Danke, google! Juristische Zähne schwimmen in einem Kukident-Glas/Wie kritisch ist das Internet?

„Ein die Religionsgemeinschaft ´Jehovas Zeugen in Deutschland´ vertretender Rechtsanwalt hat sich an Google wegen Ihres Blogs ´Vom Wachtturm herunter´, das sie unter der Adresse: zeugenjehovas.blogspot.com betreiben, gewandt und um Löschung der Domain gebeten. Für den Fall der Nichtlöschung hat die Religionsgemeinschaft rechtliche Schritte angedroht und eine klageweise Löschung der von Ihnen genutzten Domain in Aussicht gestellt.“

Diese mail habe ich am 12. Juni 2008 von google bekommen. Dann rief mich ein Mitarbeiter an, wir überlegten uns einen neuen Namen für meine Seiten. Dazu kam es aber nicht. Google entschied: „Wir warten die Klage ab.“ Das bekamen die Zeugen Jehovas schriftlich. Danach geschah nichts mehr. Mein blog behielt seinen Namen und ist weiter im Netz mit Neuigkeiten aus der religiösen und Psycho-Szene.

Auch familiensteller.blogspot.com ist seit fast fünf Monaten im Netz. Bei allen haben Anwälte der Jugendhilfe Lüneburg als Trägerin der Therapeutischen Gemeinschaft (TG) Wilschenbruch auf der juristischen Matte gestanden. Meine Artikel verschwanden bei Sajonara, bei pressemitteilung.ws, bei Premium Presse und bei Readers Edition.

Bei google sind sie nicht verschwunden. Die haben nämlich noch Rückgrat und eine Rechtsabteilung, die nicht bei jedem Anwaltsschreiben das journalistische Weite suchen würde. Auch auf wagniskinder.de stehen meine Artikel weiterhin. Diese Seiten habe ich bei 1 und 1 eingerichtet und bezahle dafür. Käme die Jugendhilfe Lüneburg mit einem Anwalt, bekämen sie es mit mir zu tun.

Die Therapeutische Gemeinschaft Wilschenbruch hat auf meine Berichte mit einem Gegen-Blog reagiert. Seitenpfleger ist ein gewisser Marc. Der steht nun einem Phänomen gegenüber. Kaum hat er eine positive Stellungnahme veröffentlicht, melden sich mehrere, die energisch Widerspruch anmelden. Der allerdings nicht im TG-blog veröffentlicht wird - sondern auf anderen Seiten.

Möglicherweise ist dieser Marc einfach nur zu beschäftigt mit privaten mails an Kritiker - oder er darf kritische Kommentare nicht frei schalten. Öffentlich diskutiert werden soll also offenbar gar nicht.

Nun ist im TG-Blog ein Erfahrungsbericht von jemandem erschienen, der sich ebenfalls Marc nennt. Der versichert: „PS: Meine Therapie habe ich 1989 (nicht in der TG Wilschenbruch) gemacht. Das ist also 20 Jahre her. Inzwischen ist sehr viel passiert, aber rückfällig bin ich nie geworden.“ Der Seitenpfleger jedoch lebt in einer Außenwohnung der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch. Also handelt es sich um zwei Marcs? Eher unwahrscheinlich.

Wer die Anwaltsschreiben kennt, die im Auftrag der Jugendhilfe Lüneburg verschickt werden, kann eigentlich nur zu einem Schluss kommen: Diese Einrichtung knirscht mit Zähnen, die auf einem Nachttisch in einem Glas mit Kukident schwimmen. Das hat inzwischen wohl auch die Lüneburger Staatsanwaltschaft registriert. Denn: Professor Dr. phil. Ruthard Stachowske als TG-Leiter hätte gerne eine Strafbefehl-Lawine losgetreten. Zwei Strafprozesse hat es gegeben - schon riss die geplante Serie, weil das Team von Stachowske Behauptungen zusammengetragen hatte, die einer Überprüfung nicht standhalten.

Unverdrossen behauptet die Jugendhilfe Lüneburg, sie habe einen „exzellenten Ruf“. Dazu gibt es nun auf familiensteller.blogspot.com eine Umfrage. Wie bewerten Betroffene die Arbeit der Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch?


Über Heinz-Peter Tjaden