Persönlichkeit der Erzieherin ausschlaggebend für die Befriedung kindlicher Ängste

Die Erzieherin ist mit ihrem Beruf eingebettet in gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge. Das Arbeitsfeld der Erzieherin ist sehr komplex, auch wenn das in der Öffentlichkeit so nicht immer wahrgenommen wird. Sie agiert und vermittelt in einem Beziehungs- und Interessengefüge zwischen den Interessen der Kinder und deren Eltern (natürlich an erster Stelle), aber auch den Interessen der jeweiligen Träger, verschiedener Ämter und Institutionen oder politischen Gruppierungen und Parteien. Erziehung ist immer auch eine politische Arbeit, die neben den Sachkenntnissen auch Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen erfordern. Entsprechende Anforderungen werden an die Kindertageseinrichtungen herangetragen, angefangen bei der bestmöglichen Förderung der Kinder bis hin zu Integrations- und Kompensationsaufgaben, die die Gesellschaft im Allgemeinen auf vielen Gebieten zu leisten hat.
Erzieherinnen wirken zudem in einer sehr sensiblen Phase der menschlichen Entwicklung. Die Lernprozesse des Kleinkindes und auch des Vorschulkindes laufen sehr verdichtet, sehr schnell und effizient ab. Die Prägungsdichte ist hier besonders groß und tiefgreifend. In den ersten Lebensjahren wird der Grundstein für die gesamte, spätere Entwicklung gelegt. Versäumnisse in dieser Lebensphase können nur schwer oder gar nicht mehr kompensiert werden. Deshalb brauchen Erzieherinnen ein waches Auge und werden während ihrer Ausbildung auch in Beobachtungs- und Selbstreflexionsaufgaben geschult.
Erzieherinnen müssen in der Lage sein, den verschiedenen Problemen und Aufgaben mit Offenheit und Toleranz zu begegnen. Vor allem bei der Arbeit mit Kindern müssen sie in verschiedenen Situationen oft spontan und schnell, sowie angemessen agieren und reagieren können. Die reine Intuition ist dabei wichtig, aber nicht ausreichend. Erzieherinnen reflektieren deshalb in ihrer Ausbildung exemplarisch zahlreiche Erziehungssituationen, betrachten sie auch in ihrem wissenschaftlichen Kontext und trainieren unterschiedliche Strategien.
In der Folge setzen sich Erzieherinnen auch sehr mit ihrer eigenen Person auseinander oder sind zumindest dazu angehalten. Wie in den meisten anderen Berufen hört die Ausbildung mit der staatlichen Anerkennung zur Erzieherin nicht auf. Um den täglichen Aufgaben gerecht werden zu können, braucht es auch hier lebenslang Fort- und Weiterbildungen und nie aufhörende Persönlichkeitsentwicklung.
Die Erzieherin wird als ganzer Mensch in ihrer Persönlichkeit gefordert und gebraucht. Die Herausforderung für sie besteht darin, einerseits als Erziehungsperson authentisch zu sein und andererseits die eigene Persönlichkeit als pädagogisches Handlungs- und Beziehungsinstrument einzusetzen. Denn das Kind fordert den direkten Kontakt und will, dass sich die Erzieherin mit ihrer ganzen Person auf es und seine Bedürfnisse bezieht und sich wiederum dem Kind und seiner Bewertung/Kritik ihres Handelns mit der ganzen Person aussetzt.
Denn die Kinder suchen sie als Handlungsvorbild, als Imitations- und Identifikationsmodell und suchen die direkte Antwort und Reaktion bei ihr in Haltung und Verhalten. In manchem wollen sie sein, wie sie, in anderem grenzen sie sich ab und wollen gerade nicht sein wie sie.
Die Erzieherin leistet Beziehungsarbeit in ganz umfänglichem Sinn. Einerseits begleitet sie das Kind mit Empathie und Verständnis für seine Situation und wird dadurch zum Rollenmodell für den Umgang mit eigenen inneren Befindlichkeiten und Prozessen des Kindes, andererseits muss sie im Hinblick auf die Intentionen, Erlebnisbahnen und Handlungsmuster des Kindes Führung übernehmen und Grenzen setzen bzw. Alternativen aufzeigen. Die Kinder können diese von der Erzieherin gestalteten Vorgänge nur annehmen, wenn sie sich von dieser geliebt und angenommen fühlen.
Das Kind hat in seiner Ursprungsfamilie von Vater und Mutter oder auch anderen Bezugspersonen bestimmte Beziehungsmuster erlernt, bringt diese nun in die Beziehung zur Erzieherin, aber auch zu den anderen Kindern, ein. Die Erzieherin hat die schwierige Aufgabe zu bewältigen, das Kind und seine Persönlichkeit zu aller erst einmal anzunehmen, auch mit Beziehungsangeboten, die von ihr und den anderen Kindern als Zumutung oder als wenig hilfreich erlebt werden. Andererseits ist sie aber auch in der Pflicht, auf die Beziehungsmuster des Kindes zu reagieren.
Sie muss sich auf das Kind und sein Verhalten direkt beziehen. Sind die Beziehungsangebote nicht hilfreich oder liegt in den Angeboten eine Intention, die der Erzieherin nahe legt, auf das Kind zu reagieren, wie es die Mutter oder ein anderes Familienmitglied getan hätte und ist dabei der entstehende Beziehungskontext nicht konstruktiv, ist es wichtig, dass die Erzieherin in der Lage ist aus dem automatisierten Beziehungsverlauf auszusteigen und dem Kind ein neues, annehmbares Beziehungsverhalten anzubieten.
Es ist, psychologisch gesprochen, ihre Aufgabe, aus der Gegenübertragung auszusteigen und über das eigene modifizierte Verhalten ein anderes Beziehungsverhalten beim Kind auszulösen bzw. zu unterstützen. Das nimmt dem Kind auch aufkommende Beziehungsängste, die sich in der neuen, weil fremden, Beziehungsqualität bilden.

Kinderängste bewältigen: Wie Erzieher/-innen Kinder stärken können (Broschiert)
Joachim Armbrust (Autor), Jasmin Hasslinger(Autorin)
Broschiert: 150 Seiten
Verlag: Bildungsverlag Eins Gmbh; Auflage: 1. (August 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3427504824
ISBN-13: 978-3427504825

Joachim Armbrust
Praxis für Psychotherapie, Paartherapie, Supervision,
Coaching, Mediation und Prozessgestaltung
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