, ins Boot geholt, der nun den entsprechenden Arbeitskreis im BHV betreut.

Erfolge des neuen Kurses gibt es bereits genug: Letzten Herbst fiel mit maß-geblicher Förderung des Bayerischen Wirtschaftsministeriums der Startschuss für die Entwicklung von Handy-Apps, die den Kurgästen einen modernen Urlaub am Puls der Zeit ermöglichen. Um die Mobilität der Gäste zusätzlich zu erhöhen wird beispielsweise auch das Angebot an so genannten e-Bikes, Fahrrädern mit Elektromotor, ausgebaut. Daneben ist der Kurort Bad Oberstaufen bei Google Street View praktisch von zu Hause aus begehbar und auch auf dem Internet-Videoportal YouTube ist der BHV vertreten, mit einer Selbstdarstellung genauso, wie mit Anleitungen für Rückenübungen zum einfachen Nachmachen. Die Mehrwertsteuersenkung für das Hotelgewerbe konnten die Mitglieder des BHV sinnvoll nutzen, um mit mittlerweile weit über 30 Millionen Euro stetig und nach-haltig in die weitere Modernisierung der Infrastruktur und der Ausstattung zu investieren.

Doch für den BHV geht Innovation weit über reine Modernisierung mit techni-schen Neuheiten im Sinne einer zeitgemäßen Marketing-Strategie hinaus. In-novation heißt vielmehr fortwährende Kooperation und strategische Planung zusammen mit anderen wichtigen Partnern. So wird der BHV künftig mit dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e.V. (BHG) einen noch engeren Schulterschluss bei der inhaltlichen Besetzung von für beide Verbände wichtigen tourismuspolitischen Themenfeldern vollziehen. Kooperation ist auch mit Partnern in der Gesundheitswirtschaft essentiell, damit der Standard der bayerischen Gesundheitsangebote gehalten und beständig weiter verbessert werden kann. Das bedeutet zum einen Offenheit gegenüber neuen Angeboten. So findet etwa Komplementärmedizin zunehmend Eingang in die Kurorte, als Beispiel sei hier die Symbiontic® Gesundheitskur genannt.

Zum anderen sieht der BHV die konkrete Notwendigkeit, die Gesundheitswirt-schaft besonders hinsichtlich des wichtigen zweiten Gesundheitsmarktes – zu dem das Kurwesen genauso gehört wie das Gesundheitshandwerk, der Handel mit Medizinprodukten oder gesunde Ernährung – in Bayern besser zu vernetzen. Durch seine soziopolitische Einbindung inmitten der Bayerischen Gesund-heitswirtschaft sieht sich der BHV aufgerufen, diesen Bereich unserer Wirtschaft und Gesellschaft zu strukturieren. Ein aktuelles Beispiel für eine gelungene Kooperation ist das kürzlich gestartete, bayernweite Projekt zur Gesund-heitsvorsorge CAMPUS-IGM in dem das Kompetenzzentrum für Komplement-ärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat) am Klinikum rechts der Isar der TU München, die Hochschule Deggendorf, regionale Gesundheitsakteure, Ärzte, Kliniken sowie bayerische Kurorte zusammenarbeiten. Am Ende des auf 5 Jah-re ausgelegten Projektes wird ein bayernweites Kompetenznetzwerk für Ge-sundheitsförderung, Krankheitsprävention und Patientenschulung stehen.

Die Vergangenheit als Quelle der Inspiration nutzen
Bei aller innovativen Vernetzung soll dabei jedoch nicht der medizinische Kern der Kur an sich mit den Kurorten als originär kompetente Gesundheitszentren vernachlässigt werden. Für den BHV bedeutet die Rückbesinnung auf die eige-nen Werte „eine Quelle der Inspiration, die direkt in die Zukunft weist“. So ist das klassische Kurangebot, das sich durch hohe Expertise und Erfahrung, sowie durch die regionalen Vorzüge der Orte auszeichnet, von Wellnessangeboten, oder gar dem „Urlaub auf Krankenschein“ abzugrenzen. Ein Bespiel für diese Verbindung von Inspiration und Innovation ist das kürzlich neu renovierte Jod-Schwefelbad in Bad Wiessee, das nun höchsten Komfort und ästhetischen Anspruch mit der medizinischen Qualität einer Kuranwendung verbindet. In die-sen Bereich fällt auch der wachsende Trend in der Gesellschaft Gesundheit als spirituelle und meditative Erfahrung zu erleben. Hier können Kurorte sowohl das Ambiente und vor allem das medizinische Know-How zur Verfügung stellen.

Demgemäß möchte Holetschek den BHV als Marke „Gesundes Bayern“ in Zu-kunft stärker hervorheben: „Die Bezeichnung Kurort oder Heilbad ist ein Quali-tätsprädikat per se, hinter dem wir uns nicht verstecken sollten, sondern das wir betonen müssen“. Die Belebung des Images der klassischen Kur als die mo-derne Zukunft eines effizienten und nachhaltigen Gesundheitsaufenthalts hat auch die zielgruppenübergreifende Marketingkampagne „All you need is Kur“ des Deutschen Heilbäderverbandes zum Ziel. Auf sieben unterschiedlichen Postkarten mit nostalgisch-flotten Motiven und witzigen, an Schlagertexte ange-lehnten Sprüchen, wird dem bisweilen angestaubten Image der Kur mit einem Augenzwinkern und gesunder Selbstironie begegnet.

Interaktion als die originäre Aufgabe eines Verbandes
Die Modernisierung des Kur-Images, sowie die strategische Zusammenarbeit in der Gesundheitswirtschaft sind auch vor dem Hintergrund wichtig, dass Ge-sundheit und Prävention die Megatrends der Zukunft darstellen. Vor allem der demographische Wandel unserer Gesellschaft führt dazu, dass die Menschen immer behandlungs- und pflegebedürftiger werden – bei zeitgleich steigendem Druck durch ein längeres Erwerbsleben. Sollen die Kosten hier nicht explodie-ren, ist diesem Trend durch aktive und gezielte Vorsorge entgegenzuwirken.

Der aktuelle Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Rösler, mit einer Pfle-gekur in die Gesundheit pflegender Angehöriger, die unter hoher physischen und psychischer Belastung stehen, zu investieren, ist nachhaltig zu unterstützen. Doch auch professionelles Pflegepersonal – wie der aktuelle DAK-Gesundheitsreport 2010 zeigt – weist durch die überdurchschnittliche Belastung ein sehr hohes Krankenstandsniveau auf. Der Report appelliert darüber hinaus an alle Betriebe, in ihrem Engagement um die Förderung des Wohlbefindens und der Gesundheit der Beschäftigten vor dem Hintergrund einer sich wandeln-den Arbeitswelt nicht nachzulassen – eine Forderung, der sich der BHV vollum-fänglich anschließt.

Bei den Kassen scheint indes kein langfristiges Denken sichtbar. Hier sieht sich der BHV als interaktives Sprachrohr der Kassenpatienten und den gesellschaft-lichen Anforderungen im Allgemeinen, um auf einen eklatanten Widerspruch aufmerksam zu machen; die Leistungen der Kassen für präventive Maßnahmen sinken kontinuierlich: wurden im Jahr 1996 noch 900.000 ambulante Vorsorge-maßnahmen bezuschusst, sind es heute nur mehr knapp 100.000! „Wir steuern geradewegs auf ein Modell zu, in dem sich präventive Maßnahmen nur noch Wohlhabende leisten können, die sowieso schon gesünder leben und medizi-nisch besser informiert sind“, folgert Holetschek. Die Schere öffnet sich zuneh-mend, zwischen den Selbstzahlern, die sich nachhaltige Gesundheit leisten können, und denen, die eine Gesundheitsförderung besonders nötig hätten, von den Kassen allerdings keine Unterstützung erhalten. Diese soziale Dimension ist auch aus volkswirtschaftlicher Sicht gänzlich inakzeptabel.

Vor diesem Hintergrund stellen die falschen statistischen Angaben der Kassen zu durchgeführten ambulanten Vorsorgemaßnahmen noch eine Spitze dar. Für das Jahr 2009 gibt es eine Differenz von 74.475 Fällen zwischen den von den Kassen gemeldeten, angeblich durchgeführten ambulanten Vorsorgemaßnah-men und den tatsächlichen Fallzahlen der Kurärztlichen Verwaltungsstelle. Die gesetzliche Krankenversicherung kann sich nach eigenen Angaben zu dieser dramatischen Differenz nicht eindeutig äußern.


Über Isabella Hermann-Hoffmann