Alles Kultur – Kultur ist nicht alles

20 Jahre sind seit der Samtenen Revolution vergangenen. Längst gehören die Ereignisse von damals der Geschichte an. „Meine Cousine aus Werder bei Potsdam war in den Sommertagen 1989 bei uns zu Besuch. In Ungarn strömten Bürger der DDR zusammen und kehrten ihrem Staat den Rücken. Keiner von uns wusste was sich ereignen würde“ erzählt Klaus Hoffmann, Vorsitzender des Heimatkreis Reichenberg mit Sitz in Augsburg. Er berichtet weiter „ Wir drängten sie zu bleiben, aber der Rest der Familie hatte keine Reisegenehmigung erhalten und so kehrten sie in eine ungewisse Zukunft in die DDR zurück.“

Wenige Wochen nach diesen Ereignissen flüchteten sich Tausende DDR-Bürger in die Prager Botschaft. Im September 1989 öffnete Ungarn seine Grenzen nach Österreich. In Leipzig versammelten sich Mutige zu den sog. Montagsdemonstrationen. Der Machtapparat der DDR schwand und am 9. November 1989 fiel die Mauer. Damit fiel das Symbol der Abgrenzung, das seit 1961 Familien in West und Ost trennte.

2 Jahrzehnte sind seither vergangen. 2 Jahrzehnte in denen der Heimatkreis Reichenberg seiner Brückenbauerfunktion zwischen Deutschen, Sudetendeutschen und Tschechen mehr als gerecht wurde. „ Als die Mauern fielen organisierten wir sofort eine erste Bildungsfahrt in die Heimat. Mit den ersten Deutsch-Tschechischen Kulturtage in Reichenberg waren wir Vorreiter in der grenzüberschreitenden Arbeit innerhalb der Sudetendeutschen Landsmannschaft“, sagt Klaus Hoffmann.

Die Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihrer angestammten Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg führte zu einem Aderlass in der Tschechei. Einem Aderlass in jeglicher Hinsicht. Auch kulturell. Aber Kultur ist nicht alles! Deshalb führte der Heimatkreis Reichenberg Gespräche mit den Verantwortlichen seiner Patenstadt Augsburg und in der Heimatstadt Reichenberg. Ziel war es die politischen Kräfte zueinander zu führen. Nach Jahrzehnten der kommunistischen Diktatur sollten demokratische Kräfte von Anfang mithelfen beim Aufbau einer funktionierenden Verwaltung in Reichenberg. Und es gelang. Mehrmals trafen sich Abordnungen unter der Federführung des Heimatkreises in Augsburg und tauschten sich zu Fragen der Kommunalpolitik aus. 2001 schließlich schlossen die beiden Städte gar eine Städtepartnerschaft. Während aller Treffen hat der Heimatkreis auch immer dafür gesorgt, dass den Teilnehmern beider Städte das Wirken der Deutschen in Reichenberg und im Sudetenland bis zur Vertreibung und darüber hinaus näher gebracht wurde. Wirtschaft und Politik rundeten das Bild ab. Und die Klammer bildete die Kultur.

Auch in diesen Tagen wird der Heimatkreis Reichenberg sein Wirken für die Landsleute in der Heimat und für seine Heimatstadt Reichenberg fortsetzen. Mit einem mehrtägigen Programm in Zittau, Olbersdorf und Reichenberg wird er wieder auf die Leistungen der Deutschen im Sudetenland hinweisen, aber auch auf das bis heute bestehende Unrecht, das den Deutschen wiederfahren ist.

Am 25.9. beginnen die Veranstaltungen im Rathaus in Zittau. Am 26. ist ein großes Treffen in Olbersdorf im Mandaupark geplant und am 27. wird Vater Jeschken eine große Delegation willkommen heißen können. Ein reichhaltiges Programm, das im Übrigen vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und der Sudetendeutschen Stiftung unterstützt wird, wird geboten. Mehrere Gruppen werden außerdem in Oybin und Reichenberg Station machen und das Programm vervollständigen.

„Wir erwarten mehrere hundert Teilnehmer“ sagt Klaus Hoffmann weiter und heißt alle herzlich im Dreiländereck willkommen.

Aus dem Programm:
25.9. Empfang im Rathaus Zittau
Kranzniederlegung in Waltersdorf
26.9. Großes Treffen der Reichenberg in Olbersdorf, Mandau-Park
Verleihung der Liebieg-Denkmünze an E. Scholz, Reichenberg/Liberec für seine Verdienste um die
Versöhnung und den Aufbau der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen und Mähren
27.9. Fahrt nach Reichenberg – Besuch des Deutsch-Tschechischen Begegnungszentrums u.a.
28.9. Gesprächskreise und Besichtigungen in Reichenberg - Fortführung

Heimatkreis Reichenberg Stadt und Land e.V.
Konrad-Adenauer-Allee 39
86150 Augsburg
Telefon: 0821-312707
Fax: 0821-155103
e-mail: mail@heimatkreis.de
www.reichenberg.de

Der "Heimatkreis Reichenberg e.V." ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Augsburg, Bayern, und arbeitet als Heimatgliederung in der Sudetendeutschen Landsmannschaft mit.
Patenstadt der ehemaligen Bewohner aus Stadt und Landkreis Reichenberg ist seit 1955 Augsburg. Der Heimatkreis wird von einem gewählten, ehrenamtlich tätigen Vorstand und vom Kreisrat vertreten.
40 Gemeindebetreuer führen Ortskarteien und sorgen sich um den Zusammenhalt der ehemaligen Bewohner ihrer Städte und Dörfer. Sie organisieren Treffen und besuchen ihre Heimat.

In mehr als 30 Orten Deutschlands und Österreichs bestehen "Reichenberger Gilden"; das sind die regionalen Zusammenschlüsse zur Pflege der Zusammengehörigkeit und kulturellen Tradition.
Der Heimatkreis unterhält in Augsburg eine Geschäftsstelle mit Bücherei, Archiv und Ausstellungsräumen (Reichenberger Heimatstube) in der Konrad-Adenauer-Allee 39.
Dort werden auch die Personenkartei und eine EDV-Anschriftenkartei geführt. Anfragen werden erledigt, Auskünfte erteilt, das umfangreiche Aktenmaterial verwaltet.
Der Heimatkreis Reichenberg e.V. unterstützt die Gemeindebetreuer bei ihrer Arbeit, veranstaltet für die Mitarbeiter Tagungen und Seminare und organisiert das in zweijährigem Abstand stattfindende große "Reichenberger Bundestreffen". Er führt "Reichenberger Jugendwochen" und politische Bildungsreisen durch, vergibt Ehrungen für verdiente Mitarbeiter und sorgt für die Darstellung seiner Arbeit in der Presse.

Zu den kulturellen Aufgaben gehören u.a. die Herausgabe von Heimatbüchern, das monatliche Mitteilungsblatt "Reichenberger Heimatblatt" und das "Jeschken-Iser-Jahrbuch".
In der Geschäftsstelle wird eine Heimatdokumentation aufgebaut und durch Übernahme von Nachlässen ständig erweitert. Der Heimatkreis pflegt die Patenschaft mit der Stadt Augsburg und unterstützt die Städte Kratzau, Liebenau und Christofsgrund im Landkreis bei der Pflege ihrer Patenschaften mit Eichstätt, Königsbrunn und Blaubeuren. Seit 2001 ist er auch Stiftungsmitglied der Stiftung Isergebirgsmuseum in Neugablonz.
Er unterstützt die "Sektion Reichenberg" im Österreichischen Alpenverein für den Erhalt der "Neue Reichenberger Hütte" in Osttirol.
Die Mitarbeiter des Heimatkreises leisten unentgeltliche, ehrenamtliche Arbeit. Allein durch freiwillige Spenden, die von den Landsleuten aus Reichenberg - Stadt und Land - gegeben werden, ist es möglich, die Kosten für diese umfangreichen Aufgaben zu erbringen.
Der Heimatkreis Reichenberg e.V. ist vom Finanzamt Augsburg für die Förderung der Heimatpflege ermächtigt, für alle Zuwendungen Spendenbescheinigungen auszustellen.

Die Vertriebenen aus dem Bezirk Reichenberg haben sich in allen Teilen der Bundesrepublik Deutschland und Österreichs, überwiegend aber in Süddeutschland, niedergelassen.
Sie haben sich maßgeblich am Wiederaufbau nach dem Krieg und der politischen und wirtschaftlichen Neugestaltung beteiligt und pflegen Kultur und Brauchtum ihrer Herkunftsheimat.
Heimatliebe und das Bekenntnis zu den Werten von Freiheit und Recht sind die Triebfeder für die Teilnahme an großen und kleinen Treffen.

Im Rathaus der Patenstadt Augsburg zeugen Glasfenster des Sudetendeutschen Künstlers Victor Eichler, vor der Kongreßhalle ein von Dr. Ing. Egon Hartmann geschaffener "Reichenberger Brunnen" und im Stadtratssaal ein repräsentativer Wandteppich mit Reichenberger und Augsburger Motiven vom Schaffen unserer Landsleute.

Seit der Überwindung des Kommunismus in der CSFR unterstützt der Heimatkreis mit Hilfe der Bundesregierung, des Freistaates Bayern und einer privaten Düsseldorfer Stiftung die noch in Reichenberg, dem heutigen Liberec, lebenden Landsleute. Nach der Vertreibung von rund 130.000 Deutschen aus dieser Region in Nordböhmen leben heute noch ca. 3.000 bis 4.000 Deutsche in Reichenberg und Umgebung.
Sie haben sich im "Verband der Deutschen - Region Reichenberg/Liberec" zusammengeschlossen.
Ein eigenes Kulturzentrum, bestehend aus mehreren Geschäftsräumen, einer Bibliothek und einem Vortragssaal, konnte eingerichtet werden.
Mit Spenden wurden deutsche Bibliotheken für die Abteilung des deutschen Zweiges am Tschechischen Gymnasium, im deutschen Kulturzentrum, bei sieben Kindergärten und an der Pädagogischen Fakultät der Hochschule ausgestattet.
Ein Altenwohnheim ist erstellt worden.
Ein eigener Jugendclub und Kindergruppen konnten vom "Verband der Deutschen" gegründet werden.
Auf Anregung des Heimatkreises fanden Begegnungen zwischen den Repräsentanten der beiden Städte Reichenberg/Liberec und Augsburg mit dem Ziel statt, dass daraus eine Partnerschaft entstehen könnte.
Auf Anregung des Heimatkreises wurden seit 1991 sieben Deutsch-Tschechische Kulturwochen und vier Seminare mit tschechischen Bürgermeistern und Persönlichkeiten durchgeführt und die Anregung für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit gemacht. Heute ist die "Euroregion Neisse" zwischen Sachsen, Niederschlesien (Polen) und Reichenberg/Liberec Wirklichkeit.

Der Heimatkreis Reichenberg e.V. hält nicht nur enge Verbindung zu den Landsleuten in der alten Heimat, sondern auch zu den demokratischen Kräften in dieser Region Nordböhmens. Er will mit seiner Arbeit einen Beitrag zu einem auf Demokratie, Freiheit, Recht und Wahrheit aufgebauten partnerschaftlichen Leben zwischen Deutschen und Tschechen leisten.

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Über HKREICHENBERG

Nachname
Heimatkreis Reichenberg Stadt und Land e.V.

Adresse

Konrad-Adenauer-Allee 39
D-86150 Augsburg

Homepage
http://www.reichenberg.de