Die Rohstoff-Woche – Kalenderwoche 40/2009: Von Übernahmediamanten und echten Diamanten

Über China haben wir in letzter Zeit schon sehr viel berichtet. Und auch in dieser Ausgabe der Rohstoff-Woche lässt uns das Reich der Mitte nicht los.

So beherrschte auch in dieser Woche wieder China die Rohstoff-Medien. Zunächst einmal sorgte eine Analyse des kanadischen Investmenthauses Cannacord Capital Corporation für Aufsehen, in der von einer Angebotslücke bei Kupfer von 10 Millionen Tonnen im Jahre 2020 ausgegangen wird. Als Hauptgrund für diese Lücke zwischen Angebot und Nachfrage sehen sowohl Cannacord als auch der Minenriese BHP Billiton – na was wohl? – richtig, China!

Begründet wird das Ganze mit dem enormen Investitonsstau, der weiterhin in Chinas Städten herrscht. Wir hatten diese Problematik schon einmal in Ausgabe 27/2009 angesprochen. Demnach werden bis 2025 weitere 350 Millionen Chinesen in die großen Städte ziehen, was den Bau von ungeheuren Mengen an asphaltierten Strassen, Massentransportsystemen, Wohn- und Geschäftsflächen und Wolkenkratzern zur Folge haben wird. Experten gehen davon aus, dass bis 2030 10 neue „New Yorks“ in China aus dem Boden gestampft werden. Das alles verlangt nach Unmengen an Metallen, allen voran Kupfer.

Was also tun, um diese Mengen an Rohstoffen heranzuschaffen? – Nunja, wie wir alle wissen ist China ja schon längere Zeit auf Einkaufstour in der ganzen Welt. Tausche USD-Papiergeld in nachhaltige Rohstoff-Reserven lautet die Devise. Allein Australien bekam in den vergangenen 18 Monaten rund 90 Anträge chinesischer Unternehmen auf Investitionen im Wert von gut 34 Milliarden AUD auf den Tisch. Was anfangs gut geklappt hat gerät in letzter Zeit aber mehr und mehr zu einem Fiasko. Vor allem westliche Länder – allen voran Australien – versuchen mit aller Macht Chinas Griff nach Reserven in den jeweiligen Ländern zu verhindern.

So scheiterte China, vertreten durch die China Nonferrous Metal Mining Group, in dieser Woche abermals am Widerstand der australischen Regierung. Diesmal sollte die Seltene Erden – Firma Lynas Corp. für 400 Millionen USD mehrheitlich übernommen werden. Was macht man nun, wenn man in rohstoffreichen westlichen Ländern nicht zum Zug kommt, gleichzeitig aber unbedingt auf riesige Mengen an Rohstoffen angewiesen sein wird? – Man sucht sich eben Länder, die unbedingt Devisen benötigen, um im globalen Wettbewerb nicht auf der Strecke zu bleiben.

So verwundert es nicht, dass China mittlerweile nicht mehr Brasilien oder Mexiko als wichtigsten zukünftigen Handelspartner in Süd- beziehungsweise Latein-Amerika nennt, sondern Ekuador. Ekuadors Bevölkerung ist mehrheitlich verarmt, jedoch besitzt das Land große Vorkommen an Kupfer und Gold. Bekannt sind in diesem Zusammenhang vor allem der Goldproduzent Kinross, der das weltbekannte Fruta del Norte - Goldprojekt vor noch nicht allzu langer Zeit von Aurelian Resources erwarb und Corriente Resources, das auf mehr als 25 Milliarden Pfund Kupfer sitzt. Allgemein zeichnet sich Ekuador momentan aber nicht allzu sehr durch einen aktiven Bergbau aus, alles steckt noch in den Kinderschuhen. Daher lassen sich die in Ekuador aktiven Minengesellschaften an zwei Händen abzählen. Wenige Minengesellschaften in einem Land das zum Einen jeden Dollar gebrauchen kann und das zum Anderen in den Tunnelblick Chinas geraten ist. Das riecht förmlich nach interessanten Investmentmöglichkeiten, da starker Übernahmedruck zu erwarten ist.

Ins gleiche Horn wie Cannacord und BHP stoßen übrigens auch die Experten von RBS Global Banking & Markets, die ebenfalls von einem Angebotsdefizit bei Kupfer ausgehen und bis 2013 bereits wieder von einem möglichen Kupferpreis von 9.000 USD je Tonne ausgehen. Diese zu erwartende Preisspirale dürfte wiederum die Übernahmespirale immer schneller drehen lassen. Und gerade das setzt die chinesischen Rohstofffirmen unter noch stärkeren Erfolgsdruck.

Einen spektakulären Erfolg anderer Art konnte in dieser Woche der britisch-südafrikanische Diamanten-Produzent Petra Diamonds vermelden. Petra Diamonds barg aus seiner südafrikanischen Cullinan-Mine Anfang September 2009 drei Diamanten, die jeweils mehr als 100 Karat Gewicht erreichen konnten. Der größte dieser drei Diamanten bringt es auf eine Karatzahl von stolzen 507,55 und reiht sich damit in die Riege der 10 größten bekannten, jemals aufgefundenen Diamanten ein. Dieser noch nicht benannte Diamant wurde in einer Tiefe von etwa 750 Metern aufgefunden, in einer Mine, die schon früher spektakuläre Funde zu Tage brachte. Darunter auch den größten jemals gefundenen Diamanten, den berühmten Cullinan-Diamant (weiterführende Informationen siehe unten).

Der Wert dieses neuen Rohdiamanten wurde bis dato noch nicht näher bestimmt. Schätzungen gehen aber von einem Wert jenseits der 15 Millionen USD aus. Vergleicht man diese Zahl wiederum mit dem Jahresgewinn von knapp über 50 Millionen USD, den Petra Diamonds im abgelaufenen Jahr erzielen konnte, wird deutlich, dass allein dieser Fund soviel Wert ist, wie normalerweise die Produktion von drei Monaten. Nicht umsonst stieg der Preis pro Petra-Aktie innerhalb weniger Tage um satte 50%. Der Platzhirsch De Beers, dem die Cullinan-Mine früher gehörte, dürfte derweil nur noch ungläubig staunen.

Hätten Sie’s gewusst?:

Als größter jemals gefundener Rohdiamant gilt der so genannte Cullinan-Diamant aus der südafrikanischen Premier Mine. Der Cullinan-Diamant wurde 1905 vom damaligen Produktionsleiter der Mine, Frederick Wells, entdeckt und hatte zu diesem Zeitpunkt ein Rohgewicht von exakt 3106,75 Karat, was 621,35 Gramm entspricht. Benannt wurde er nach dem damaligen Besitzer der Mine, Thomas Cullinan.
Der Cullinan wurde 1908 in 105 Teile gespalten, davon 9 große Teile mit Karatzahlen von 4,39 bis 530,2 Karat. Diese neun großen Diamanten sind heute Teil der britischen Kronjuwelen und befinden sich im Tower von London.
Der größte dieser Diamanten, der Cullinan I gilt aktuell aber nicht mehr als der größte geschliffene Diamant der Welt. Diesen Rekord hält der so genannte Golden Jubilee – Diamant, der 1985 aufgefunden wurde und mit 545,67 Karat einen Hauch schwerer wiegt als der Cullinan I.
Theoretisch noch größer könnte nur noch der so genannte Großmogul sein, der seit 1739 als verschollen gilt. Dessen Rohgewicht betrug 797,5 Karat. Inwieweit der Großmogul geschliffen wurde, ist genauso unbekannt wie sein derzeitiger Aufenthaltsort.

Das Zitat der Woche:

„Des Diamanten Seele ist das Licht.“ - Joseph Joubert (* 7. Mai 1754 in Montignac, Périgord; † 4. Mai 1824 in Villeneuve-sur-Yonne) war ein französischer Moralist und Essayist.
Joubert beschriebt mit diesem Spruch die Tatsache, dass geschliffene Diamanten erst mit Hilfe des Lichts ihre wahre Schönheit offenbaren.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
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