8. Fantasy Filmfest Nights - Es darf geschrien werden
Pressetext verfasst von kleo am So, 2010-03-07 15:31.Nach der Berlinale ist vor den Fantasy Filmfest Nights. Jedes Jahr im März gibt es für Fantasy-Filmfest-Fans einen Appetizer, bevor der Hauptgang im Sommer serviert wird. Ein Wochenende, zehn Filme.
Den Auftakt bilden München und Stuttgart (13.3./14.3.), gefolgt von Berlin und Hamburg (20.3./21.3.), Nürnberg (26.3./28.3.), Köln (26.3./27.3.) und Frankfurt (27.3./28.3.). Die zehn Häppchen bilden einen netten Querschnitt des modernen Genrefilms von der Anime, in der sich ein Hacker der Identität eines fremden Internet-Avatars bemächtigt und damit die Weltherrschaft an sich reißt, über SciFi-Horror, in dem Vampire die Welt regieren und Menschen als Nahrungsqelle halten bis hin zu biogenetischen Tier-Mensch-Hyprid-Experimenten, Zombies in Vorortplattenbauten und J-Horror in 3D. Die Filme kommen aus Japan, Frankreich, Spanien, Großbritannien und den USA. Ein Blick auf die nationalen Filmschmieden des Genresfilms.
Horror-»Realismus«, made in Spain…
Zunächst sei da der spanische [REC]2 genannt, der in Deutschland nun endlich mal zu sehen ist. Beim FFF 09 war ich enttäuscht, dass das Sequel nicht im Programm war. Im Herbst gab es ein Kuddelmuddel mit dem offiziellen Kinostart (erst angekündigt, dann gestrichen), ein Kuddelmuddel mit dem offiziellen DVD-Start (gleiches Prozedere) … Inzwischen hat man schon einiges über den [REC]-Nachfolger gehört, nämlich nichts Gutes. Als ich dann in einem Interview mit den Regisseuren las (ich glaube, in deadline), dass sie selbst so ein bisschen mit ihrem Sequel hadern und dass sie definitiv keine Fortsetzung planen, hatte ich mit [REC] 2 schon abgeschlossen. Man lese und staune: Im Fantasy-Filmfest-Mini-Katalog ist nun zu lesen, dass ein Prequel sowie ein weiteres Sequel (Ausbruch der Apokalypse) geplant ist…
Für Uneingeweihte ein Rückblick auf das Original: Ein spanisches Boulevard-Doku-TV-Team à la Vox (»Schneller als die Polizei erlaubt«) »soapt« eine Feuerwehreinheit bei der täglichen Arbeit. Die quirlig-nervige, penetrante TV-Moderation Angela und ihr Kamera-Boy müssen nicht lange warten: Die Einheit rückt aus, um eine hilflos-schreiende Alte in einem uralten Mietshaus zu beruhigen. Es handelt sich jedoch nicht um eine demenzkranke, irre Señora, sondern um einen Zombie...
…or in France
Seit längerer Zeit gelten die Franzosen als Geheimtipp in Sachen Horror. Ob sie diesen Ruf nun einem Pascal Laugier (MARTYRS, 2008) oder einem Alexandre Aja (HAUTE TENSION, 2003; THE HILLS HAVE EYES, 2006) zu verdanken haben – ist mir nicht ganz klar. Fakt ist: Sie gehören neben den Spaniern und den Japanern, zu den Filmnationen, die ihren ganz eigenen cinematographischen Style pflegen und hegen. Und die französischen Filme sprechen ihre eigene Sprache. Während man aber bei den Spaniern vielleicht von einer Ästhetik des unterschwellig Bedrohlichen sprechen kann, die während des Franco-Regimes als Methapher für eine verordnete Sprachlosigkeit entwickelt wurde (Carlos Saura wird häufig als Vorbild genannt oder Victor Erices EL ESPIRITU DE LA COLOMENA, DER GEIST DES BIENENSTOCKS, 1973) und während die Japaner die literarische Tradition der unterdrückten weiblichen Rache aus dem Jenseits immer wieder aufbereiten, haben die Franzosen keine Horror-Tradition in diesem Sinne. Sie sind echte Autorenfilmer, die Horrorelemente für ihren ganz eigenen Stil transformieren, wie LEMMING (Dominik Moll, 2005) und VINYAN (Fabrice Du Welz, 2008). Die Story von LA HORDE von Yannick Dahan erinnert allerdings eher ein bisschen an Romeros DAWN OF THE DEAD. In einem heruntergekommenen Vorort-Plattenbau jagen rachsüchtige Cops Verbrecher. Doch dann toben plötzlich massenhaft Zombies durch die Platte und beide Parteien sitzen auf dem Dach fest. By the Way: Der Zombie-Papa ist mit SURVIVAL OF THE DEAD (Kinostart: 8.4.) ebenfalls vertreten. Ich muss zugeben, dass ich sein DIARY OF THE DEAD nicht gesehen habe. Er soll aber belanglos sein. Angeblich wurde Romero bei SURVIVAL OF THE DEAD von William Wylers Western WEITES LAND beeinflusst.
3-D-Horror-X-Treme aus Japan
3-D hat sich nun spätestens mit AVATAR etabliert, obwohl schon seit längerer Zeit, Versuche im Gange waren, diese Technik, gerade im Horror-Bereich, breiteren Zuschauermassen schmackhaft zu machen. Generell ist dagegen natürlich nichts zu sagen: Irgendwas muss sich die Branche ja einfallen lassen, um die HDV-verwöhnten Potatoes von ihrer Couch wegzulocken. Außerdem galten die Multiplexe, die einzigen, die sich diese teure Technik leisten können, lange Zeit als gebeutelte Verlierer. Cameron ist es gelungen, das Ruder noch mal rumzureißen. Der Mastermind dessen 3-D-Werk THE SHOCK LABYRINTH (Kinostart: 22.4.) auf den FFF-Nights hoffentlich zum Davon-Laufen ist (im positiven Sinne): Takashi Shimizu.
Spontan fällt mir dazu sein JU-ON (2002) und das US-Remake THE GRUDGE (gleicher Regisseur, USA 2004) ein. JU-ON ist ein sehr gelungenes Stück J-Horror, welches an das Masterpiece RINGU (1998) heranreicht. Da ich den Begriff »J-Horror« verwende, möchte ich damit betonen, dass ich den Begriffsschöpfern beipflichte, dass es sich beim so genannten »Japan-Horror« um ein vollkommen eigenes Genre handelt, das von anderen Horrorfilmen, insbesondere den Remakes, abzugrenzen ist: J-Horror erreicht mit minimalen ästhetischen Mitteln, z. B. einer einzige Kameraeinstellung, die nicht in die Gesamtchoreographie passt, ein äußerst unangenehmes Gefühl. Das Remake arbeitet weniger mit einzelnen Disharmonien. Es benötigt einen gesamten Szenenaufbau, arbeitet brachialer, weicht letztendlich immer mehr auf Sound-Effekte aus.
...
weiter unter http://www.dasblogzumhof.de/festivals/8-fantasy-filmfest-nights.php
Das Blog zum Hof über Film, Kino und Festivals.