Das 1x1 der Wirbelsäule - Viele Einzelteile sorgen für ein funktionstüchtiges System

Im menschlichen Skelett nimmt die Wirbelsäule eine besondere Stellung ein. So ermöglicht sie den aufrechten Gang, sorgt für Stabilität und schützt sogar innere Organe. Um diese Aufgaben zu erfüllen, wirken viele einzelne Bestandteile im Rückgrat eng zusammen. Dazu zählen nicht nur die 33 Wirbel und 23 Bandscheiben, sondern auch Sehnen, Bänder und Muskeln sowie das Nervensystem. Welche Aufgaben die Komponenten jeweils übernehmen, erklärt Dr. Reinhard Schneiderhan, Orthopäde in München und Präsident der Deutschen Wirbelsäulenliga.

Viele Wirbel, viele Aufgaben
Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule bilden die drei Abschnitte des Rückgrates. Im oberen Teil befinden sich sieben Halswirbel, die eine hohe Beweglichkeit aufweisen. Denn sie stützen den Kopf und gestatten Nick- und Drehbewegungen. Im Vergleich dazu bilden die zwölf Brustwirbel einen eher starren Bereich. „Ihre leichte Krümmung nach hinten sorgt für optimale Druckverteilung“, erläutert Dr. Schneiderhan. „Über kleine Gelenke besteht eine Verbindung zu den Rippen, sodass ein Schutzraum für innere Organe wie Herz und Lunge entsteht.“ Darunter folgen fünf Lendenwirbel. Zum einen sorgen sie für Halt und Beweglichkeit, zum anderen schützen sie das Rückenmark. Am unteren Ende befinden sich fünf Kreuz- und vier Steißwirbel, die, fest verwachsen, das Kreuz- beziehungsweise Steißbein bilden. „Jedoch weisen nur 40 Prozent der Menschen diese Wirbelstruktur auf“, weiß Dr. Schneiderhan. „Oft liegen etwa sechs Kreuz- und nur vier Lendenwirbel vor.“

Bandscheiben – sensible Stoßdämpfer
Zwischen den Wirbeln fungieren die Bandscheiben als Stoßdämpfer. Bestehend aus einem knorpeligen Faserring und einem gallertartigen Bandscheibenkern, fangen sie Stöße und Belastungen ab und schützen die Wirbel. Um dieser Funktion nachzukommen, enthält der Kern eine hohe Menge an Flüssigkeit. „Durch Überlastung und Alterungsprozesse nimmt der Wassergehalt der Bandscheiben ab“, erläutert Dr. Schneiderhan. „In der Folge verlieren sie an Höhe und können ihrer Funktion nicht mehr hundertprozentig nachkommen.“ Bei übermäßiger Belastung wölbt sich die Bandscheibe nach außen und drückt auf umliegende Nerven. Reißt zusätzlich der Faserring, kommt es zu einem Bandscheibenvorfall.

Volle Funktion dank Bändern und Muskeln
Um die Wirbelsäule sowohl stabil als auch beweglich zu halten, umgeben zahlreiche Sehnen, Bänder und Muskeln die Wirbel und Bandscheiben. So zieht sich jeweils auf der Vorder- und Rückseite sowie über die Dornfortsätze ein Längsband vom ersten bis zum letzten Wirbel. Zusätzlich sorgen zahlreiche kleinere Bänder zwischen den einzelnen Wirbelbögen und den Dorn- und Querfortsätzen für notwendige Festigkeit. Ebenso vielfältig zeigen sich auch die Muskeln. Unterscheiden lassen sie sich in Extensoren, die den Rücken gerade halten, Flexoren, die sich für Vorwärtsbeugungen verantwortlich zeigen und die Lendenwirbelsäule kontrollieren, sowie Rotatoren, die Drehbewegungen ermöglichen.

Spinalkanal – schützender Raum
„Entlang der Wirbelsäule verläuft auch ein wichtiger Teil des Zentralen Nervensystems – das Rückenmark“, beschreibt Dr. Schneiderhan. „Es liegt geschützt im sogenannten Spinalkanal, dessen Begrenzungen vorne die Wirbelkörper und auf der Rückseite die Wirbelbögen bilden.“ Während das Rückenmark am oberen Ende einen dicken Strang bildet, läuft es nach unten hin in dünnen millimeterdicken Fäden aus. Zusätzlich finden sich hier verschiedene Blutgefäße, die das Rückenmark versorgen. Zwischen den Wirbeln ragen die vom Rückenmark abgehenden Spinalnerven hervor und verbinden so das Zentrale Nervensystem mit den Armen und Beinen.

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