Elektronische Medien als Angstauslöser

Elektronische Medien als Angstauslöser
Eine Blitzlichtrunde eingesetzt am Montagmorgen, mit dem Ziel, etwas darüber zu erfahren, was die Kinder am Wochenende erlebt haben bzw. was sie besonders tief berührt und beeindruckt hat, eröffnet zum Beispiel vielerlei Einblicke in die kindlichen Welten, wie sie zuhause, innerfamiliär erlebt werden. Seit es Fernsehen gibt, ist sicher immer auch ein Teil dieser kindlichen Welten darauf bezogen. Denn nirgendwo sonst sind die Kinder aus Sicht der ja manchmal auch überforderten und Ruhe suchenden Eltern sicherer aufgehoben. Solange die Kinder im Fluss elektronischen Geschehens mit ihrer Aufmerksamkeit gefangen sind, können sie ja nicht wirklich etwas anderes „anstellen“. Oftmals stellen wir fest, wenn es um die Auswahl von Filmen geht, dass Eltern denken, dass Zeichentrickfilme automatisch Filme für Kinder wären. Ihr Tempo ist aber meist sehr hoch, das Aggressionspotential immens und die mitschwingende Ironie für das Kind gar nicht erfassbar. Zudem wird übersehen wie stark prägend Bilder auf das kindliche Wesen einwirken können. Wie soll bei der Flut an Bildern, die am kindlichen Auge vorbeirauscht und von der kindlichen Seele ja auch verdaut werden muss, im Nachhinein herausgefunden werden, wo die eventuell auftretende Angst ausgelöst wurde? So wie Spielzeug ja ein besonderer Weg zum Kind eröffnen kann für die Erwachsenen, so kann auch das gemeinsame Fernsehen ausgewählter Filme in ähnlicher Weise wirken. Wenn aber Spielzeug und Fernsehen dazu dient, sich vom Kontakt zum Kind zu befreien, dann wird das eine fragwürdige Geschichte. Der haltende Rahmen, der Angst aufzulösen vermag, ist und bleibt die vertrauensvolle und Halt gebende Beziehung. Fernsehen kann vorübergehend von der kindlichen Angst z.B. vor Alleinsein ablenken, kann aber auf Dauer eine solche Angst nicht in Schach halten, sondern wird sie noch verstärken. Sie wird sich auf die Bilder des Mediums übertragen und so noch weiter wegrutschen von den tatsächlichen auslösenden Faktoren, nämlich dem Alleingelassen sein. Die Ängste haben dann keinen Bezug mehr zur eigenen kindlichen Person.
Wir kämen niemals auf die Idee, unser Kind in der realen Welt Gefahren auszusetzen ohne begleitend festzustellen, ob das Kind sie schon bewältigen kann. Beim Fernsehen sind Eltern diesbezüglich plötzlich von einem Urvertrauen erfüllt. das ganz und gar nicht angebracht ist. Kinder im Kindergartenalter sollten aus unserer Sicht nicht alleine Fernsehen. In jungen Jahren sind Videos oder DVDs eindeutig die besseren Medien. Einmal weil sie die Möglichkeit bieten, dem kindlichen Bedürfnis nach Wiederholung Rechnung zu tragen und andererseits, weil es den Erwachsenen ermöglicht, die Kinder vor der Welt der Werbung weitgehend zu beschützen, die sie von Fernsehfilmen noch nicht getrennt wahrnehmen können. Über ausgewählte Filme haben die Erwachsenen auch mehr Möglichkeit mitzubestimmen, was angeschaut wird. So bieten die DVDs der Augsburger Puppenkiste jede Menge Aufregung und Spannung, aber auf eine kindlich verwertbare Weise. Andere sinnvolle Beispiele sind: Die kleine Hexe, der Räuber Hotzenplotz, Das kleine Gespenst, die Serie Pusteblume oder Löwenzahn, die Sendung mit der Maus, Michel aus Lönneberga, die Kinder von Bullerbü, Pippi Langstrumpf etc. Vielleicht haben wir als Autoren hier ja auch einen besonders traditionell geprägten Blick auf die Medien. Tatsache bleibt, Erwachsene haben die Verantwortung, auszuwählen, was ihre Kinder schauen und auch das Schauen mit Aufmerksamkeit zu begleiten, um bei der Verarbeitung zu helfen; sowohl, was das Verstehen von Verläufen angeht, wie auch das Verarbeiten von ausgelösten Gefühlen.
Unterstützung können Eltern oder Erzieherinnen z.B. erfahren durch das dreimal im Jahr erscheinende Heft „Flimmo“, eine Programmberatung für Eltern unter Beteiligung des Instituts für Medienpädagogik in Forschung und Praxis aus München. Auch bei den örtlichen Büchereien bzw. Mediatheken können sie anspruchsvolle und unterhaltsame elektronische Medien für Kinder ausleihen.
Der Kindergarten kann hier Vorbild sein, indem er elektronische Medien verantwortungsvoll einsetzt und in dem er ermöglicht, mit diesen Medien selbst zu gestalten (Filme machen, Tonbandaufzeichnungen mit den Kindern herstellen, Bildergeschichten schreiben etc.). Selbstverständlich ist es Aufgabe der Erzieherinnen auch mit dem von zuhause aus unverarbeitet mitgebrachten, medialen Material so umzugehen, dass es für die Kinder zur Verarbeitung kommt, z.B. über Malen oder Rollenspiele. Wir kennen einen Kindergarten, in dem die Erzieherinnen eine Mediathek für die Eltern eingerichtet haben, damit diese dem Kind gerecht werdende Formate ausleihen können. Im Vorfeld wurden die Eltern und Kinder durch den gestalteten Einsatz von elektronischen Medien sensibilisiert. Die Kinder führten mit dem Radiorekorder Interviews durch, nahmen ihre selbst erfundenen Geschichten mit dem Rekorder auf oder spielten Zirkus und nahmen das Geschehen als Film auf, das dann an einem Elternabend gezeigt wurde. Die Elternabende wurden auch zur Vermittlung von Information über kindliche Verarbeitung elektronischer Eindrücke benutzt und entsprechende Alternativen aufgezeigt. Dieser Fokus auf die elektronischen Medien führte zu einer Veränderung des oft blinden elterlichen Konsumverhaltens. Wichtig war dabei, nicht mit Schuldgefühlen zu operieren und den Eltern selbst das Finden einer Haltung nach erhaltener Information zu überlassen. Die Autoren erleben immer wieder große Betroffenheit auf Seiten der Eltern, wenn ihnen durch entsprechende Beispiele selbst bewusst wird, wie manipulativ hier mit den Zuschauern, insbesondere den Kindern, umgegangen wird.

Kinderängste bewältigen: Wie Erzieher/-innen Kinder stärken können (Broschiert)
Joachim Armbrust (Autor), Jasmin Hasslinger(Autorin)
Broschiert: 150 Seiten
Verlag: Bildungsverlag Eins Gmbh; Auflage: 1. (August 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3427504824
ISBN-13: 978-3427504825

Joachim Armbrust
Praxis für Psychotherapie, Paartherapie, Supervision,
Coaching, Mediation und Prozessgestaltung
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