"Deutschland schafft sich ab" das Buch der Stunde von Thilo Sarrazin hat einen riesigen Wirbel ausgelöst. Wohl die Mehrzahl in der deutschen Bevölkerung stellt sich auf die Seite des Autors. Es ist ein schwieriges Diskussionsthema, das bis heute von der Politik und zwar aller Couleur vertuscht und vernebelt wurde. Jetzt liegt dieses heikle Thema auf dem Tisch und keiner weiß so richtig etwas damit anzufangen. Es geht um Integration, Gastarbeiter, Einbürgerung und genetische Zusammenhänge.

Letzteres die Gene und die Behauptungen von Herrn Sarrazin, in diesem hochkomplizierten Bereich, können wir einfach ausklammern. Der Autor selber gibt hier auch zu, dass er sich nur auf die Thesen einer Frau bezieht, die wissenschaftlich nicht bewiesen und anerkannt sind. Dieser Ausflug in das Reich der Gene lässt jedoch einen Einblick in Sarrazins nationalistisches Gedankengut zu, das sich schon die Nazis und Faschisten zu eigen machten. Der Mix von Integration und Genetik lässt beim besten Willen keine anderen Schlüsse zu.
Dieser hochbrisanter, thematisierter Sprengstoff erzeugt ein unerträgliches Klima, das man nur als gefährlich bezeichnen kann. Ich weiß nicht wie die Menschen, die sich auf die Seite von Herrn Sarrazin geschlagen haben, dieses fatale Thema bewerten. Wie schon angedeutet hat ein Österreicher sich mit seinem nationalistischem Anhang der genetischen Reinheit des deutschen Volkes gewidmet und die halbe Welt in ein unbeschreibliches Unglück gestürzt. Im arischen Wahn dieser Herrenmenschen kam es zum Holocaust und Völkermord an den Juden. Menschen und auch viele, viele Deutsche mit Geisteskrankheiten und Verkrüpplungen, sowie Sozialdemokraten und Kommunisten landeten in den Konzentrationslagern der Nazis und letztlich teils im Gas, wobei behinderte Menschen bevorzugt vergast wurden.

Zu denen, die das für richtig hielten oder klammheimlich noch heute diesen Zeiten nachhängen, ja sogar glauben sie könnten diese "Veranstaltung" wiederholen, kann man nur sagen, dass die Welt außerhalb der deutschen Grenzen dabei nicht zusehen wird. Und eine Bundeswehr, die sie vielleicht sogar auf ihre Seite bringen könnten, wäre in Minuten weggefegt und das was von Deutschland noch übrig bleibt, wird man mit ABC-Waffen ein für allemal in der Geschichte verschwinden lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so verrückt ist und glaubt er könnte sich gegen den Rest der Welt auflehnen. Dieses Szenario sollte sich jeder vor Augen halten und es als bare Münze nehmen.

Aber das ist nicht das Thema, um welches es in Sarrazins Buch geht. Es geht vorrangig um unsere ausländische, eingebürgerte Mitbürger und die sogenannten Gastarbeiter. Im Zeichen des deutschen Wirtschaftswunders, wo es allen recht gut ging, wollte keiner mehr die Drecksarbeit machen und man hat mit allen gebotenen Mittel und auf den eigenartigsten Wegen Ausländer nach Deutschland geloggt. Alle Regierungen der Bundesrepublik Deutschland haben sich mit größter Anstrengung an dieser Gastarbeiterwerbung beteiligt. Keine dieser Regierungen hat sich auch nur die geringsten Gedanken darum gemacht, was mit diesen Menschen geschieht, wenn die Arbeit weniger wird. Ob einer dieser Menschen deutsch sprach, oder auch nicht, stand überhaupt nicht zur Debatte, Kraft für Arbeit war die Devise (Arbeitskräfte). Nein, ganz im Gegenteil auch heute ist man schon wieder dabei, ganz vorne unser Wirtschaftsminister Herr Brüderle (FDP), den selben Fehler wieder zu machen. Soviel zu unverantwortlichen Politik mit Gastarbeitern.

In unseren heutigen Zeiten, in denen der Arbeitsplatz von der Politik täglich und immer wieder zum Heiligtum ernannt wird und viele Menschen darum beten einen solchen Platz, im "Paradies Arbeit", zu erhalten. In einer Zeit wo man aus realen ca. 10 Millionen Arbeitslosen 3 Millionen macht, passen diese gebetenen Gäste zur Arbeit, nicht mehr in die arbeitsmarktpolitische Realität. Diese Menschen, von denen immer mehr arbeitslos werden, liegen dem Staat, der sie gerufen hat nun auf der Tasche.

Wohin mit diesem Problem, was tun, dass sie dem Steuerzahler nicht mehr auf der Tasche liegen muss wohl die Frage sein, die sich Herr Sarrazin ursprünglich gestellt hat. Wie bekommt man die wieder weg? Diese Frage ist legitim und sollte auch von der Politik beantwortet werden. Die Politik nimmt diese Frage, die sich viele stellen, wie es den Anschein macht nicht ernst und will sich der Frage entziehen, indem sie sich über den Autor lustig macht und seine demokratische Gesinnung in Frage stellen. Damit ändert sich nichts an der demokratischen Legitimität dieser Frage. Sicher hat Herr Sarrazin ein paar Gedichte in sein Buch geschrieben, wie es in vielen Schriften der Fall ist, die nicht unbedingt gelesen werden müssen. Aber trotz allem bleibt das Thema Integration, oder um es ehrlicher zu formulieren Loswerden auf irgend eine Weise offen und unbeantwortet. Ja, das spukt jetzt in vielen deutschen Köpfen herum.

Ganz besonders haben die türkischstämmigen Deutschen und die türkischen Gastarbeiter darunter zu leiden, denn sie stellen den größten Anteil der betroffenen Gruppen von Menschen. Und, wenn man schon dabei ist, kann man ihnen auch gleich ihren kulturellen Ursprung zum Vorwurf machen, dass es Moslems sind und letztlich damit alle Moslems wie Marokkaner, Ägypter, Libanesen usw. mit einbeziehen. Als Zusatz gibt es bei Herrn Sarrazin noch die furchterregenden Offenheit, dass uns diese Kulturen übervölkern werden und damit Deutschland oder der Deutsche abgeschafft wird. All das können wir in den Fragen, die das Buch "Deutschland schafft sich ab" lesen.

Man kann sich vorstellen, das ein Mann wie Sarrazin auch eine Antwort kennt, wie es möglich ist, dass sich Deutschland nicht abschafft. Er hat diese Antwort nicht gegeben. Es ist anzunehmen, dass diesem furchtlosen und selbstgerechten Menschen spätesten, als im seine Antwort einfiel Angst und Bange wurde sie zu Artikulieren. Aber im verborgenen hat er uns allen doch die Antwort, in seinen Umschreibungen, gegeben, die jetzt in unseren Köpfen herumspukt und uns und den islamischen Mitbürgern Angst macht.

Die Antwort der Politik ist Integration, die aber nicht so stattfindet, dass sie realisiert wird. Jetzt müssen wir uns nur noch fragen warum und schon haben wir alle erkannt, wo das Problem steckt. Es ist schlicht und einfach Geld. Es fehlen der Politik die finanziellen Mittel eine gescheite und nachhaltige Integration auf die Beine zu stellen. Aus diesem Grunde, dem Mangel an Geld, findet eine nachhaltige und erfolgreiche Integrationspolitik nicht statt. Das ist die Wahrheit und das ist stimmig. Im Gegenteil gerade arbeitet unsere Regierung an einem Einsparpaket (Sparpaket), das die Integration zusätzlich unterminiert. Es wird bei Hartz eingespart und das trifft direkt einen großen Teil der zu integrierenden Gruppen.
Integration ist nur möglich, wenn alle Voraussetzungen geschaffen sind und zwar für die Kinder und junge Menschen, der zu integrierenden Gruppen. Einen alten Baum verpflanzt man nicht und das wird auch nicht gelingen. Ältere Menschen muss man so nehmen, wie sie sind und damit zurechtkommen. Doch die jungen Leute und Kinder können über Kindergartenplätze und Schulen, die den Namen Schule verdienen und keine Massenabfertigungsanstalt, für einen Lehrplan, der ohne die Hilfe von vielen Lehrer und Lehrerinnen nicht erfüllt werden, kann integriert werden. Das kostet viel, sehr viel Geld. Alle Politiker sind sich hier eins, aber es fehlt dieses Geld und das was man bei den Reichen holen könnte - wird nicht reichen.

Menschen, die nicht integrationswillig sind kann man auch nicht integrieren, das dürfte jedem plausibel sein. Solche Menschen würden lieber in ihrer Heimat leben und arbeiten und nicht bei uns mit Heimweh zur Arbeit gehen, das dürfte jedem auch plausibel sein. Es ist unvorstellbar, dass solche Menschen nach Deutschland kommen, um uns zu übervölkern. Nein, es ist eher vorstellbar, dass integrationspolitische, ausländische Mitbürger lieber nach Hause in ihr Heimatland gehen würden, wenn es denn finanziell möglich wäre und auch das ist plausibel. Das ganze Problem das Herr Sarrazani aufgezeichnet hat ist und fällt durch finanzielle Mittel, wiederum dürfte das auch jedem plausibel sein.

Mit Geld, mit finanziellen Mittel in sehr, sehr großer Menge würde sich die Thesen Sarrazanis relativieren. Alle Probleme wären gelöst, aber das kann nur in weltweiter Zusammenarbeit Wirklichkeit werden und das ist mit nationalem, engstirnigem Gedankengut nicht möglich.
Die Politik muss aufgerufen werden sich mal weniger um Arbeitsplätze zu sorgen, sondern das der Wirtschaft überlassen, die haben diese Plätze und nur sie verteilen sie auch und schaffen bei guter Auftragslage auch weitere.

Die Politik muss aufgerufen werden dafür zu sorgen, dass reichlich Mittel, mehr als nur nötig, zur Verfügung stehen und diese richtig eingesetzt werden. Beim derzeitigen Schuldenstand und den Einnahmen in der Staatskasse ist das wahrlich eine große Aufgabe und würde die Politik voll in Anspruch nehmen. Ja, das ist die Aufgabe der Politik und dazu gehört nicht nach Helmut Schmidt" wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen", sondern genau das Gegenteil. Es müssen Visionen und Ideen her, wenn auf den ersten Moment auch utopisch, die Mittel schaffen um Utopia zu verwirklichen. So wird letztlich auch ein Schuh daraus. Bei den meisten Erfindungen und auch Entdeckungen ging eine Ahnung oder Vision voraus. Der Altkanzler hat mit seiner Binsenweisheit, wahrlich dieser Welt keinen Gefallen getan und vielem was heute Realität ist widersprochen - oder nach ihm in einer Arztpraxis verloren gegangen wäre.

Ein großes Meeting des Geistes, Vernunft und der Intelligenz mit Sachverstand, wenn es sein muss auch Politik, ist das was die aktuelle Gegenwart, die Menschheit und unsere Welt braucht. Eine weltweite Lösung aller Probleme muss angestrebt werden, eine Neue Welt und Weltordnung in Demokratie und Frieden für alle. Eine ausführliche Antwort auf Sarrazins Thesen unter Download "www.weltversorgungsgesellschaft.de".

Wolfgang Bergmann