Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch erzählen Teil 3 Peter Hübner aus Niedersachsen

Elisabeth Keller im Gespräch mit Opfern von sexuellem Kindesmissbrauch

Hans Georg van Herste, Autor, Schmerztherapeut, Lebensberater, Herausgeber, war selbst Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch, häuslicher Gewalt und Psychoterror. Seit seiner Jugendzeit macht er Übergriffe gegen Opfer von sexuellem Missbrauch und Diskriminierungen gegen Frauen und Homo- und Transsexuelle öffentlich.
Seine Bücher und Dokumentationen schlugen hohe Wellen, da er kein Blatt vor den Mund nimmt, Tathergänge nicht verniedlicht und eine deutliche Sprache spricht. Obendrein hat er die „Insel-Methode“ erdacht, um Opfern und Betroffenen vor Ort zu helfen.
Diese Vorgehensweise hat ihm nicht nur viel Anerkennung eingebracht, sondern auch viel Ärger, da sich Täter und ihre Helfer und Sympathisanten nicht gern auf die Schliche kommen lassen. Neben Beschimpfungen übelster Art wurde auch eine Verleumdungskampagne großen Stils gegen ihn losgetreten, um ihn unglaubwürdig zu machen. Diese Verleumdungsprofis wussten genau, dass die Worte „Sekte, Sex und finanzielle Ausbeutung“ ihr Ziel nicht verfehlen würden.
Trotzdem hat sich Hans Georg van Herste nicht von seinem Weg abbringen lassen. Die Entwicklungen der letzten Zeit haben ganz klar bewiesen, dass „seine“ Opfer nicht allein sind, dass sie keine Märchen erzählen, und dass seine Aussagen zur Häufigkeit und zur Vorgehensweise der Täter absolut der Wahrheit entsprechen.

Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, Opfer, die von Hans Georg van Herste begleitet wurden, die keine Angst vor der Öffentlichkeit haben und anderen mit ihrer Aussage Mut machen wollen, zu befragen.

EK Wie alt sind Sie heute?

PH einundfünfzig Jahre

EK Was machen Sie beruflich?

PH Ich bin selbstständig in der IT-Branche tätig.

EK Wer waren die Täter?

PH Es waren eine Rotkreuzschwester, meine Mutter und meine Oma

EK Was hat man mit Ihnen gemacht?

PH Meine Mutter, meine Oma und die Rotkreuzschwester erklärten mir immer wieder, ich sei nicht sauber genug. Um die Sauberkeit herzustellen, wurde ich von Mutter, Oma und der Rotkreuzschwester gewaschen – besonders unten herum. Anschließend wurde mein Po mit einer Flaschenbürste gereinigt – von innen. Die drei Frauen standen um mich herum und hatten ganz glasige Augen.

EK Welche Gefühle hatten Sie dabei?

PH Es tat höllisch weh und ich hatte furchtbare Angst vor dem Schmerz, wenn sie mich nur wuschen. Ich wusste ja, was kommen würde. Ich fühlte mich absolut hilflos und ausgeliefert. Obendrein hatte ich große Angst vor meinem Opa, da der immer fürchterliche Wutanfälle bekam, wenn ich nicht sofort spurte. Er hat dann nicht nur mich mit der Peitsche verdroschen, sondern jeden, der ihm in die Quere kam – ob Kühe oder Menschen, das war ihm egal.

EK Ist Ihnen das allein passiert?

PH Nein, wie ich später erfahren habe, ist diese Rotkreuzschwester in mehreren Häusern gewesen, um Kinder von innen zu reinigen.

EK Wie alt waren Sie als alles begann?

PH Ich weiß nicht mehr genau, aber ich war noch sehr klein, vielleicht zwei oder drei.

EK Wann endeten die Übergriffe?

PH Ich denke, als ich zur Schule kam. Wahrscheinlich hatten die dann Angst, dass ich was erzählen könnte.

EK Haben Sie es jemandem erzählt?

PH Die ersten vierzig Jahre meines Lebens habe ich nichts erzählt, da ich mich schämte, darüber zu reden. Erst als mich ein ehemaliger Nachbarsjunge danach fragte, habe ich nach langem Zögern zugegeben, dass auch ich Opfer dieser Masche war.

EK Haben Sie die Täter konfrontiert?

PH Nein. Anfangs war ich zu feige. Später waren alle gestorben, die damit zutun hatten.

EK Was ist daraus geworden?

PH Ich hatte mein Leben lang Angstzustände, die ich aber immer versteckt habe, um nicht als Idiot zu gelten. Ich habe einen Kontrollzwang, bin furchtbar unflexibel und nicht gerade entscheidungsfreudig. Ich bin – wie man so schön sagt – zum Fachidioten geworden

EK Warum sprechen Sie jetzt darüber?

PH Ich habe vor gut zehn Jahren schon mit Herrn van Herste über alles gesprochen, weil ich keine Lust mehr auf meine Marotten hatte. Ich wollte auch die ständige Angst loswerden. Er hat mir geglaubt und mich nicht für verrückt erklärt. Heute unterstütze ich ihn und den Verein TransBorderLes e.V., weil ich der Ansicht bin, dass jedes Opfer eines zuviel ist und man die Täter endlich dingfest machen sollte. Ich habe durch ihn erst die Zusammenhänge begriffen und bin dadurch um Klassen glücklicher als je zuvor. Vielleicht habe ich zulange gewartet, aber spät ist besser als nie.

EK Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hübner

Buchtipp
Hans Georg van Herste
Herstes Liste
ISBN: 9783839103029
136 Seiten
9,80 Euro
Hans Georg van Herste hat über hundert Missbrauchsfälle aufgelistet, von denen er Kenntnis erhielt, um sie vor dem vergessen werden zu bewahren und aufzuzeigen, wie weit der sexuelle Kindesmissbrauch verbreitet ist und was aus den Opfern wurde.

AnhangGröße
Peter Hübner 300dpi.JPG480.83 KB