Micky Berresheim´s Music Corner : PUNK

Micky Berresheim´s Music Corner : PUNK

1977 tauchte etwas auf, das verheißungsvoll klang: Punkrock – dargeboten von kleinen, verlausten Schmutzfinken, die mit ihren Instrumenten genausowenig anzufangen wußten wie ein Mann ohne Arme mit einem Expander. Aber immerhin – sie hatten den alten, öden Dinosauriern wie Led Zeppelin, Yes und Pink Floyd den Kampf angesagt. Eigentlich hätte also alles gut werden müssen, und zu Beginn sah es auch ganz danach aus. Gary Gilmoore’s Eyes von den Adverts plazierte sich als erster Punksong der Popgeschichte in den britischen Charts, und – er war gut. Die Sex Pistols tauchten urplötzlich auf, veranstalteten ein Heidenspektakel, machten wirklich schwer etwas los und warteten mit einem souveränen Erstlingswerk auf. In den USA trat Jello Biafra mit den Dead Kennedys an und präsentierte die einzige Punkband, die jemals genial war. Dann aber folgte der Schrott. The Clash bereits waren der Anfang vom Ende, denn jede Garagenband der Sechziger Jahre hatte mehr draufgehabt als Joe Strummer & Co., die sich vor allem darin gefielen, in ihrem nutzlosen Liedgut eine billige Sozialarbeitermentalität zu verbreiten. Schlimmer als sie aber waren die echten Dilettanten, Bands wie die Anti-Nowhere-League oder die U.K.Subs, die ihre Songs auf ein billiges Gegröle runterschraubten. Kaum auf der Welt, war die Luft auch schon raus aus der neuen Bewegung, die Sex Pistols lösten sich auf, und The Clash entdeckten den Mainstream. Hunderttausende junger Pickelvisagen ohne Schulabschluß aber machten unbeirrt weiter – quasi unter Ausschluß der Öffentlichkeit und nur noch in Läden und Kneipen goutiert, gegen die die Toiletten des Frankfurter Hauptbahnhofs sich ausnehmen wie eine Suite in einem europäischen Fünf-Sterne-Hotel.

http://www.youtube.com/watch?v=qbmWs6Jf5dc

Mit freundlicher Genehmigung des Tacitus/ Muschelverlages

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