Rhein-Wied-News: Auf dem Weg in den Überwachungsstaat

Der neue elektronische Personalausweis wird ab dem 1. November des Jahres 2010 verfügbar sein wird. Der neue Ausweis soll im gleichen Scheckkartenformat wie der Führerschein erscheinen und Informationen - etwa über Fingerabdrücke - speichern können. Auf dem neuen Scheckkartenausweis übernimmt ein "Radio Frequency Identification"-Chip (RFID) die Speicherung der persönlichen Daten. Neben den üblichen Ausweis-Informationen etwa zu Name, Alter und Wohnsitz steht es Ausweis-Besitzern frei, biometrische Daten auf der Chipkarte zu speichern. Und damit beginnen die Probleme: Datenschützer melden bereits seit einiger Zeit Bedenken an - schließlich seien die Informationen auf dem elektronischen Personalausweis für Kriminelle nicht uninteressant. Da der neue Personalausweis auch zur Identifikation im Internet dienen soll, könnten Unbefugte mit gekaperten Identitäten großen Schaden anrichten. Als Schwachstelle des neuen Personalausweises gilt vor allem der RFID-Chip.
Denn RFID-Chips werden über Funk ausgelesen. In der Vergangenheit konnten mehrere Sicherheitsexperten die Verschlüsselung der RFID-Chips überlisten. Hinzu kommt, dass die RFID-Chips dank drahtloser Datenübertragung quasi "im Vorbeigehen" ausgelesen werden können. Der Besitzer des elektronischen Ausweises merkt von dem Auslesevorgang nichts - egal, ob staatliche Stellen oder Unbefugte auf die Daten zugreifen.
Ein Test des niederländischen IT-Spezialisten Jeroen van Beek ist neue Munition für die Kritiker der biometrischen Ausweise. Er "verwandelte" einen kleinen Jungen innerhalb von Minuten in Osama bin Laden und einer 36-jährigen Frau fügte er auf den geklonten RFID-Chip das Foto von Hiba Darghmeh, die 2003 drei Menschen bei einem Selbstmordanschlag tötete.

Dem Bericht zufolge benötigte der Sicherheits- und Computerexperte van Beek von der Universität Amsterdam nur eine öffentlich zugängliche Software, ein Kartenlesegerät im Wert von etwa 50 Euro und zwei RFID-Chips, die circa 12 Euro kosten für diese Manipulationen. Nach der Manipulation akzeptierte ein Lesegerät, das mit dem von der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) als Standard empfohlenen Golden Reader Tool arbeitet, die veränderten Pässe als echt!

Wundern Sie sich also bitte nicht, wenn Sie demnächst einige Stunden im Gewahrsam der Sicherheirsdienste verbringen müssen ... .

...

Problem: Speicherung von "Persönlichkeitsmerkmalen"

Datenschützer Weichert hält eine zentrale Speicherung biometrischer Daten für höchst problematisch: "Die Daten sollten nur bei der betroffenen Person selbst gespeichert werden". Ansonsten sehen Datenschützer die Gefahr eines "gläsernen Menschen". Und an dem ist auch die Wirtschaft höchst interessiert: Informationen über Reisen, Einkaufsverhalten usw. sind im wahrsten Wortsinn "Geld wert".

Ausweise ohne Chip vorerst noch erhältlich

Dr. Hans Bernhard Beus, Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik und Staatssekretär im Bundesinnenministerium äußert sich positiv zum neuen Ausweis: "Mit diesem modernen Personalausweis, der durch äußere und innere Werte überzeugt, setzt Deutschland im internationalen Vergleich neue Standards - vor allem für den Datenschutz." Bundesinnenminister Thomas de Maizière findet den neuen Personalausweis schlicht "praktisch". Immerhin sei er kleiner als der alte Ausweis, "könne dafür aber viel mehr".

Die alten Personalausweise bleiben bis zu ihrem Ablaufdatum gültig, danach werden keine "alten" Ausweise mehr ausgestellt. Wer möchte, kann seinen Ausweis aber ab dem 1. November 2010 gegen eine der neuen Chipkarten tauschen. Wie teuer der neue Ausweis wird, steht allerdings noch nicht fest. Wer lieber Abstand zur neuen Technik halten will, kann bis Ende Oktober 2010 noch einen regulären Ausweis beantragen. Die Exemplare ohne RFID-Chip behalten zehn Jahre lang ihre Gültigkeit.

---
Den kompletten Artikel finden Sie auf: http://www.rhein-wied-news.de