Anna Platsch: Schreiben als Weg: Von der kreativen Kraft des Wortes von Anna Platsch. Theseus Verlag, EUR 16,95

„Um gut schreiben zu können, braucht es für einen Menschen, der sich selbst kennt. Und um sich selbst gut kennenzulernen, ist das Schreiben ein wunderbares Fahrzeug.“ Mit dieser Aussage, die im Eingang des Buches zu finden ist, ist bereits die Essenz des Buches zusammengefasst. Anna Platsch, Leiterin zahlreicher Schreibworkshops lädt die LeserInnen ein, egal ob sie die Sehnsucht haben, ein erstes Mal im Leben zu schreiben, oder bereits beruflich schreiben, den eigenen schriftlichen Ausdruck zu vertiefen. Auf eine ihr innewohnende sehr feine und einfühlsame Art nimmt Platsch die LeserInnen an die Hand. Sie geht mit ihnen den Weg des kreativen Schreibens, der bei Anna Platsch auch gleichzeitig immer ein Weg zu sich selbst wird. Einfühlsam, nicht fordernd, dafür aber immer offen für das, was sich im Moment zeigen will. Dafür hat die Autorin das Buch in drei Abschnitte unterteilt, da sie den Prozess auf sehr bewusste Weise unterstützen können. Zuerst führt die Autorin in das kreative Schreiben ein, um dem Leser ein gutes Handwerkszeug mit auf den Weg zu geben. Dieses stellt einen vollkommen neuen Zugang zum Schreiben dar: nicht über den Verstand, sondern über das Herz, das Sein. Es ist zugleich eine erste Brücke auf dem Weg, in eine neue Richtung, bei der alte Ängste aus der Schule zurückbleiben. Und für Menschen, die beruflich mit Sprach zu tun haben, kann es ein Weg sein, weg von dem plakativen beruflichen Jargon, hin zur einer eigenen Sprache, die Sprache der eigenen Seele.
Im zweiten Teil unterstützt die Autorin die Leser, noch einmal die persönliche Biografie zu durchwandern, um sie möglicherweise von einem neuen Ort aus zu verstehen und sich dann mit ihr zu versöhnen. Hierzu leitet Anna Platsch die Leser im Schreiben autobiografischer Texte an. Auch hier geht sie bewusst und achtsam vor und begleitet sie Schritt für Schritt durch den heilenden und gleichzeitig kreativen Prozess des Schreibens. Der dritte Teil des Buches, der auf den beiden vorherigen aufbaut, ist so angelegt, dass man über das Wort die tiefste, essenzielle Dimension in sich selbst erfahren kann. Dabei berücksichtigt Anna Platsch immer wieder die verschiedenen Ausgangssituationen ihrer LeserInnen und ermutigt selbst unerfahrene Menschen in Punkto Introspektion, sich vom Wort führen zu lassen. Für Platsch ist dieses nämlich das Fahrzeug auf dieser Reise dasjenige, dessen tiefer Kraft man sich ganz hingibt – und von der man über den ganzen Weg hin zu sich selbst getragen werden kann. Ein berührendes Buch, mit vielen Anleitungen, Aufzeichnungen und wunderschöner Poesie – geschrieben aus der Feder des Seins.