Rhein-Wied-News: Leidenschaftlicher Kämpfer für Kinder- und Jugendschutz! - (Interview mit einem Kinderschützer)

Anfang 1992 gründeten besorgte Eltern in der Verbandsgemeinde Wirges im Westerwald eine „Elterninitiative gegen Gewalt und sexuelle Belästigung in unserer Schule“. Anlass war ein Fall eines Hauptschullehrers, der sich, wie es ein Richter beschrieb, gegenüber Schülerinnen zudringlich, taktlos und ungehörig verhielt.

Der Dipl. Sozialpädagoge (FH) Johannes Heibel (54) war damals einer der Initiatoren und ist heute Vorsitzender der mittlerweile im Westerwald und auch bundesweit etablierten „Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen e.V.“ mit rund 150 Mitgliedern. Das Ehrenamt fordert ein hohes Maß an persönlichem Einsatz und wertvoller Lebenszeit. Es hat den Vorsitzenden auch selbst verändert. Würde er sich heute noch einmal für ein solches Ehrenamt entscheiden?

RWN: Herr Heibel,wie beschreiben sie ihr Naturell vor Beginn dieser Arbeit?

Heibel: Vor Beginn dieser Arbeit war ich schon verheiratet, hatte zwei Kinder. Unser Sohn war 10, unsere Tochter 12, wir führten ein ganz normales Familienleben. Von Beruf war ich Jugendpfleger in Höhr-Grenzhausen. Wir haben sehr viel mit den Kindern unternommen, waren viel unterwegs. Die Freizeit hat sich fast ausschließlich im familiären Umfeld abgespielt. Meine Hobbies waren Joggen und Tischtennis. Ich spielte in der Bezirksklasse hier im Westerwald. Ich kann sagen, es war ein unbeschwertes Leben bis zu dem Tag, ab dem sich nach und nach in immer rasanter werdender Geschwindigkeit das Leben total verändert hat, auch mein Freizeitverhalten. Natürlich auch das familiäre Leben.

RWN: Was gab den Anstoß, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Heibel: Es war im Mai 1991, unsere Tochter war zu dem Zeitpunkt 12 Jahre alt, unser Sohn 10. Unsere Tochter besuchte die Hauptschule

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Eines Tages hat sich dieses Mädchen, ich nenne sie jetzt mal Anja, meiner Frau Monika anvertraut und erzählt, dass der Lehrer Helmut B. seit kurzem ganz komisch wäre und sie wüsste nicht mehr, was sie machen sollte. Er war doch immer so lieb gewesen. Sie hatte ihn öfters vom Lehrerparkplatz abgeholt, ganz in der Nähe des Schülerbusbahnhofs, ihm die Taschen getragen. Anja mochte ihn. Plötzlich sei er ganz komisch geworden, hätte sie so komisch angeguckt, manchen Mädchen den Po getätschelt und es wäre ihnen richtig unangenehm gewesen. Auch während des Unterrichts hätte er sie öfters so komisch angeguckt. Das Mädchen war total irritiert.

Wir haben dann von Mai bis in den Herbst hinein öfter mit ihr gesprochen, gefragt,

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Oktober 1991 haben wir den Entschluss gefasst, dass ich mit dem Klassenlehrer Kontakt aufnehme. Ich sprach mit Dieter S., der am Ende meiner eigenen Schulzeit seinen beruflichen Einstieg in meinem Heimatort hatte. Ich habe dann mit dem Dieter – wir duzten uns – gesprochen, habe ihm alles vorgetragen. Er wurde plötzlich ganz still am Telefon. Ich habe dann nachgefragt und er hat mehr oder weniger gesagt, dass das Thema schon seit 10 Jahren immer mal wieder von Mädchen angesprochen wurde. Das hiess konkret, über den Lehrer Helmut B. hatten sich Schülerinnen beschwert, dass sie sich von ihm sexuell belästigt fühlten, aber es war nur zur Kenntnis genommen worden, seitens der Schulleitung nichts passiert.

Ich bat ihn, das mit den Mädchen nochmal zu besprechen, den Vorwürfen nachzugehen und auch die Vertrauenslehrerin mit ins Boot zu nehmen, weil die Mädchen mit ihr vielleicht besser reden könnten. Das ist dann so auch erfolgt. Kurze Zeit später sprach ich auch...

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Das Schlimmste für sie war, dass ein Mädchen dieser Klasse versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Sie hatte das Mädchen im Krankenhaus besucht und es gefragt, warum es das gemacht hätte? Sofort kam wie aus der Pistole geschossen: An allem ist eigentlich nur der Helmut schuld. Sie hatte das dann bestürzt der Schulleitung gemeldet. Aber Wochen vergingen und es wurde nichts unternommen.

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16.01.2010: | |