Rhein-Wied-News: Bad Ems - Geplante Bad Emser Medienhochschule - die Milchmädchenrechnung des Bürgermeisters

Er hat sie selbst auf den Tisch gelegt: Die Zahlen, die zwei Bedeutungen haben können - entweder entlarven sie die Medienhochschule als Hirngespinst, oder sie bedeuten, dass irgendwer (doch wohl nicht das Land?!) jährlich rund 12-15 Millionen Euro dazulegen muß. Und das ist eher tiefgestapelt! Der Reihe nach: In dem Gebäude der ehemalige Nachrichtenschule der Bundeswehr sollen zukünftig jedes Semester rund 150 Studenten unterrichtet werden. Pro Semester soll ein Student bis zu 2.000 Euro Studiengebühren zahlen, so die Angaben des neuen Stadtbürgermeisters von Bad Ems, Berny Abt. Nach unserer Rechnung sind das jährlich 300 Studenten, die ein Budget von bis zu 600.000 Euro aufbringen sollen. Gut, damit wären rund 5 % der Kosten gedeckt! Wie wir darauf kommen? Das erläutern wir gern näher ...

Nehmen wir als Beispiel die renomierte Hochschule für Film und Fernsehen in München. Sie ist in der Größe vergleichbar, rund 350 Studenten pro Jahr. Sie wird großzügig unterstützt von der BAVARIA, was Technik und Know-how betrifft und sie hat einen so guten Ruf weltweit (immerhin 7 Oscars für Studenten-Abschlussfilme; außerdem Absolventen wie Emmerich, Petersen, Eichinger), dass viele Großunternehmen sich dort finanziell einbringen. Da das Land Bayern sich diese Schule aktuell (Budget 2009) 7,42 Millionen Euro kosten läßt, kann das benötigte Gesamtbudget von rund 12 Millionen jährlich recht gut aufgebracht werden.

Als zweites und wesentlich bescheideneres Beispiel nennen wir noch die FH Bonn-Siegburg. Hier ist der Medienbereich nur einer von mehreren Studiengängen (allerdings für die FH nicht gerade der preiswerteste). Die Anzahl der Studenten beträgt nur etwa die Hälfte von dem, was für Bad Ems geplant ist. Dafür decken sich die Ausbildungsbereiche aber fast exakt.

Nehmen wir einfach mal die Investitionskosten: Das für rund 130 Studenten konzipierte Fernsehstudio (samt kameras und Schnitträumen) hat alleine rund 7,6 Millionen Euro gekostet. Zeitungs-, Radio- und Internet-Redaktion an der Fachhochschule schlugen noch einmal mit ca. 3,7 Millionen zu Buche. Nun muss man diese Kosten in der Bilanz abschreiben; da die Technik sich gerade im Kommunikationbereich rasant weiterentwickelt, sind 3-5 Jahre üblich, 6 Jahre würden wohl noch akzeptiert. Das heißt, bei vergleichbarer technischer Ausstattung würden in Bad Ems die Einnahmen nicht einmal für die Hälfte der Abschreibungen ausreichen.

Nun kommt allerdings noch ein Problem hinzu: Die E.M.S., als European Media School in Bad Ems, soll nach den Vorstellungen von Berny Abt, vergleichbar mit der WHU Vallendar (eine private Wirtschaftshochschule) einen Spitzenplatz in Deutschland einnehmen und die Konkurrenz überrunden.

Das setzt mehreres voraus: Eine gute Ausstattung (vielleicht findet sich ja ein Sponsor) und vor allem, die deutsche, besser noch die europäische Elite der Professoren. Hans Meiser (Freund von Berny Abt) in Ehren, aber diese Kategorie ist damit nicht gemeint. Da müssten schon Namen wie Prof. Marc Chavannes von der Universität Groningen oder Wolf Schneider von der Henri-Nannen-Schule (mittlerweile eine Cross-Media-School) von Anfang an dabei sein. Das Problem: Die Gesamteinnahmen der Abtschen Schule würden kaum für das Jahreshonorar auch nur eines bedeutenden Dozenten reichen!...

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Technik, Dozenten, laufende Kosten (beispielsweise für Heizung, Strom, Wasser, ...), Abschreibungen, Verwaltungspersonal (kann man schlank halten, aber ohne Sekretariat und Hausmeister wirds wohl kaum gehen) - mit 600.000 Euro an Studiengebühren ist das nicht zu stemmen!

Wo, Herr Bürgermeister, soll das restliche Geld, oder besser gesagt, der Löwenanteil für die E.M.S. herkommen? Die Bad Emser haben ein Recht, das von Ihnen zu erfahren!
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Und zum Schluß noch ein Schmankerl: Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) und das Technik-Unternehmen Media Consult International (MCI) haben 2001 eine gemeinnützige Einrichtung gegründet. Diese bildet Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten für die Arbeit in den elektronischen Medien Hörfunk, Fernsehen und Internet aus. Die Studenten müssen keine Gebühren zahlen, sondern erhalten (gemeinnützig!) eine monatliche Ausbildungsvergütung in Höhe von 640 Euro brutto.
Die Einrichtung hat auch einen Namen: Er lautet EMS (für "Electronic Media School"), allerdings ganz ohne Pünktchen ...

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