TV: Was kann man glauben?

Bestellte Neonazis

Die Fälle, in denen von Geheimdiensten oder von Medien bestellte Provokateure auf rechtsgerichteten Veranstaltungen für eine Nazikulisse sorgen, sind nicht zu zählen. Ein neuer Vorgang dieser Art sorgt derzeit in Österreich für Aufsehen. Mitte März hielten die österreichischen Freiheitlichen mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ihre Wahlkampfabschlusskundgebung in Wiener Neustadt ab. 500 Zuhörer waren erschienen. Nach Ende der Veranstaltung gab der Parteivorsitzende Autogramme und ließ sich mit Anhängern fotografieren. Nun passierte laut FPÖ Folgendes:

„Während Strache Autogramme gab, versuchte ein seltsam agierender Herr ihn mit eigenartigen Fragen zu provozieren, wie etwa, ob es ihn ‚freut, dass Sie von den Rechtsradikalen den größten Applaus bekommen’, worauf der FPÖ-Obmann erwiderte, dass er keine Rechtsradikalen sehe … Der Mann, der sich später als der ORF-Redakteur Eduard Moschitz entpuppte, sprach von ‚Leuten mit Glatze’, die anwesend seien … Als Strache weiter durch die Menge ging und sich mit den Bürgern fotografieren ließ, traf er allerdings drei glatzköpfige Personen, die zu ihm meinten: ‚Die [TV-]Kamera ist unser Foto.’”

Die weitere Darstellung der FPÖ ist hoch umstritten. Danach habe Moschitz die drei Glatzen aufgefordert: „Sagt es endlich!“ Woraufhin einer der Skinheads „Sieg Heil“ gerufen habe.

VOM SENDER MITGEBRACHT …

Der FPÖ-Obmann erstattete Strafanzeige. Der ORF wies alle seitens der FPÖ erhobenen Vorwürfe „auf das Schärfste zurück“ und stellte das „nicht bearbeitete oder geschnittene Original-Drehmaterial“ über die Wahlkampfveranstaltung im Internet zur Ansicht bereit. An einer Stelle sagt Moschitz zu den Skins: „Jetzt könnt's alles zum Herrn Strache sagen, was ihr sagen wollt.” Ein „Sieg Heil“-Ruf ist darauf nicht zu hören.

Doch unterstreichen die Aufnahmen des ORF und private Videos, wie eng der Sender mit den Skinheads kooperierte. Zwei der jungen Männer, beide arbeitslos, waren zu diesem Zeitpunkt bereits seit Wochen vom ORF-Team mit der Kamera für eine „Milieustudie” begleitet worden.

Die National-Zeitung hat den Organisator der Veranstaltung, den FPÖ-Obmann von Wiener Neustadt, Udo Landbauer, befragt, wie er den Vorgang wahrgenommen hat. Landbauer:

„Schon vor Beginn der Veranstaltung war mir aufgefallen, dass der ORF diese Typen ständig gefilmt hat und mit ihnen in Kontakt stand. Sie sind dann auch mit dem ORF verschwunden.“

… 100 EURO AUF DIE KRALLE

Der ORF räumt ein, dass er beiden je 100 Euro gezahlt hat. Zu Recht beanstandet ÖVP-Fraktionschef Karlheinz Kopf diese Zahlung an „gebührenfinanzierte Skinheads“. Dass seitens des ORF tatkräftig dafür gesorgt wurde, dass sich die „angeheuerten Personen zur rechten Zeit mit ORF-Fahrzeugen am rechten Ort befanden“, sei „ebenso völlig unverträglich mit einer seriösen Berichterstattung”. Der ORF findet sein Vorgehen dagegen ganz normal. Man bezahle bei längerfristigen Dreharbeiten mit Personen, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, einen Pauschalbetrag in dieser Höhe. Und das ORF-Fahrzeug? „Ohne ORF wären wir nie zu Strache gefahren”, sagt einer der beiden. Eine ganz normale Reportage?

Karl Diefenbach


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