Die Rohstoff-Woche – Kalenderwoche 38/2009: Möge der Gold-Hype beginnen – oder doch (noch) nicht?

Geht’s jetzt schon richtig los? In dieser Woche sprang der Goldpreis erneut über die 1.000-USD-Marke und hielt sich auch über dieser magischen Grenze. Wie nach der Betätigung eines Schalters setzte plötzlich bereits ein Beinahe-Hype ein.

So kam pünktlich zum Sprung über die 1.000 USD eine Meldung in Umlauf, dass China gerüchteweise über ein absolutes Goldexport-Verbot nachdenke. Nachdem es bereits seit etwa 2 Jahren ein selbiges de facto bereits für Silber und Seltene Erden gibt, scheint China nun auch beim Gold die Grenzen dicht zu machen – zumindest rauswärts. Doch die Spekulationen gehen weiter: von einem geheimen Abkommen aller vier BRIC-Staaten – also neben China auch Russlands, Indiens und Brasiliens – kein Gold mehr aus der Hand zu geben, wurde plötzlich berichtet. Was ist aber dran an all den Gerüchten und welche Auswirkungen auf den Goldpreis könnten diese haben?

Nunja, an der Börse wird nunmal spekuliert und Gerüchte spielen dabei eine entscheidende Rolle, da meistens gerade sie es sind, die an der Börse gehandelt werden. Fakt ist, dass China mittlerweile Südafrika als führenden Goldproduzenten abgelöst hat. Fakt ist auch, dass China sich massiv in Rohstofffirmen in Afrika und Amerika einkauft bzw. diese gänzlich schluckt. Nachdem es bei BHP nicht klappte (hier wollte China über 20 Milliarden USD investieren), war man beispielsweise bei Athabasca Oil Sands in Kanada erfolgreicher. Die nächste relativ bekannte Rohstofffirma, die in chinesische Hände übergeht, könnte Corriente Resources sein, die in Ekuador nach Kupfer und Gold sucht und dort auch fündig wurde.

Doch zurück zum Thema Gold und den Blüten, die 1.000 USD je Unze treiben können. So ließ Kinross Gold in dieser Woche verlauten, dass man jetzt mit einem starken und schnellen Goldpreisanstieg rechne. Kinross Gold’s CEO Tye Burt hält vor allem die Mischung von wachsender Verunsicherung wegen der Finanzkrise und damit verbundener, steigender Nachfrage nach so genannten sicheren Anlagen wie Gold und eines stetigen Produktionsrückgangs seit 2001 für geradezu perfekt. Seit 2001 sank laut Burt die jährliche Weltproduktion an Gold von 81 Mio. Unzen auf 77 Mio. Unzen, wobei damit zu rechnen sei, dass sich dieser Trend auch mittel- bis langfristig so fortsetzen werde.

Nachdem Barrick Gold in der letzten Woche verkündete, dass man sein Hedge-Book zumindest größtenteils auflösen wird, begann der Gold-Major nun damit, eine weitere Großmine aufzubauen. Es handelt sich dabei um die Pascua-Lama Goldmine an der Grenze zwischen Chile und Argentinien begonnen, in der ab 2012 bis zu 800.000 Unzen Gold pro Jahr produziert werden sollen. Und auch in Australien geht der Aufbau neuer Goldminen voran, unter anderem bei Apex Minerals und Avoca Resources.

Die Goldbranche scheint also mehr als optimistisch zu sein, dass sich der Goldabbau in naher Zukunft noch mehr lohnen könnte. Gerade in solch optimistischen Zeiten besteht allerings auch stets eine überdurchschnittliche Gefahr, dass alles doch nicht so kommt, wie es alle erwarten. Bloomberg veröffentlichte nun Umfragedaten, die besagen, dass drei Viertel aller befragten Händler und Investoren davon ausgehen, dass der Goldpreis stark steigen wird.

Recht auffällig – und damit ein signifikantes Anzeichen, dass es vielleicht doch noch nicht zum alles entscheidenden Ausbruch kommen wird – sind die rekordverdächtigen Gold-Short-Positionen der Commercials. Der bisherige Höchststand der Short-Überhänge der Commercials beim Gold lag bei
-252.740 Kontrakten. Dieser Wert wurde dabei unmittelbar vor dem großen
Goldpreis-Einbruch ab März 2008 verzeichnet. Aktuell steht der Überhang der Commercials-Short-Kontrakte gar bei -270.797 und stellt damit einen neuen
Rekord-Höchststand bei den GOLD Commercials–Short-Überhängen dar. Selbiges Bild übrigens auch bei Platin und Palladium.

Was sagt uns das alles nun? – Zunächst einmal nur, dass die breite Masse an einen möglichst sofortigen Goldpreisanstieg glaubt, die Hochfinanz allerdings dagegen wettet – und das nicht zu knapp. Wer wird dieses Spiel wohl gewinnen?

Die neun größten ETFs verzeichneten in dieser Woche weder große Zuwächse noch signifikante Abverkäufe. Dagegen bekräftigte der Internationale Währungsfonds abermals, dass er ein Achtel seiner Goldbestände veräußern will, was 403 Tonnen oder 12,97 Mio. Unzen entsprechen würde. Gabs da nicht ein Land, das in letzter Zeit vermehrt Gold hortete? 13 Milliarden USD dürften für China doch ein Klacks sein, immerhin sitzt man noch auf geschätzten 2 Billionen USD an Währungsreserven. So fließt mehr und mehr Gold vom angestaubten Westen in den bald gold-glänzenden Osten...

Hätten Sie’s gewusst?:

Der Goldpreis entsteht aus dem Zusammenspiel fundamentaler Marktdaten wie Angebot von und Nachfrage nach Gold, wird aber auch von Emotionen, von eher kurzfristigen Ereignissen und Spekulationen wie auch von langfristigen Erwartungen beeinflusst. Weitere Faktoren, die auf den Goldpreis Einfluss nehmen, sind der Ölpreis und der aktuelle Kurs des US-Dollar, da Gold überwiegend in dieser Währung gehandelt wird.
Ein Goldstandard ist ein Währungsstandard, unter dem der Geldwert in den verwendeten Währungseinheiten als Wert einer feststehenden Menge von Feingold definiert wird. Häufig ist ein Goldstandard mit der Prägung und dem Umlauf von Goldmünzen verbunden. Andere Zahlungsmittel werden in der Regel vom jeweiligen Emittenten auf Verlangen in Goldmünzen getauscht, deren Goldmenge dem Nennwert der eingetauschten Zahlungsmittel entspricht.
Unter dem Goldstandard des Deutschen Kaiserreiches war beispielsweise die Währungseinheit Goldmark dadurch definiert, dass 2790 Goldmark dem Wert von einem Kilogramm Feingold entsprachen.
Heutige Währungen sind in der Regel manipulierte Papierwährungen und unterliegen keinem Währungsstandard. An die Stelle eines Standards traten geldpolitische Maßnahmen der Zentralbanken, die eine Preisniveaustabilität sicherstellen sollen. (Eine recht gut verständliche Erklärung und deshalb von Wikipedia übernommen.)

Das Zitat der Woche:

„Es gibt tausend Möglichkeiten, Geld loszuwerden, aber nur zwei, es zu erwerben: Entweder wir arbeiten für Geld - oder das Geld arbeitet für uns.“ - Bernard Mannes Baruch (* 19. August 1870 in Camden, South Carolina; † 20. Juni 1965 in New York) war ein Finanzier und Börsenspekulant in den Vereinigten Staaten.
Baruch ist heute vor allem für die Lancierung der (in anderem Zusammenhang schon länger bekannten) Formel vom Kalten Krieg zur Charakterisierung des sich als Ergebnis des 2. Weltkrieges aufgetanen Ost-West-Konflikts und als ein Mitbegründer der National Recovery Administration, einem Teil des New Deals, bekannt.
Er prägte auch den bekannten Ausspruch „Hüte dich vor Leuten, die dir Versprechungen machen, ohne Gegenleistungen zu fordern“.

In diesem Sinne eine goldene Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
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